27.11.2024, 14:11 Uhr
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Europäische Jungunternehmen haben 2021 über 88 Mrd. Euro Risikokapital erhalten. Das ist mehr als doppelt soviel als im Vorjahr. Die Schweiz liegt mit über 600 Finanzierungsrunden auf Platz vier in Europa. Das Finanzierungsvolumen von über 2700 Mio. Euro floss in der Schweiz primär in Pharma- und Biotech Startups.
Das neueste Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in der Schweiz zeigt: Die Rekordjagd bei Europas Startups geht weiter. Risikokapitalinvestitionen im Wert von 88,1 Mrd. Euro flossen 2021 in Jungunternehmen, die nicht älter als zehn Jahre sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von satten 141% – und die grösste Summe, die jemals innerhalb eines Jahres investiert wurde. Zum Vergleich: Von 2018 bis 2020 waren es insgesamt 88,9 Mrd. Euro. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden erhöhte sich und stieg um 25% auf 8397.
Mit Blick auf die Finanzierungsrunden im Jahr 2021 liegt die Schweiz mit 623 Deals (Vorjahr: 540) auf Platz vier in ganz Europa. Nur in Grossbritannien, Deutschland und Frankreich wurden mehr Finanzierungsrunden gezählt. Insgesamt wurden hierzulande 2’734 Mio. Euro an Risikokapital in Startups investiert, gebenüber einem Vorjahreswert von 1’816 Mio. Euro. Damit liegt die Schweiz auf Platz sieben unter den europäischen Ländern.
Im europäischen Städteranking erreicht Zürich mit 197 Finanzierungsrunden den fünften Platz, hinter London, Berlin, Paris und Barcelona. In Relation zur Grösse des Landes schneidet die Schweiz laut EY ausgezeichnet ab, was deutlich zeige, dass es in der Schweiz überdruchschnittlich viele innovative Startups gebe, die es schaffen, Investoren von ihren Geschäftsmodellen zu überzeugen.
Die Top-Finanzierungsrunden in der Schweiz erreichten gemäss dem Barometer von EY die folgenden Startups: Das Pharmaunternehmen Quercis Pharma in Zug (130 Mio. Euro), das auf Neurotherapien spezialisierte Unternehmen MindMaze in Lausanne (108 Mio. Euro), das biopharmazeutische Startup Anaveon in Bottmingen BS (103 Mio. Euro), das auf Krebstherapien spezialisierte Unternehmen Numab in Wädenswil (91 Mio. Euro) und Bright Peak Therapeutics in Basel, das sich auf Zytokintherapien spezialisiert hat (89 Mio. Euro).
Die Startup-Hauptstadt Europas bleibt mit 1’557 Finanzierungsrunden London: Die britische Metropole liegt mit Abstand auf Platz eins bei der Zahl der Deals und verzeichnet allein fast genauso viele Finanzierungsrunden wie die nächstplatzierten Städte Berlin, Paris, Barcelona, Zürich und Stockholm zusammen. Diese kommen insgesamt auf 1’564 Deals. Zusammengerechnet wurden in London, Berlin und Paris drei von zehn europäischen Startup-Deals abgewickelt.
Beim Volumen der Investitionen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Finanzierungsrunden: Auch hier liegt London mit Abstand vorne, die Finanzierungssumme hat sich zum Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Mit rund 20,3 Mrd. Euro wurde dort mehr Risikokapital in Startups investiert als in Berlin (10,5 Mrd. Euro) und Paris (9,3 Mrd. Euro) zusammen.
Die drei Top-Standorte konnten dabei 2021 deutliche Zuwächse erzielen, besonders erfolgreich war Berlin. Hier steht für das vergangene Jahr ein Plus von 243% zu Buche. Paris liegt mit 130% Zuwachs auf Platz zwei, London mit einem Plus von 93% auf dem dritten Rang.
Das erste Halbjahr fiel dabei sogar noch etwas stärker aus als das zweite: 45 Mrd. Euro standen 43 Mrd. Euro gegenüber. 88 Mrd. Euro Risikokapital sind ein vielversprechendes Signal. Verglichen mit Nordamerika oder Asien ist es laut EY noch immer wenig. Das gelte in ähnlichem Umfang auch für die Schweiz. Es sei zwar erfreulich, dass die in Schweizer Startups investierte Gesamtsumme in einem Jahr um 50% angestiegen ist. Wenn man aber bedenke, dass es im letzten Jahr hierzulande über 600 Finanzierungen gegeben hat, sei die investierte Summe relativ tief.
Die drei grössten Startup-Finanzierungen des Jahres fielen in das erste Halbjahr: Die britische Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia sammelte knapp 3,5 Mrd. Euro. Auf Platz zwei landete Northvolt, 2,28 Mrd. Euro wurden in das Batterie-Startup aus Schweden investiert. Der dritte Rang ging an die Constellation Automotive Group aus Grossbritannien, 1,15 Mrd. Euro konnte der Online-Gebrauchtwagenhändler über Investoren gewinnen.
Auch ein Jahr nach dem vollzogenen Brexit bleibt Grossbritannien der Hauptantrieb des europäischen Startup-Marktes: Wie in den Jahren zuvor fanden hier die meisten Finanzierungsrunden statt. 2’465 waren es 2021 – ein Jahr zuvor waren es 2’113. Mit 1160 Abschlüssen reicht es für Deutschland für Platz zwei vor Frankreich, wo 784 Abschlüsse erzielt wurden.
Nicht nur bei den Finanzierungsrunden, auch beim Finanzvolumen der Risikokapitalfinanzierungen, bleibt das Vereinigte Königreich gemäss dem Startup-Barometer mit Abstand vorne: 31,4 Mrd. Euro bedeuten Platz eins, vor Deutschland mit 17,4 Mrd. Euro und Frankreich mit 11,6 Mrd. Euro.