26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Die Sarasin Gruppe vertritt in ihrem aktuellen Strategieausblick die Auffassung, dass Vermögensverwalter mittlerweile Qualitäten aufmerksamer politischer Analysten entwickeln müssen, da gewisse Regierungen zunehmend Einfluss auf die Finanzmärkte nehmen. Andere Regierungen sind diesen Einflüssen namentlich der US-amerikanischen Geldpolitik aufgeliefert. Die heute getroffenen, schwierigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen könnten nach Meinung von Sarasin jedoch in den nächsten Monaten von den Anlegern überraschend herzlich begrüsst werden.
Politiker sehen sich gezwungen, schwierige wirtschaftliche und politische Entscheidungen früher zu treffen, als ihnen lieb gewesen wäre. Bisher war die Angst, derartige Entscheidungen könnten eine Wachstumsumkehr zur Folge haben, eine willkommene Entschuldigung für einen Aufschub. Jetzt drängt aber die Zeit. In Europa folgte Irland dem Beispiel Griechenlands schneller als erwartet und akzeptierte ein Rettungspaket, nachdem die Europäische Zentralbank mit dem Ende der unlimitierten Liquiditätsprogramme gedroht hatte. Aus Angst vor einer Deflation wurde in den USA eine zweite Runde der quantitativen Lockerung (QE-2) eingeleitet. Das Gegenteil ist der Fall in China und anderen wachstumsstarken asiatischen Ländern, wo die zunehmende Inflation, die im Wesentlichen auf steigende Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Hier dürfte es zu einer allmählichen, aber stetigen Aufwertung der chinesischen Währung kommen. Dies schafft den Nährboden für eine Aufwertung der Währungen innerhalb der gesamten Region sowie für leichte, aber gleichzeitig nachhaltige Erhöhungen der lokalen Zinsen.
Demnach findet derzeit eine bisher nicht gekannte Politisierung der Finanzmärkte statt. Sarasin erwartet, dass dies von den Anlagemärkten begrüsst werden wird, und bevorzugt für globale Aktienmandate nach wie vor liquiditätsstarke globale Blue Chips, die von starken thematischen Trends unterstützt werden, während bei riskanteren Anlagen aus den Schwellenländern relative Bewertungsabschläge erwartet werden.
Guy Monson, Vorsitzender des Investment Policy Committee: "Vermögensverwalter müssen mittlerweile Qualitäten aufmerksamer politischer Analysten entwickeln, da gewisse Regierungen zunehmend die Finanzmärkte beeinflussen. Heute getroffene schwierige politische und wirtschaftliche Entscheidungen könnten jedoch in den nächsten Monaten von den Anlagemärkten überraschend herzlich begrüsst werden. Für die globalen Aktienmandate bevorzugen wir deshalb nach wie vor liquiditätsstarke globale Blue Chips, die von starken thematischen Trends unterstützt werden. In Asien dürfte sich die allmähliche Aufwertung des chinesischen Yuan fortsetzen. Auch eine Wertkorrektur um bis zu 20% über einen Zeitraum von zwei Jahren ist nicht auszuschliessen. Höhere Zinsen und eine allmähliche Währungsaufwertung dürften die Erträge von Schwellenmarktanlagen begrenzen und den Wert asiatischer Anlagen allmählich den westlichen Märkten angleichen." Burkhard Varnholt, Chief Investment Officer: "Wir leben in einer Welt der Kontraste. In den USA wurde zur Deflationsabwehr eine weitere quantitative Lockerungsrunde eingeleitet. Die Anleger sollten allerdings bedenken, dass diese zwar entschlossene Vorgehensweise des Vorsitzenden der US-Notenbank Ben Bernanke durchaus erhebliche Ausführungs- und politische Risiken birgt. Da die meisten Schwellenmarktwährungen an den Dollar gekoppelt sind, wird die QE-2 zu einem Anstieg der Geldmenge und der Inflation in den Schwellenländern führen. Von dieser Entwicklung dürften auch weiterhin vor allem riskantere Anlagen profitieren." |
Auswirkungen auf die globale Anlagestrategie
In Europa ist mittlerweile anerkannt, dass der Euro ein unvollständiges Projekt ist. Die Eurozone als Ganzes wird letztlich einen Grossteil der Verbindlichkeiten der schwächeren, kleineren Länder mittragen müssen. Letztere müssen Strukturreformen und Einsparungen umsetzen, um das Verhältnis von Verschuldung zum BIP zu stabilisieren. Sarasin geht davon aus, dass die EU-Kommission zukünftig grösseren Einfluss auf die Staatsfinanzen der Mitglieder nehmen wird, was sich langfristig als gut für den Euroraum erweisen dürfte. Allerdings dürften die Obligationenrenditen im Kern der Eurozone letztlich steigen, denn vor allem Deutschland wird weitere Verbindlichkeiten aus dem Rest der Eurozone absorbieren, was eine allmähliche Verengung der Aufschläge in den Peripherieländern ermöglichen dürfte. Auf kurze Sicht dürften die Aufschläge hoch und volatil bleiben, und Sarasin strebt eine Verkürzung der Laufzeiten bei Engagements in europäischen Staatsanleihen an. Auf Schweizer Franken lautende Anlagen bleiben vorerst stark gewichtet.
Die Kreditaufschläge bewegen sich weiterhin ausserhalb der durchschnittlichen historischen Spanne. 2011 dürfte mit einem Rückgang der Aufschläge zu rechnen sein, denn positive Trends beim BIP ermöglichen den Unternehmen die Anhäufung von Liquidität. Insgesamt sieht Sarasin jedoch tendenziell ähnliche Chancen bei globalen Aktien wie bei Unternehmensanleihen. Im Finanzsektor tendiert Sarasin eher zu Anleihen, während die Kombination aus deutlich rückläufigen Aufschlägen und sehr hohen Dividenden im Industriesektor gute Chancen für Aktienanleger bietet. Wie schon bei Staatsanleihen hat Sarasin auch bei Unternehmensanleihen die Laufzeiten weiter verkürzt. Angesichts steigender Dividenden und generell niedriger Zinsen gibt Sarasin Aktien den Vorzug vor einem langfristigen Engagement in Anleihen.
Um mittelfristigen Inflationssorgen zu begegnen, hält Sarasin zunehmend inflationsgebundene Anleihen aus Grossbritannien (und möglicherweise auch aus den USA) für attraktiv, während in Japan eine Umschichtung von Anleihen zugunsten von Aktien favorisiert wird. Da die im 3. Quartal verzeichneten Gewinne in den USA die vier Jahre alte Höchstmarke übersteigen, erwartet Sarasin eine Beschleunigung der M&A-Transaktionen im Unternehmenssektor getrieben durch die Konzern-Treasuries mit Folgewirkungen auf die Wertpapierkurse. Die Inflationssorgen konzentrierten sich bisher auf Unternehmen, die dem Anstieg der Rohstoffpreise ausgesetzt sind, ohne diese an ihre Endkunden weitergeben zu können. Sarasin meidet Unternehmen mit diesen Eigenschaften und investiert stattdessen in Firmen mit starker Preissetzungsmacht, die typischerweise über einzigartiges geistiges Eigentum, starke Marken und hohe Bruttomargen verfügen. (mak)