28.11.2024, 09:01 Uhr
Urs Keller und Gianfranco Iuliano starten gemäss Mitteilung eine Dienstleistungs- und Beratungsfirma mit Sitz in Zürich. Im Fokus stehen bei Fundvalue die Vertriebs- und Ausbildungsunterstützung für die...
Infolge der staatlichen Stützungsmassnahmen sind seit Beginn der Corona-Krise deutlich weniger Firmen Konkurs gegangen als zu normalen Zeiten. Im vergangenen Monat stiegen die Konkurse nun allerdings massiv an. Die KOF erachtet aber das Risiko einer starken Konkursflut derzeit als gering.
Entgegen der allgemeinen Erwartung Anfang 2020 resultierte infolge der Corona-Krise für die Schweiz ein deutlicher Rückgang der Firmenkonkurse. Im Jahr 2020 lagen die Firmenkonkurse ohne konkursamtliche Liquidationen durchschnittlich 18% niedriger als im Vorjahr, wie einer Medienmitteilung der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) vom Freitag zu entnehmen ist.
Während zu normalen Zeiten jeden Monat zwischen 0.06% und 0.07% aller Firmen Konkurs anmelden, lag dieser Wert im vergangenen Jahr durchschnittlich nur bei knapp 0.05%, im April 2020 sogar bei 0.02%. Dies kontrastiert mit der Entwicklung in bzw. nach vergangenen Krisen. Dort stiegen die Konkurse infolge der Krise (Frankenschock) oder bewegten sich kaum (Grosse Rezession).
Im Mai nahm die saisonbereinigte Anzahl Firmenkonkurse nun allerdings sprunghaft zu. Eine sektorale Betrachtung zeigt, dass die Firmenkonkurse vor allem in denjenigen Sektoren zunahmen, die von den behördlichen Eindämmungsmassnahmen besonders stark betroffen waren. Dies dürften auch mehrheitlich diejenigen Branchen sein, in denen ein Strukturwandel durch geänderte Konsumpräferenzen eingesetzt oder sich beschleunigt hat, so die KOF. Als Beispiel sei hier der Geschäftstourismus zu nennen, der permanent auf einem niedrigeren Wachstumspfad bleiben dürfte. So nahmen die Konkurse im Gastgewerbe und der Unterhaltungsindustrie weiter zu. Zu einem deutlichen Anstieg kam es auch im Transportwesen, dem Detail- und Grosshandel, und den sonstigen (vor allem unternehmensnahen) Dienstleistungen.
Der jüngste Anstieg macht sich mehrheitlich in der Genferseeregion (vor allem im Kanton Waadt), der Ostschweiz (vor allem im Kanton St. Gallen) und in Zürich bemerkbar.
Angesichts von Nachholeffekten, der gestiegenen Verschuldung und des strukturellen Wandels in einigen Branchen geht die KOF von einem weiteren trendmässigen Anstieg der Konkurse aus. Das volle Ausmass des Strukturwandels werde sich erst im Zuge der epidemiologischen und wirtschaftspolitischen Normalisierung zeigen.
Gemäss der jüngsten KOF-Konjunkturprognose (Mitteilung, Analyse) erholt sich die Schweizer Wirtschaft früher und stärker als bislang erwartet: das Bruttoinlandprodukt (BIP) wird in diesem Jahr um 4% steigen. Für 2022 erwartet die KOF einen Zuwachs von 2.8%. Dank eines starken Wertschöpfungswachstums dürfte die Wirtschaftsleistung der Schweiz bereits im aktuellen Quartal ihr Vorkrisenniveau überschreiten.
Der derzeitige kräftige konjunkturelle Aufschwung und das Covid-19-Härtefallprogramm von Bund und Kantonen dürfte jedoch das Risiko einer starken Konkursflut in der Schweiz geringhalten. Ein weiterer wichtiger Grund für die KOF-Einschätzung eines derzeitig geringen Konkursflut-Risikos ist das Covid-19-Kreditprogramm des Bundes, mit dem sich wohl einige gefährdete Unternehmen in der ersten Pandemiewelle mit Liquidität versorgt haben. Dies fördere eine Verteilung der Konkurse über die Zeit, wodurch das Risiko temporärer Spitzen reduziert werde. Die zeitliche Glättung sei ein wirtschaftspolitisch erwünschter Effekt des Programms.
Vor diesem Hintergrund hält die KOF eine Ausweitung der bisher gesprochenen Unterstützungsmassnahmen für Unternehmen nicht für notwendig. Eine umfassende Bewertung sollte zudem auch die Dynamik bei den Firmengründungen mit einbeziehen. Eine positive Katalysatorwirkung der Corona-Krise zeigt sich beispielsweise im Gross- und Detailhandel, wo die Neugründungen seit einigen Monaten sehr hoch sind. Auch im Gastgewerbe und der Unterhaltungsindustrie lagen die Neugründungen in den vergangenen Monaten über dem Trend.