Mit Private Assets durch die Krise navigieren

Private Equity, Private Debt und Infrastruktur gehören zu den beliebtesten Privatmarktanlagen. (Bild: Shutterstock.com/Helldorf)
Private Equity, Private Debt und Infrastruktur gehören zu den beliebtesten Privatmarktanlagen. (Bild: Shutterstock.com/Helldorf)

Auf der Suche nach Rendite wenden sich institutionelle Investoren zunehmend Privatmarktanlagen zu. Diese versprechen nicht nur Mehrrendite, sondern tragen auch zu einer besseren Diversifikation bei. In der Corona-Krise stellt sich das als besonderer Vorteil heraus. Das bestätigt die "Institutional Investor Study 2020" von Schroders.

12.11.2020, 17:25 Uhr

Autor: Hanspeter Frey

Was angesichts von hohen Fallzahlen und harschen Regierungsmassnahmen nicht weiter erstaunt: Viele Anlegerinnen und Anleger befürchten, dass die Corona-Krise der Wirtschaft weiter zusetzt und die Finanzmärkte belastet. Auch wenn letztere ein relativ gelassenes und unbesorgtes Bild abgeben, so machen sich unter- und innerhalb der Anlageklassen teils neue Präferenzen und Umschichtungen bemerkbar.

Davon zeugt auch die diesjährige Umfrage des britischen Asset Managers Schroder Investment Management unter 650 institutionellen Investoren weltweit mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 25,9 Bio. US-Dollar. Unverkennbar ist ein Trend von Grossanlegern zu Privatmarkt-Investitionen. Die Entwicklung ist nicht neu, genauso wie die Vorteile von Private Assets – Private Equity, Infrastrukturanlagen, Versicherungs- und Hypothekarverbriefungen, Privatkredite etc. – es nicht sind.

Geringe Korrelation zu traditionellen Anlagen

Privatmarktanlagen offerieren ein überdurchschnittliches Renditepotenzial und sind dank einer in der Regel geringen Korrelation zu traditionellen Anlagen eine willkommene Variante zur Portfoliodiversifikation. Das hat professionelle Investoren in diesem (Corona-)Jahr mehr beeindruckt als 2019. Der Anteil von Private Assets in den Portfolios der befragten Grossanleger ist auf durchschnittlich 14% gestiegen vergleichen mit 12% im Vorjahr. Auf diesem Niveau soll die Quote der Umfrage zufolge in den kommenden zwölf Monaten bleiben.

Quelle: Schroders
Quelle: Schroders

Knapp 80% der Befragten gaben an, Mehrwert und Diversifikation seien die Haupttreiber für Privatmarkt-Investments. 56% glauben, dass Gebühren und Liquidität die grössten Herausforderungen für diese Art von Anlagen sind. 65% wählen den Private-Asset-Manager ausser aufgrund der Kosten und dem Investitionsansatz anhand der historischen Performance aus. Eine knappe Minderheit (46%) identifiziert Privatmarktanlagen selbst als Instrument fürs Risikomanagement.

Furcht vor Wirtschaftseinbruch

Zu beachten ist, dass die Umfrage während der ersten Corona-Welle im April durchgeführt wurde. Fast vier von fünf Teilnehmern sagten damals, dass ein globaler Konjunkturrückgang die grösste Gefahr für die Märkte sei. Aber auch im Jahr davor, als Corona noch kein Thema gewesen war, hatten sich immerhin fast die Hälfte vor einem Wirtschaftseinbruch gefürchtet. Der seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 unerwartet langanhaltende Aufschwung hat wohl zu dieser Befürchtung beigetragen.

Jetzt befindet sich die Welt in der zweiten Welle von Covid-19, und die Ängste sind kaum viel anders als zum Zeitpunkt der Umfrage vor gut einem halben Jahr. Ein bald zur Verfügung stehender Impfstoff ist zwar angekündigt. Bis ein grösserer Teil der Bevölkerung in den Genuss einer solchen Impfung kommt, wird es jedoch Frühjahr 2021 oder wohl noch später werden.

Diversifikation und Schutz vor Rückschlägen ist deshalb ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Argument für alle Anlegerinnen und Anleger in der aktuell unsicheren Zeit. Private Assets haben in früheren Korrekturen bewiesen, dass sie diesen Schutz mindestens teilweise bieten können. Aber auch in der Aufwärtsbewegung halten sie mit – im Falle von Private Equity etwa mehr als der Gesamtmarkt. Das hat der Private-Equity-Boom der letzten Jahre unter Beweis gestellt. Relativ hohe Kosten und Liquiditätsengpässe machen Private Assets zu einer volatilen und risikobehafteten Anlage, doch werden Investoren für diese (überdurchschnittlichen) Risiken im Normalfall ausreichend bis stolz entschädigt.

Krisenerprobt

Georg Wunderlin, Global Head of Private Assets von Schroders, fast den Reiz von Private Assets wie folgt zusammen: "In vergangenen Krisen hat sich gezeigt, dass Privatmarktanlagen über lange Frist einen überdurchschnittlichen Ertrag erzielen. Besonders, wenn der Konjunkturausblick so unklar ist wie heute, erkennen Investoren den Wert dieser Anlageklasse."

Ausser Private Equity sind Infrastrukturanlagen und Privatkredite (Private Debt) die beliebtesten Segmente in diesem Bereich. Weil 79% der befragten institutionellen Investoren einen globalen Konjunktureinbruch in den kommenden zwölf Monaten als grösste Gefahr für die Finanzmärkte ansehen, dürften Private Assets mit ihren Alternativvorteilen auch in Zukunft einen bedeutender, wenn nicht weiter wachsender Baustein in den Portfolios sein.

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