Günstigere Perspektiven für Emerging Markets

19.08.2010, 09:36 Uhr

Zum ersten Mal seit Oktober 2009 bieten sich für Investoren an den Emerging Markets interessante Gelegenheiten zum Ausbau ihrer Positionen. Dank positiver Überraschungen in Europa, Stimmungsumschwung hinsichtlich China sowie einer realistischeren Konsenseinschätzung des weltwirtschaftlichen Wachstums sind die Perspektiven jetzt freundlicher, schreibt Maarten-Jan Bakkum, Global Emerging Markets Strategist bei ING Investment Management, in seiner August-Kolumne.




Maarten-Jan Bakkum,
Global Emerging Markets Strategist, ING Investment Management, Den Haag

Von Oktober 2009 bis Juni 2010 hatten die Emerging Markets vor allem mit drei Problemen zu kämpfen: Die globalen Vorlaufindikatoren näherten sich ihrem höchsten Stand, die Angst der Anleger vor einer übermässigen Straffung der chinesischen Wirtschaftspolitik und die Staatsschuldenkrise in der Eurozone. Die daraus folgenden Marktrisiken beziehungsweise die Relevanz dieser drei Themen sind in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen.

Schwellenländer: Tiefere Prognosen für Gewinnwachstum

Mittlerweile haben die wichtigsten Vorlaufindikatoren ihren Höchststand hinter sich und die Anleger haben sich überwiegend mit der nachlassenden konjunkturellen Dynamik abgefunden. Dass sich die Wachstumsentwicklung verlangsamt, lässt sich nicht bestreiten. Ebenso wenig lässt sich das Risiko eines Rückfalls in die Rezession leugnen. Doch die Aktienmärkte sind immer dann am anfälligsten für Wachstumsängste, wenn auch die Wachstumserwartungen am grössten sind. Wir haben diesen Punkt bereits hinter uns. An den Aktienmärkten der Schwellenländer fanden in diesem Jahr zwei tiefgreifende Korrekturen statt: im Januar/Februar (13 Prozent) und im April/Mai (18 Prozent). Während zu Beginn des Jahres noch ein 30-prozentiges Gewinnwachstum in den Schwellenländern prognostiziert wurde, fallen die Prognosen mit 20 Prozent jetzt bescheidener aus.

China: Risiko wirtschaftspolitischer Straffung minimal

Auch die Angst vor einer geldpolitischen Straffung in China und einer Verlangsamung des Wachstums im Wirtschaftswunderland ist weitgehend verebbt. Sowohl Kreditwachstum als auch Geldmengenwachstum entsprechen wieder in etwa dem Langzeitdurchschnitt. Die Häuserpreise klettern jetzt nicht mehr ganz so schnell und die Wirtschaftstätigkeit legt insgesamt eine moderatere Gangart ein. Insofern können wir davon ausgehen, dass das Risiko einer weiteren wirtschaftspolitischen Straffung in China praktisch gegen null geht. Überdies ist die Marktstimmung im Hinblick auf China in den letzten Wochen umgeschlagen. Investoren gehen bereits wieder von einer Lockerung der chinesischen Wirtschaftspolitik aus.

Eurozone: Lage teilweise entschärft

Das dritte Thema, das die Anlegerschaft 2010 in Atem hielt – die europäische Schuldenkrise –, ist zum Teil wieder in den Hintergrund gerückt. Die Einrichtung eines Rettungsfonds für angeschlagene EWU-Mitglieder sowie die Bereitschaft der EZB, Problemanleihen aufzukaufen, falls deren Renditen allzu stark in die Höhe schiessen, haben bereits einen Grossteil der negativen Einflüsse aufgefangen. Auch die unerwartet guten Wachstumszahlen aus der Eurozone sowie die ersten Hinweise auf schrumpfende Haushaltsdefizite der südlichen EWU-Mitglieder haben die Situation teilweise entschärft. Wenn auch die Probleme der Eurozone bei weitem noch nicht gelöst sind, so ist die Bedrohung, die die Krise für die globalen Aktienmärkte darstellte, wohl vorerst gebannt.

Um von der freundlicheren Stimmung im Hinblick auf die Eurozone zu profitieren, könnten Anleger jetzt ihr Engagement in osteuropäischen Titel ausbauen. Auch die jüngsten Entwicklungen in China rechtfertigen generell eine optimistischere Risikoeinschätzung und heben die Attraktivität der Rohstoffmärkte. (kab)

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