Von wegen, Geld anlegen ist kompliziert

Nicht kapitulieren. Ein paar einfache Regeln helfen, und häufig begangene Fehler werden vermieden. (Bild: Shutterstock.com/Palidachan)
Nicht kapitulieren. Ein paar einfache Regeln helfen, und häufig begangene Fehler werden vermieden. (Bild: Shutterstock.com/Palidachan)

Es ist ein Irrglaube zu meinen, erfolgreich Geld zu investieren sei ohne besondere Fähigkeiten nicht möglich. Ein paar wenige Regeln helfen, um gängige Fehler zu vermeiden, und schon ist ein Portfolio robust aufgestellt. Morningstar nennt fünf Anlegerfallen und sagt, wie man ihnen aus dem Weg geht.

01.03.2021, 15:37 Uhr

Autor: Hanspeter Frey

Warren Buffett soll einmal gesagt haben, Erfolg beim Investieren korreliere nicht mit dem IQ. Eine durchschnittliche Intelligenz genüge. Wichtiger sei die Fähigkeit, sein Temperament zu zügeln und das Verhalten zu kontrollieren, das andere Anleger in Schwierigkeiten bringe. Sprich, Fehler, die andere machen, zu vermeiden.

Die meisten Anlegerfehler entspringen unkontrolliertem Verhalten: Emotionen, überstürztes Handeln, sich vom Lärm an den Märkten beeinflussen lassen, der Masse folgen, die Disziplin verlieren. Es sind Versuchungen, denen selbst bestandene Anlageprofis, ob Fondsmanager oder Vermögensberater, zuweilen erliegen. Um dieser Gefahr zu entgehen, sind keine übermenschlichen Fähigkeiten nötig. Es reichen ein paar wenige, aber wichtige Regeln, an die zu halten sich lohnt. Die Fondanalyse-Gesellschaft Morningstar listet die aus ihrer Sicht fünf wichtigsten auf.

Die Dinge nicht verkomplizieren

Viele Anleger denken, Investieren sei eine komplizierte Angelegenheit, die man unmöglich allein bewältigen könne, geschweige denn auf einfache Weise. Bestärkt werden sie in diesem (Fehl-)urteil häufig von der Finanzindustrie, die Anlegern ihre Expertise und oft auch komplexe und teure Produkte verkaufen will. Kein Wunder, dass viele Anleger entweder vor Angst und Unentschlossenheit gelähmt sind oder aber schlechte Erfahrungen mit dem Investieren machen.

Investieren ist nicht trivial, aber es lassen sich mit einfachen Mitteln recht robuste Portfolios stricken, hält Morningstar zu Recht fest. Wer etwa eine bereits seit längerem laufende Lebensversicherung hat, braucht sich keine Gedanken über Obligationen zu machen. Das Aktien-Portfolio lässt sich zusätzlich bereits mit zwei oder drei guten und günstigen breit streuenden Fonds bestücken.

"Billig" schlägt "teuer"

"Teuer" ist besser als "billig" ist eine weitere Fehlannahme, die viele Anleger machen. Denn: Wer viel bezahlt, bekommt in der Regel mehr, als wer wenig bezahlt, zumindest in der Konsumwelt.

Aber diese Regel gilt nicht für den Investmentbereich. Im Gegenteil, wer weniger für einen Fonds bezahlt, hat die beste Voraussetzung, mehr zu verdienen als mit einem teuren Fonds. Das ist nicht zufällig ein wichtiger Grund, weshalb (günstige) Indexfonds per saldo besser abschneiden als viele aktiv verwaltete Fonds. Und auch bei den aktiv verwalteten Kollektivanlagen ist es beileibe nicht so, dass die teuersten auch die besten sind. Eine genaue Anlalyse lohnt sich auf jeden Fall.

Die dramatische Wirkung des Zinseszins

"Die dramatische Wirkung exponentieller Zahlen beachten" ist eine weitere Empfehlung, um Fallstricke vermeidet. Der Zinseszins ist die Zauberformel des Investierens, die oft ignoriert wird. Leider verfahren viele Investoren nach dem Motto: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Gerade in der Ansparphase sollte man das Geld für sich arbeiten lassen und auf thesaurierende Fonds und ETF setzen, rät Morningstar, also auf Anlageinstrumente, welche die Ausschüttungen reinvestieren. So kommt der Zinseszinseffekt wirkungsvoll zum Tragen. Es ist auch meistens billiger und effizienter, auf einen thesaurierenden Fonds zurückzugreifen, als selbst die Ausschüttungen wieder anzulegen.

Die dramatische Wirkung des Zinseszinses zeigt sich auch in negativer Hinsicht: Teure Investments bremsen die Performance aus. Scheinbar kleine Unterschiede haben eine grosse Wirkung. Wer meint, Fondskosten von 1,5 % seien gar nicht viel mehr als 0,2% jährlich, irrt sich. Eine Investition von CHF 10'000 in einen Fonds, der 0,2% kostet, hat - das Kapitalwachstum ausgeklammert - nach 20 Jahren CHF 9'608 übrig. Bei 1,5% Fondskosten sind es nur noch CHF 7'391.

Liquidität ist essenziell

Das Nullzinsumfeld ist eine Kröte, die man schlucken muss. Nicht nur, um bei einem Kursrückgang günstig nachzukaufen, sondern auch, um dem schleichenden Sparverlust durch Minuszinsen zu entgehen, ist es deshalb wichtig, eine Bargeldreserve zu halten. Viele Finanzplaner empfehlen, immer mindestens den Gegenwert von drei bis sechs Netto-Monatsgehälter in Cash zu parken. Auch wenn dieses Polster durch die (aktuell kaum existierende) Inflation angenagt wird, sollte man nicht auf einen angemessenen Baranteil verzichten, und werden einem noch so superattraktive Investments angeboten.

Umgekehrt sollte man eher Fonds meiden, die selbst eine hohe Cash-Quote aufweisen. Doppelt gemoppelt sollte es dann doch nicht sein, empfiehlt Morningstar.

Tägliche Börsennachrichten ignorieren

Investoren haben immer mehr Zugang zu Informationen. Früher gab es den Wirtschaftsteil der Zeitung, mit den Nachrichten von gestern und vorgestern. Heute buhlen 1000 und mehr Nachrichtenkanäle um Aufmerksamkeit, die einen mit Informationen bombardieren. Doch die Nachrichtenflut hilft nicht, das Portfolio besser zu positionieren. Zum einen sind 99% der Informationen irrelevant. Zum anderen verwendet Hunderttausende von Finanzprofis sehr viel Zeit darauf, dem Nachrichtenfluss voraus zu sein. Wenn der "normale" Anleger von einem Ereignis liest oder hört, ist dieses in der Regel bereits in den Kursen berücksichtigt.

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