„Hohe einstellige Renditen“

Istvan Fritsche, Client Portfolio Manager Emerging Markets Debt, ING Investment Management
Istvan Fritsche, Client Portfolio Manager Emerging Markets Debt, ING Investment Management

Der Emerging Market Debt-Sektor geniesst seit längerem einen exponentiellen Zuwachs. Selbst Anleger aus Schwellenländern haben die Investmentmöglichkeiten wahrgenommen. Istvan Fritsche, Client Portfolio Manager Emerging Markets Debt, ING Investment Management erklärt die Chancen und Gefahren dieses aufstrebenden Marktes.

21.03.2012, 09:30 Uhr

Redaktion: anw

Die Menge an umlaufenden Anleihen im Segment Emerging Market Debt (EMD) ist seit 2002 exponentiell gewachsen. Wie erklären Sie sich das?
Das Wachstum hat bereits Anfang 2000 begonnen. Zunehmend zeigen institutionelle Investoren aus Industrieländern weltweit Interesse für diese Anlageklasse. Dies ist eine neue Dimension in der fortschreitenden Akzeptanz von Schwellenländer-Anleihen. Ausserdem beobachten wir neben diesem Trend, dass auch Investoren aus Schwellenländer selbst Interesse an der Anlageklasse zeigen.

Dann wird sich dieser Markt noch stärker entwickeln?
Zunächst glauben wir, dass die Meriten dieser Anlageklasse durch Investoren zu lange ignoriert worden sind. Zum einen hat wohl der sogenannte "Home-Bias" die Investoren entwickelter Staaten zu lange geblendet, die vorhandenen Chancen zu nutzen. Zum anderen aber ist die weltweite Suche nach höheren Renditen seit den letzten zwei bis drei Jahren ein sehr prominentes Investment-Thema geworden. Trotz der sehr niedrigen Zinsumgebung in der Vergangenheit sehen sich Investoren entwickelter Staaten in zunehmendem Masse gezwungen, ihren langlaufenden Verbindlichkeiten nachzukommen.

Was sind die Treiber, die den EMD-Sektor auch in Zukunft attraktiv halten?
Im Schwellenländer-Markt sind nebst Staaten auch Unternehmen bedeutende Emittenten von Anleihen. Wir sehen deshalb eine hohe Diversität als ein attraktiver Renditetreiber, welche dieser Anlageklasse für lange Zeit erhalten bleiben wird. Investoren können von der zunehmenden Kreditwürdigkeit der Staaten sowie von der strukturelle Aufwertung der Schwellenländer-Währungen profitieren, die sich weiterhin stark auf die Unternehmens-Anleihen auswirkt. Weiter bieten diese Anleihen höhere Renditen und ein attraktives "Risk-to-Carry"-Profil.

Ist der Zenit bei EMD-Anlagen nicht bereits erreicht?
Wir erachten das Wachstumspotenzial von EMD-Anlagen als noch lange nicht ausgeschöpft. Dafür spricht der noch immer tiefe Anteil des weltweiten Schuldenvolumens der Schwellenländer von unter 7%, verglichen mit deren Beitrag an das weltweite Bruttoinlandsprodukt von 40%. Ab einem gewissen Level nimmt die Wichtigkeit am Kapitalmarkt weiterreifender Schwellenländer typischerweise exponentiell zu. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass die Anlageklasse auch weiterhin interessante Investmentmöglichkeiten bietet.

EMD-Anlagen erwirtschafteten schon in der Vergangenheit höhere Erträge als vergleichbare festverzinsliche Anlagen von Industriestaaten. Wird dies auch in Zukunft so bleiben?

In den letzten neun Jahren erwirtschaftete die Anlageklasse je nach Segment zwischen 7.9% und 11.8% Rendite verglichen mit 5.9% bis maximal 9.6% der entwickelten Märkte. Nicht nur gemessen an der Performance, sondern auch bezüglich risiko-adjustierter Rendite schnitten sie positiver ab. Für den mittelfristigen Zeithorizont erachten wir Renditen im hohen einstelligen Bereich als realistisch.

Welche Risiken bergen Investitionen in EMD und wie können diese abgeschwächt werden?

Anders als die Industrienationen sind Schwellenländer als Anlageklasse in der Entwicklungsphase. Deshalb bestehen bei Letztgenannten Einschränkungen, die durch Marktineffizienzen verursacht werden. Genau diese Ineffizienzen bieten jedoch eine sehr gute Quelle für Outperformance. Unser strukturierter, Research getriebener Investmentprozess ist optimal ausgestaltet, um diese Marktineffizienzen zu nutzen und in Rendite zu überführen.

Welche Möglichkeiten hat der Anleger, um sich innerhalb des EMD-Segmentes zu diversifizieren?
Der Schwellenländer-Markt offeriert ein breites Spektrum an mittel- und langfristigen Chancen für Investoren mit unterschiedlichstem Risikoappetit. Die Schwellenländer Indizes, welche die 4 EMD-Segmente replizieren, decken insgesamt mehr als 40 Länder ab. Diese Indizes verfügen im Schnitt über eine Investment Grade Kreditqualität. Die Sub Asset-Klassen weisen eine niedrige Korrelation mit US-Staatsanleihen als auch mit den globalen und den Schwellenländer-Aktienmärkten auf. Fundamental betrachtet ist nicht von der Hand zu weisen, dass Schwellenländeranleihen eine gute geographische Diversifikation offerieren – trotz möglicher kurzfristiger Volatilität.

ING Investment Management ist seit 1993 in diesem Bereich aktiv. Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten knapp 20 Jahren, die heute Ihre Strategie prägen?
Wir sind der Meinung, dass ein langfristiger Anlageerfolg in Schwellenländern nur dann aufrecht zu erhalten ist, wenn lokales Knowhow, d.h. Investmentspezialisten vor Ort, deren Wissen, ihre Kultur und lokale Sprachen einbringen. ING Investment Management war von Anfang an sehr früh in allen Sub-Asset-Klassen der Schwellenländer vertreten. Wir sind überzeugt, dass sich die Vielfalt der Sub Asset-Klassen weiter stabilisieren und zunehmend mit dem Angebot der Industrienationen gleichgestellt sein wird.

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