22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Invesco hat letzte Woche seine dritte jährliche Invesco Global Sovereign Asset Management Studie veröffentlicht, eine umfassende Analyse des komplexen Anlageverhaltens von Staatsfonds. Für die Studie wurden mehr als 50 öffentliche Investoren aus aller Welt befragt, die zusammen ein Vermögen von 7,09 Billionen US-Dollar verwalten.
Die diesjährige Untersuchung fand vor dem Hintergrund des extremen Ölpreisverfalls statt und bietet direkte Einblicke in die Folgen dieser Entwicklung für Staatsinvestoren. Ausserdem analysiert die Studie die Entwicklung der Anlagestrategien dieser Investoren. Im Hinblick auf die bevorzugten Anlageklassen ist eine Fokussierung auf Infrastrukturanlagen in Schwellenländern erkennbar. Bei der strategischen Umsetzung zeigt sich eine zunehmende Tendenz zu Kooperationen zur besseren Erschliessung von Anlagechancen
Niedriger Ölpreis erschwert Finanzierung vor allem in Nordamerika
Die erheblichen Auswirkungen des drastischen Rückgangs des Ölpreises auf die Wirtschaft, die Aktienmärkte und die Leistungsbilanzen in aller Welt können auch die kurzfristige Finanzierung der Staatsinvestoren erschweren. Wie die diesjährige Studie zeigt, bekommen aber nicht alle Staatsinvestoren die Auswirkungen des sinkenden Ölpreises gleichermassen zu spüren. Je nach Grad der Abhängigkeit vom Öl (definiert als prozentualer Anteil der Ölrenten am BIP) sowie weiteren Governance-, Risiko- und Liquiditätsmanagement-Faktoren sind deutliche regionale Unterschiede erkennbar.
Überraschend mag erscheinen, dass die ölfinanzierten Staatsinvestoren der Schwellenländer im Mittleren Osten die Auswirkungen der Ölpreisentwicklung auf ihre Finanzierung am geringsten einschätzen. Dagegen äussern Staatsinvestoren aus Nordamerika, denen die hohen Rohstoffpreise in der Vergangenheit die Staatskassen gefüllt haben, am häufigsten die Erwartung, dass der niedrige Ölpreis ihre Neufinanzierung kurzfristig belasten wird. Die grosse Mehrheit (80%) der nordamerikanischen Staatsinvestoren rechnet mit einem Rückgang der Mittelzuflüsse in diesem Jahr. Die übrigen 20% gehen von einem unveränderten Finanzierungsniveau aus.
Für die Regierungen in Nordamerika kam der Ölpreisverfall zu einem besonders problematischen Zeitpunkt: Durch die rückläufigen Erlöse der Ölproduzenten sind die Steuereinnahmen gesunken, während die Staatsausgaben durch den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand zugleich deutlich gestiegen sind, erläutert Nick Tolchard, Vorsitzender der Global Sovereign Group von Invesco & Head of Invesco Middle East.
Im Rest der Welt geht ein deutlich kleinerer, aber immer noch bedeutender Anteil von 42% der Staatsinvestoren mit einer hohen Ölabhängigkeit von einem Rückgang der Mittelzuflüsse im Vergleich zum Vorjahr aus. Das zeigt, dass Staatshaushalte und Ölmarkt weltweit eng miteinander verknüpft sind und dies nicht nur für die ölabhängigen Staatsinvestoren aus den Schwellenländern ein Thema ist.
Staatsinvestoren verkraften Finanzierungsprobleme heute besser als vor 2008
Der Rückgang des Ölpreises hat auch die Bedeutung der Führungs- und Kontrollstrukturen sowie der Rechtsformen der Staatsinvestoren verdeutlicht. Trotz ihrer Sorgen über den Zugang zu neuen Mitteln zeigt sich die Mehrheit (80%) der nordamerikanischen Staatsinvestoren zuversichtlich, dass ihr Anlagevermögen nicht zur Finanzierung potenzieller Haushaltslücken herangezogen werden kann. Dagegen rechnet eine erhebliche Zahl ölfinanzierter Staatsfonds (67%) in anderen Teilen der Welt mit dem Abzug von Mitteln, falls der Ölpreis noch zwei Jahre unter der Marke von 40 US-Dollar ja Barrel liegen sollte.
Dies hat zu gegenläufigen Auswirkungen auf die Ziele und Strategien der Staatsinvestoren geführt. Während einige dieser Investoren extrem konservative Ziele und Portfolios haben und daher über keine Veränderungen berichten, haben andere Anpassungen vorgenommen und progressivere Anlagestrategien aufgegeben, um potenziellen Liquiditätsproblemen zu begegnen. Im Schnitt ist die Bedeutung der Liquiditätsziele der Staatsinvestoren (ohne Zentralbanken) seit unserer letzten Befragung von 6,7 auf 7,3 gestiegen (auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 für die grösste Bedeutung steht).
Mehrere Umfrageteilnehmer äussern die Sorge, dass Staatsinvestoren aufgrund des Ölpreisrückgangs kurzfristig stärker auf konservativere Anlagestrategien setzen und so den Trend zu einer progressiveren langfristigen Allokation in alternative Investments verzögern könnten. Dabei meinen die Befragten aber, dass sie die Auswirkungen eines sinkenden Ölpreises inzwischen deutlich besser verkraften können als 2008.
Die Staatsinvestoren sind heute ganz klar besser aufgestellt als vor der globalen Finanzkrise von 2008, sagt Tolchard. Zu den seither umgesetzten Verbesserungen gehören eine durchweg grössere Betonung von Liquiditätszielen, ein bessere Risikomanagement und bessere Kontrollstrukturen für derartige Szenarien sowie bessere Managementinformationen zur Liquiditätsentwicklung und ein besseres Verständnis für die richtigen Exitstrategien. Sollte der Ölpreis weiter auf einem niedrigen Niveau verharren, dürften sich viele Staatsinvestoren darauf konzentrieren sicherzustellen, dass ihre Umstellung auf progressivere Anlagestrategien im alternativen Investment-Bereich nicht weiter verzögert wird.
Steigende Nachfrage nach Infrastrukturanlagen in Schwellenländern
Im aktuellen Umfeld suchen die Staatsinvestoren weiter nach Renditechancen und richten ihrelangfristigen Anlagestrategien dementsprechend aus auch indem sie zunehmend alternative Anlagen in Erwägung ziehen. Vorhergehende Invesco-Studien hatten festgestellt, dass sich die Präferenzen der Staatsinvestoren bei der Vermögensaufteilung zunehmend in Richtung alternativer Investments verschieben, ein Trend, der sich 2015 fortsetzen dürfte. Allerdings signalisiert die diesjährige Studie klare regionale Präferenzen vor allem Infrastrukturanlagen in den Schwellenmärkten und Immobilien in den entwickelten Märkten.
Infrastrukturanlagen aus den Emerging Markets sind in den Portfolios der Staatsinvestoren höher gewichtet (17%) als die Schwellenmärkte insgesamt (9%). Genauso sind Industrieländer-Immobilien (73%) höher gewichtet als die entwickelten Märkte insgesamt (56%). Das generell grosse Interesse der Staatsinvestoren an Infrastrukturanlagen ist umfassend dokumentiert. Hinter der Nachfrage nach Infrastrukturanlagen in Schwellenländern stehen aber vor allem zwei Faktoren.
Zum einen gelten Infrastrukturanlagen als risikoarme Form des Engagements in den Emerging Markets: Für die Staatsfonds hat es sich als schwierig erwiesen, ihre Zielrisikoallokationen in den Schwellenmärkten umzusetzen und entsprechende Renditen zu erzielen. Zugleich erklären die Sorgen über die Risiken von Emerging-Market-Anlagen vor allem politische Instabilität, Korruption, Regulierung und fehlende Rechtssicherheit , warum die Emerging Markets gemessen an den Anlagechancen weniger attraktiv erscheinen als gemessen an ökonomischen Faktoren. Nach gängiger Meinung kommen diese Risiken bei Infrastrukturanlagen weniger zum Tragen, da diese im Allgemeinen von hoher staatlicher Unterstützung profitieren.
Zweitens bieten Infrastrukturanlagen in den Schwellenländern eine attraktivere Angebots- und Nachfragedynamik als Infrastrukturanlagen in Industrieländern oder andere alternative Anlagen in den Emerging Markets. In den Industrieländern ist der Wettbewerb um attraktive Infrastrukturanlagen deutlich grösser, und in einigen Ländern (vor allem den USA) werden internationale Investoren steuerlich benachteiligt.
Katalysator für verstärkte Investmentkooperationen von Staatsinvestoren
Bei Infrastruktur- und Immobilieninvestments stehen alle Staatsinvestoren vor den gleichen Herausforderungen hohen Kosten (vor allem, wenn Dritte mit der Geschäftsanbahnung beauftragt werden und Wettbewerb (vor allem für kleinere Staatsinvestoren, die häufig nur in ihrem Heimatmarkt konkurrenzfähig sind). Die Transaktionsgrösse und -frequenz sind eine Herausforderung für grössere Staatsinvestoren, die hohe Anlagevermögen investieren müssen.
Sowohl bei Infrastruktur- als auch bei Immobilienanlagen ist das Deal-Sourcing allerdings die grösste Herausforderung für Staatsinvestoren (wichtigster Faktor für 53% der Befragten). Am schwierigsten ist dies im Infrastrukturbereich. Das erklärt die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Staatsinvestoren beim Deal-Sourcing, die in der diesjährigen Studie deutlich wird. Die befragten Staatsinvestoren mit einer alternativen Investment-Allokation von mindestens 5% unterhalten im Schnitt 2,7 Kooperationen mit anderen Staatsfonds. Alle gehen davon aus, diese Kooperationen künftig weiter auszubauen.
Die Staatsinvestoren nennen mehrere Vorteile einer engeren Zusammenarbeit:
Einige Befragte geben an, dass die Zusammenarbeit mit bestimmten anderen Staatsinvestoren bei Infrastrukturinvestments eine Garantie für die Genehmigung der Anlagepläne durch den Vorstand sei.
Dank seines grösseren Anlagevolumens und seiner grösseren Glaubwürdigkeit könne ein Konsortium von Staatsinvestoren vorteilhafte Konditionen durch eine bessere Bepreisung erzielen.
Da lokale Staatsinvestoren den besten Überblick über Infrastrukturprojekte in ihren Heimatregionen haben, könnten wechselseitig attraktive Anlagechancen vermittelt werden.
Der Trend zu zunehmenden Kooperationen zwischen Staatsinvestoren war bereits in unserer Studie 2014 erkennbar, erklärt Tolchard. In diesem Jahr scheinen einige Staatsinvestoren hier jedoch noch einen Schritt weiter gegangen zu sein, indem sie die Planung von Infrastrukturanlagen gezielt auf die Einbindung anderer Staatsinvestoren ausrichten. Viele der von uns befragten Staatsinvestoren betrachten dies als logischen Schritt, da etablierte Investoren am besten aufgestellt sind, um Staatsinvestoren, die noch neu am Markt sind, zu helfen, neue alternative Anlageklassen zu erschliessen.
Tolchards Fazit: Vor dem Hintergrund des zuletzt sehr niedrigen Ölpreises zeigt die diesjährige Studie, dass die Investmentindustrie integrierter und komplexer denn je ist. Zugleich verändern sich die traditionellen Beziehungen der Staatsinvestoren untereinander durch die anhaltende Fokussierung auf Infrastrukturanlagen. Wir meinen, dass diese jährliche Studie wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Anlageverhaltens und der strategischen Ziele von Staatsinvestoren in aller Welt bietet.
Die komplette Invesco Global Sovereign Asset Management Studie 2015 sowie Infografiken zu den wichtigsten Ergebnissen (nur für professionelle Anleger) finden Sie unter www.igsams.invesco.com.