GECAM-Studie: Fondsmanager aktiver in der Krise

30.03.2009, 10:53 Uhr

Im Zeichen der Finanzmarktkrise ist die Bedeutung von aktivem Fondsmanagement gewachsen: Nur noch 75 statt bisher 86 Prozent aller in Europa zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds bildeten ihre Benchmark über die vergangenen drei Jahre zu 70 Prozent und mehr ab. „Der aktive, sich von der Masse abhebende Fondsmanager konnte auch im schwierigen Börsenumfeld teilweise deutlichen Mehrwert liefern“, fasst Uwe Leonhardt, Vorstand der GECAM AG, die Ergebnisse der aktuellen Studie zusammen, in der das Korrelationsverhalten und die Managementerfolge von über 7.000 Investmentfonds über drei Jahre analysiert wurden.

Das aktivere Managementverhalten ist bei Dach- und Mischfonds zu finden. Eindrucksvolle 41 Prozent dieser Fonds folgten ihrem Index mittelfristig zu weniger als 60 Prozent. Unter den Obligationenfonds waren es immerhin noch 21 Prozent. Die höchste Indexorientierung war einmal mehr unter Aktienfonds zu beobachten: Weniger als ein Prozent der Fondsmanager führte, wie schon im Vorjahr, seine Aktienfonds tatsächlich aktiv.

Das Resultat: 36 Prozent aller Aktienfonds schafften es, ihre Benchmark in den vergangenen drei Jahren zu übertreffen. Wie gut Aktienfondsmanager ihre Expertise in Performance umwandeln konnten, hing massgeblich von der Höhe des verwalteten Fondsvolumens und dem Anlagefokus (Standard- oder Nebenwerte) ab. „Kleinere Fonds versuchen eher, von Informationsineffizienzen ausserhalb des Indexuniversums zu profitieren und Hidden-Champions unter den Nebenwerten aufzuspüren“, erklärt Leonhardt. Mit Erfolg: Aus allen analysierten Fondskategorien brachten volumenmässig kleine bis mittlere Aktienfonds mit Fokus auf Nebenwerte deutlich mehr Outperformer hervor als ihre Pendants im Blue-Chip-Bereich. Exemplarisch für Deutschlandfonds: Rund ein Drittel der auf deutsche Standardwerte ausgerichteten, stark indexorientierten Aktienfonds übertraf in den vergangenen drei Jahren den Markt. Von den deutlich aktiveren Small- und Mid-Cap-Fonds gelang dies 87 Prozent. Letztere schlugen die Benchmark um durchschnittlich 7 Prozent und schufen damit gegenüber den „Leitwölfen“ (1,2 Prozent) einen deutlich höheren Mehrwert.

Bei Dach- und Mischfonds liegt die Zahl der Outperformer auf mittlere Sicht bei 33 Prozent. „Seit Ausbruch der Finanzkrise zeigt sich einmal mehr, wie elementar das richtige Market-Timing ist“, betont Leonhardt. So übertrafen die fünf besten global flexiblen Dachfonds den Markt über drei Jahre hinweg um 9 Prozent, im abgelaufenen Jahr sogar um 22 Prozent. Dabei reduzierten sie ihre Indexnähe noch einmal deutlich von 35 auf 21 Prozent. Das Erfolgsgeheimnis lag nach Einschätzung von Leonhardt im aktiven Wandel des Managementstils: Auf den Gleichlauf der Anlageklassen, die hohen Volatilitäten und den eingeengten Zeithorizont von Anlegern reagierten viele Fondsmanager mit taktischer Verlustvermeidung. Die Auswahl von Zielfonds unter dem Gesichtspunkt der langfristigen Risikostreuung rückte oftmals in den Hintergrund. „Wer hier nicht frühzeitig reagierte und seine Systeme umstellte, erlebte schmerzhafte Verluste.“

Nur 12 Prozent aller Obligationen- und Geldmarktfonds konnten in den vergangenen drei Jahren ihren Index schlagen, bei einer vergleichsweise geringen Korrelation von im Schnitt 64 Prozent. „Gerade über die Dauer von einem Jahr enttäuschten viele Anlagesegmente mit Verlusten, die denen im Aktienbereich in nichts nachstanden, und mit teilweise extremen Performanceunterschieden“, fasst Leonhardt zusammen. Während äusserst benchmarknah und konservativ gemanagte Fonds beziehungsweise Indexfonds mit Staatsanleihen zweistellige positive Ergebnisse erzielten, mussten Anleger gerade bei den vermeintlich sicheren Geldmarkt-, Obligationenkurzläufer- und Absolute-Return-Strategien Verluste von bis zu 47 Prozent allein im Kalenderjahr 2008 hinnehmen. Die Beimischung von ABS-Papieren enttarnte viele Anlagen als „Mogelpackungen“, aber auch Genussscheine, Unternehmens- und Schwellenländeranleihen erwiesen sich auf mittlere Sicht als Minus-Strategien.

Bereits zum dritten Mal in Folge veröffentlicht die GECAM AG die Ergebnisse ihrer jährlichen Studie zum Korrelationsverhalten von Investmentfonds. Im Rahmen der diesjährigen Auswertung wurden insgesamt 7.548 in Europa zum Vertrieb zugelassenen Aktien-, Obligationen-, Geldmarkt-, Dach- und Mischfonds aus 150 Anlagekategorien hinsichtlich ihrer Indexorientierung und Managementerfolge über die vergangenen drei Jahre sowie zusätzlich im Krisenjahr 2008 analysiert. Stichtag der Untersuchung war der 31. Dezember 2008.

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