Grantham empfiehlt Qualitätsaktien

29.01.2010, 15:08 Uhr

GMO Chairman Jeremy Grantham geht in seinem neusten Quartalsbericht kurzfristig von weiteren spekulativ getriebenen Börsenavancen aus – und warnt gleichzeitig schon wieder vor der nächsten Blase.

Grantham zeigt sich im neusten Quartalsbericht erneut besorgt über die längerfristige Wirkung der extremen Stimulierungsprogramme der Regierungen: "Die Bilanz des Fed ist in unglaublich schlechter Verfassung, die US-Staatsverschuldung macht den Eindruck, wie wenn wir den zweiten Weltkrieg nochmals durchgemacht hätten und die Verschuldung der Konsumenten ist auf dem höchsten Stand in der Geschichte." Gemäss Grantham führen anhaltend tiefe Zinsen zwar zu einer Stimulierung der Wirtschaft, jedoch zu einer deutlich schnelleren Stimulierung der Finanzmärkte. Die Nachlässigkeit des Fed beim Erkennen von Marktblasen und der fehlende Wille zu Zinserhöhungen im aktuellen Umfeld könnten damit nach der Technologie- und Immobilienblase zu einer dritten spekulativen Blase führen. Diese könnte umso gefährlicher sein, als das Fed sein Pulver für Gegenmassnahmen bereits verschossen hat.

Praktisch alle Märkte überbewertet
Investoren sollten sich in den nächsten Monaten auf weitere, liquiditätsgetriebene und spekulative Kursanstiege an den Aktienmärkten einstellen. Der S&P könnte dabei über 1200 Punkte steigen – bei einem fairen Wert von 850. US-Aktien sind im historischen Vergleich bereits auf dem heutigen Niveau zu teuer, ausserhalb der USA sind Aktien leicht und die Emerging Markets etwas stärker überbewertet. Noch mehr überbewertet sind allerdings die Obligationenmärkte. Mit risikolosen, kurzfristigen Anlagen stehen in den nächsten Jahren sogar negative Realrenditen ins Haus. Die besten Chancen sieht Grantham bei Aktien mit hoher Qualität. Diese haben den Aufschwung des vergangenen Jahres nur zum Teil mitgemacht und scheinen unterbewertet.

Investoren befinden sich derzeit in einem Dilemma: Einerseits sind Aktien für wertorientierte Investoren zu teuer, andererseits besteht das Risiko, einem weiterhin steigenden Markt nachzulaufen. Das bedeutet, dass Karriere- und Businessrisiken eingegangen werden müssen, um nicht reales Geld in einer zu erwartenden Korrekturphase zu verlieren.

Ausserdem begrüsst Grantham im Bericht den von Paul Volcker erarbeiteten und von Präsident Obama kürzlich vorgestellten Vorschlag zur Wiedereinführung einer Trennung im Bankensystems in den USA, da der Eigenhandel der Banken immer einen möglichen Interessenskonflikt darstellt. Darüber hinaus zieht er Bilanz über das vergangene Jahrzehnt und präsentiert die Lehren, die wir aus den letzten zehn Jahren ziehen können.

Den vollständigen Quarterly Letter von Jeremy Grantham finden Sie hier.
(mak)

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