ING IM bevorzugt Schwellenländer

24.11.2009, 16:59 Uhr

ING Investment Management (ING IM) skizzierte bei der Annual Outlook Conference seine Erwartungen für den weiteren Marktverlauf. Unter anderem erwartet das Unternehmen eine stärkere Divergenz bei den Makro-, Markt- und Sektorthemen.

ING zufolge werden die Schwellenmärkte dank ihrer überlegenen Wachstumsdynamik und guter Liquiditätsversorgung weiterhin die entwickelten Märkte übertreffen. Ferner rechnet ING mit einer Präferenz für risikoreiche Assets gegenüber risikofreien Anlagen, wenn auch mit einem Schwerpunkt auf defensiven Werten innerhalb der risikoreichen Anlageformen.

"Unser zentrales Investmentthema basiert auf der Annahme, dass Anleger in einem wohl von geringem Wachstum und geringen Erträgen geprägten Umfeld nach hohem, nachhaltigem Wachstum mit soliden Renditedaten Ausschau halten werden", so Eric Siegloff, Head of Strategy and Tactical Asset Allocation bei ING IM. Siegloff weiter: "Die Bedeutung von Renditen in einem ertragsarmen Umfeld führt an den Aktienmärkten zu einer Vorliebe für Qualitätstitel mit hoher Kapitalisierung und hohen Dividenden und an den Anleihemärkten zu einer Präferenz für Spread-Produkte mit höherem Rating."

Nach Siegloffs Ansicht bestehen die grössten Risiken für die Märkte im kommenden Jahr in der Abkehr von der quantitativen Lockerung, einem Anstieg der Leitzinsen, volatilen Ölpreisen, der Forderung nach einer stärkeren Regulierung des Finanzsektors und fiskalpolitischen Unwägbarkeiten. ING IM zufolge könnten diese allumfassenden Themen und Risiken entscheidende Konsequenzen für die Aktien- und Anleihemärkte haben und zu weitaus höherer Volatilität führen.

Aktien
ING IM ist optimistisch, was die weitere Entwicklung von Emerging-Markets-Titeln betrifft, und erwartet hier hohes nachhaltiges Wachstum. Dazu Patrick Moonen, Senior Equity Strategist bei ING IM: "Wir betrachten Emerging-Markets-Positionen nicht mehr als blosse Spekulation auf die globale Wachstumsentwicklung, sondern als Region, die ihre ganz eigenen Chancen und Möglichkeiten bietet."

ING IM erwartet ein hohes Ertragswachstum an den Schwellenländermärkten sowie überragende Profitabilität im Hinblick auf Kapitalrenditen und operative Margen. Diese Entwicklung wird vor allem von starken volkswirtschaftlichen Bilanzen – Sparquoten, Schuldenquote, Leistungsbilanz und langfristige Wachstumsaussichten – in diesem Bereich angetrieben. Auch die steigenden Rohstoffpreise begünstigen die Emerging Markets insgesamt, könnten aber gleichzeitig zu einer höheren Divergenz innerhalb dieser Länder führen. Rohstoffexportierende Länder dürften 2010 im Vorteil sein, während Rohstoff importierende Länder sich steigenden Kosten gegenübersehen werden.

Auch geldpolitisch werden sich klare Unterschiede innerhalb der Region herauskristallisieren, da einige Länder stärker als andere von Inflation betroffen sein werden.

Was das Ertragswachstum in 2010 betrifft, prognostiziert ING IM kräftige Zuwächse durch Kostensenkungsmassnahmen und eine bessere Umsatzentwicklung. Beide Faktoren werden sich ING IM zufolge vor allem in der ersten Jahreshälfte 2010 bemerkbar machen.

Für 2010 schätzt der Investment Manager ein Gewinnwachstum von 28 Prozent für Europa und die Emerging Markets, 25 Prozent für die USA und 100 Prozent für Japan.

In Bezug auf das KGV, das auf der Basis der für das folgende Geschäftsjahr budgetierten Erträge errechnet wird, erachtet ING die Schwellenländer und Europa als die interessantesten Regionen.

ING IMs Prognosen zufolge werden Aktienanleger 2010 insbesondere nach Zusatzrenditen Ausschau halten. Dividenden dürften bei den Aktienerträgen insgesamt eine grössere Rolle spielen. Angesichts der verbesserten Gewinnentwicklung sowie Ausschüttungsquoten, die sich weitgehend dem Langzeitdurchschnitt angenähert haben, rechnet ING IM im nächsten Jahr mit einem zweistelligen Dividendenwachstum. Die Dividendenrenditen dürften sich damit den Renditen von Unternehmensanleihen annähern.

Wandel bei der Sektorführerschaft
Nach Auffassung von ING IM rangiert die Bewertung zyklischer Sektoren bereits am oberen Ende des Spektrums; die sogenannten Recovery Trades werden sich daher auf die stärker defensiv ausgerichteten Sektoren ausweiten. Der Gesundheitssektor und Telcos bieten die attraktivsten Bewertungen, während Anleger bei Werten aus dem gehobenen Konsumgüterbereich vorsichtig sein sollten. Rohstoffsektoren und benachbarte Branchen werden von steigenden Preisen profitieren.

Moonen weiter: "Bei stetigem Gewinnwachstum dürfte sich 2010 insgesamt als ein gutes Jahr für Aktien erweisen. Unsere bevorzugte Region sind die Emerging Markets, aber wir sind uns der wachsenden Divergenz zwischen den einzelnen Ländern und Regionen durchaus bewusst. Entsprechend werden wir uns stärker auf High Dividend-Strategien konzentrieren."

Anleihen
Bei Anleihen setzt ING IM auf die bonitätsstärkeren und grundsätzlich finanziell gesünderen Segmente des Unternehmensanleihemarktes und mahnt Investoren zur Vorsicht, was eine kurzfristige Veränderung der Liquiditätslage gegen Ende des ersten Quartals 2010 betrifft.

Dazu Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Fixed Income Strategy und Economist bei ING IM: "Bei zunehmender Divergenz an den Finanzmärkten empfehlen wir, das Risiko von Anleiheportfolios zu streuen und sich dabei auf die relative Bilanzstärke zu konzentrieren. Deshalb gewichten wir in den Sektoren Unternehmen, Privathaushalte und staatliche Kreditnehmer (Emerging Markets) über. Zudem rechnen wir 2010 mit etwas höherer Volatilität. Infolgedessen favorisieren wir die bonitätsstärkeren Segmente der Unternehmensanleihemärkte und bemühen uns um ein diversifiziertes Engagement in Schwellenländern mit soliden Makrodaten."

"Unser Top Pick sind europäische Asset Backed Securities (ABS) mit einem Rating von AAA, da dies einer der wenigen Märkte ist, wo noch Liquiditätsprämien erzielt werden können, während sich zugleich die Fundamentaldaten verbessern. Auch die guten Liquiditätsbedingungen sind für diese Asset-Klasse günstig, wie dies bei den meisten Anlageformen der Fall ist, deren Renditen deutlich über der Barrendite liegen."

"Des Weiteren halten wir übergewichtete Positionen bei Investment Grade Credits und auf Landeswährung lautenden Emerging Markets Debt. Entsprechend unserer Überzeugung, dass die Leitzinsen länger auf ihrem aktuell niedrigen Niveau verharren werden, als die Märkte derzeit annehmen, gehen wir davon aus, dass auch die meisten anderen Anleihemärkte 2010 mit einer angemessenen Outperformance aufwarten werden. Allerdings sind diese Märkte in stärkerem Masse möglichen Risiken ausgesetzt, falls im Laufe des Jahres eine Abkehr von der quantitativen Lockerung stattfinden sollte oder die konjunkturelle Belebung in der ersten Hälfte 2010 an Schwung verliert." (mak)

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