23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Erstmals seit Februar 2013 liegt der Euro im internationalen Zahlungsverkehr vor dem US-Dollar auf Rang eins. Der Greenback verliert seit dem Frühjahr kontinuierlich an Terrain. Ihn abzuschreiben wäre jedoch falsch. Als wichtigste Reservewährung der Welt behält er seine Führungsposition.
Knapp 40% des von Swift registrierten Bargeldtransfers wurden im Oktober in Euro umgesetzt. Damit hat sich die europäische Gemeinschaftswährung erstmals seit knapp acht Jahren wieder vor den US-Dollar gesetzt. Prozentual waren die Euro-Transaktionen 6% höher als im Vorjahresmonat.
Wenn auch nicht bestätigt, dürfte die Corona-Pandemie der Grund für die Rangverschiebung sein. Während sich in Europa das Virus bis zum Herbst merklich zurückzog und die zweite Welle erst vor Wochen anrollte, machte Covid-19 in den USA keine Pause. Amerika stecke immer noch in der ersten Welle, sagen verschiedene Stimmen. Das hat unzweifelhaft Wirkung auf die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und den Konsum, was wiederum mit einem abgeschwächten Zahlungsverkehr einhergeht.
Die US-Währung schwächelt seit Monaten. Vom Jahreshöchst im März hat der Greenback handelsgewichtet 11% verloren, und viele Auguren glauben, dass er weiter an Boden verlieren wird. Die Wende kam, als im Frühjahr die US-Notenbank unter dem Eindruck der Corona-Krise bekanntgab, alles zu unternehmen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Niedrigere US-Zinsen waren die Folge, und mit dem Rückgang der positiven Zinsdifferenz beispielsweise zum Euro begann der Greenback zu schwächeln.
Der Anteil des US-Dollars im globalen Zahlungsverkehr ging im vergangenen Monat auf 37,6% zurück, womit er hinter den Euro, auf den 37,8% entfielen, auf Platz zwei abrutschte. Der Rekord der US-Währung stammt vom April 2015, damals erreichte er eine Quote von 45,3%.
Auf die britische, die japanische und die kanadische Währung, die im Oktober in dieser Reihenfolge die nächsten Plätze belegen, entfielen zusammengerechnet 12,25% der Transaktionen. Die kanadische Valuta überholte dabei den Yuan, dessen Anteil auf 1,7% der Transaktionen fiel. Das ist das schlechtestes Ergebnis seit April, wie die Swift-Daten zeigen. Die mit vollem Namen "Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications" genannte Plattform verarbeitet Zahlungen von mehr als 11'000 Finanzinstituten in 200 Ländern.
Dem Terrainverlust im globalen Zahlungsverkehr zum Trotz ist der US-Dollar weiterhin die wichtigste Finanzierungswährung. Das ist einem Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vom Juli zu entnehmen, den die Agentur Bloomberg ausgewertet hat. Rund 85% aller entsprechenden Devisentransaktionen erfolgen gegen den Dollar, der ausserdem 61% der offiziellen Devisenreserven weltweit ausmacht. Wie aus den BIZ-Daten ebenfalls hervorgeht, wird etwa die Hälfte des internationalen Handels in der US-Währung fakturiert.
Die da und dort zu vernehmenden Stimmen, die das Ende des Dollars als Weltwährung Nummer eins verkünden, sind vor diesem Hintergrund übertrieben. Ja, sie laufen ins Leere. Weder Euro noch Yuan haben aktuell das Zeugs, die Vormachtstellung des Greenbacks zu gefährden. Die Länder im Euroraum sind zerstritten, und China muss seine Währung erst freigeben und konvertierbar machen, bevor sie sich unzweifelhaft Weltwährung nennen darf.
Im gesamten Devisenhandel, also nicht nur im Zahlungsverkehr, gehört die unbestritten Krone dem Dollar. Der Schweizer Franken folgt auf Platz sieben. Das ist ein stolzer Wert, vergleicht man ihn zum Beispiel mit dem schweizerischen Bruttosozialprodukt, ist die Schweiz doch international ein kleines Land. Der hohe Ausfuhranteil der Schweizer Wirtschaft ist ein Grund für die prominente Rolle, die der Franken im globalen Devisenhandel spielt. Wichtig, wenn nicht noch wichtiger sind seine Stabilität und die starke Position des Schweizer Finanzplatzes. Die Nummer eins unter den Schweizer Grossbanken, die UBS, zählt neben JP Morgan, Deutsche Bank, Citi, XTX Market und State Street zu den führenden Akteuren im Devisengeschäft.