Offenbar wurden 2021 rund 100’000 virtuelle Immobilien im Wert von 500 Mio. USD gekauft. (Bild: Shutterstock.com/Athitat Shinagowin)
Metaverse ist die Zukunft des Internets. Technologiekonzerne schwärmen von den Möglichkeiten im neuen digitalen Universum der Zukunft. Bereits heute gibt es interessante Fragestellungen. Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern beleuchtet das Thema Metaverse auch im Kontext von Schweizer Retailbanken.
05.04.2022, 05:00 Uhr
Redaktion: rem
In den letzten Monaten ist ein richtiggehender Hype um das Thema «Metaverse» entstanden. So hat Microsoft das Metaverse als Mitgrund für die Übernahme des Spieleentwicklers Activision Blizzard für USD 68.7 Milliarden angegeben. Mark Zuckerberg setzt ebenfalls auf das Metaverse und hat sogar sein Konzern «Facebook» in Meta umbenannt, um die Ambitionen und die Vision des Unternehmens zu unterstreichen. Und Google und Apple arbeiten schon seit einigen Jahren an Technologien für das Metaverse. Andreas Dietrich geht im IFZ Retail Banking Blog den Fragen nach, was das Metaverse überhaupt ist und warum Banken darin bereits aktiv sind.
Ökosystem auf einer virtuellen Plattform
Dietrich beschreibt das Metaverse anschaulich: "Der Begriff Metaverse ist an sich nicht klar definiert. Es gibt auch nicht das Metaverse. Vielmehr ist Metaverse ein Begriff für ein Ökosystem auf einer virtuellen Plattform, auf welcher sich Menschen treffen, miteinander kollaborieren und auch digitale Waren und Dienstleistungen wirtschaftlich handeln können. Ein Metaverse ist zwar virtuell, hat aber teilweise fliessende Übergänge in die physische Welt. Oder anders erklärt: Das Metaverse ist eine andere Art ins Internet zu gehen. Indem man sich als Figur ('Avatar') durch virtuelle Welten bewegt und mit anderen Personen (oder Unternehmen) interagiert, wird das Internet 'dreidimensionaler'. Es hat aber einen klaren Bezug zur realen Welt. Gerade in der Gaming-Industrie sieht man schon erste solche Entwicklungen."
Das Metaverse sei eigentlich eine logische Weiterentwicklung des Webs. Während im Web 1.0 vor allem statische Websites existiert haben, die man besuchen konnte, wurde das Web 2.0 "sozialer". Auch Nicht-Experten können im Web 2.0 Inhalte generieren und vielen Menschen einfach und unkompliziert zur Verfügung stellen (Stichwort "Social Media"). Metaverse könnte das Web in eine virtuelle Welt weiterentwickeln. Dabei dürfte die Blockchain-Technologie oder der Einsatz von Non-Fungible Tokens (NFT) an Bedeutung gewinnen, meint Dietrich.
Wie relevant Metaverses in zehn Jahren sein werden, sei ungewiss. Es könnte aber die Rolle des Internets neu definieren und verspreche dadurch auch neue Einnahmemöglichkeiten. Gemäss Goldman Sachs liegt das langfristige Umsatz-Potenzial von Metaverse zwischen 2.6 bis 12.5 Bio. USD.
Weshalb Metaverse für Banken spannend sein könnte
Für die klassische Finanzindustrie stellt sich mit den neuen Möglichkeiten rund um Metaverse die Frage, welche Chancen und Gefahren sich in Bezug auf Kundenschnittstelle, Touchpoints und Geschäftsmodell ergeben. Andreas Dietrich gibt einige Gedanken und Ideen dazu:
Es zeigt als erstes, dass der Verkauf von virtuellen Immobilien – so schwer vorstellbar dies für Otto Normalverbraucher sei – derzeit in die Höhe schiesst. Offenbar wurden 2021 rund 100’000 virtuelle Immobilien im Wert von 500 Mio. USD gekauft. Und wo es um Immobilien geht, kommen auch Banken ins Spiel. Als erstes könne man sich vorstellen, dass gewisse Personen eine Hypothek aufnehmen für den Erwerb einer virtuellen Liegenschaft. Aus Bankensicht seien Metaverse-Kreditvergaben für Immobilien, die auf Spekulationen von steigenden Landpreisen beruhen, nicht interessant (auch wenn die Preise für Metaverse-Immobilien 2021 um 700% gestiegen sind). Spannender seien aber Kreditvergaben im Geiste von "gewerblichen" Immobilienkrediten für Personen oder Unternehmen, die im Metaverse Geld verdienen, also einen realen Cashflow aus der virtuellen Welt erzielen. Dieser Umsatz könne beispielsweise von Spielen oder Events im Metaverse kommen. Als zweites könnten Banken möglicherweise auch im Metaverse ähnliche Dienstleistungen wie in der physischen Welt anbieten (Mietverträge, Bewertungen von Immobilien und Geschäftsideen), so Dietrich.
Auch im Kauf/Verkauf von realen Immobilien könnte das Metaverse helfen. Ergänzt um Virtual- und Augmented-Reality-Elemente könnte die Hausbegehung eines Interessenten hybrid und in Echtzeit erfolgen (virtuelle Tour mit einem Immobilienmakler).
Treffen in virtuellen Bankfilialen mit Kundinnen und Kunden können einerseits den Banken eine interessante Möglichkeit bieten, persönlichere und gefühlt "physischere" Treffen (anstelle von Telefonaten oder Videoberatungen) abzuhalten und die (digitalen) Beziehungen zu vertiefen. Als zweites sind möglicherweise gewisse sehr digital und NFT-affine Kundengruppen je länger je stärker im Metaverse zu finden. Für solche Kundinnen und Kunden können Kontaktmöglichkeiten im Metaverse durchaus relevant werden, sagt Dietrich.
Banken können die Rolle übernehmen, eine möglichst nahtlose Verbindung zwischen der physischen und der virtuellen Welt herzustellen und beispielsweise Anbieter von Spieleplattformen mit Banking-Produkten zu bedienen.
Vorstellbar wären auch Bank-Veranstaltungen im Metaverse (ähnlich wie Partys oder Konzerte).
Noch ist vieles offen im Metaverse
Es gibt heute schon einige Banken, welche in einem Metaverse zu finden sind und mit dem Thema experimentieren. Doch sind noch viele Fragen offen, wie Dietrich aufzeigt: "Wird das Metaverse wirklich das Web 3.0? Und wie lange braucht es, bis sich das Metaverse im Banking durchsetzen wird? Wie sehen Bankgeschäfte in einer virtuellen 3D-Welt aus?" Entscheidend sei aber schlussendlich, wann die Technologie ausgereift sei, zu welchem Zeitpunkt die Kundinnen und Kunden auch in der Breite solche Möglichkeiten nutzen werden und wie Banken sich nicht nur in der regulierten realen Welt, sondern auch im Metaverse bewegen (können). "Es sind spannende Fragen und faszinierende Perspektiven, die das Metaverse bietet", sagt der Banken-Experte.
EZB-Chefin Lagarde warnt vor Krypto – einer ihrer Söhne hat investiert
23.05.2022, 18:29 Uhr
EZB-Chefin Christine Lagarde hat sich in einem Interview mit dem niederländischen Fernsehen für eine Regulierung von Kryptowährungen ausgesprochen. Menschen sollten davon abgehalten werden, mit ihren Ersparnissen...
Bieler Investmentgesellschaft neu an der Berner Börse
23.05.2022, 17:57 Uhr
Vor fünf Jahren gegründet, feiert die Bieler Investmentgesellschaft Haute Capital Partners ihren Einstand an der Berner Börse BSX Swiss. Der Eröffnungskurs betrug CHF 42.50 pro Aktie. Das entspricht einer...
Schweizer Wohnungsmarkt: Keine Eile beim Referenzzinssatz
23.05.2022, 12:38 Uhr
Gute Nachricht für Mieterinnen und Mieter, schlechte für Vermieter: Trotz markant höheren Hypothekarzinsen dürfte der hypothekarische Referenzzinssatz, an dem sich die Wohnungsmieten in der Schweiz orientieren,...
Swiss Life Wealth Managers startet private Vermögensverwaltung
23.05.2022, 09:55 Uhr
Der neu geschaffene Bereich des Schweizer Versicherers, Swiss Life Wealth Managers, bietet seine Dienste ab sofort Privatpersonen an. Zur Auswahl stehen individuelle Leistungen aus Vermögensverwaltung,...
Mit UBS key4 lanciert UBS eine rein digitale Sortimentslinie für Kundinnen und Kunden, die ihre Bankgeschäfte ausschliesslich digital abwickeln wollen. UBS key4 ist in die UBS Mobile Banking App integriert.
Grosse regionale Unterschiede bei Wichtigkeit von ESG-Anlagen
19.05.2022, 09:53 Uhr
Weltweit steigt das Interesse an ESG-Produkten, zwischen den Regionen bestehen allerdings grosse Unterschiede. In Europa spielen verantwortungsvolle Investitionen die grösste Rolle, während das Interesse im...
BlackRock prognostiziert, dass die globalen Anleihen-ETFs bis Ende 2030 ein Volumen von 5 Bio. USD erreichen werden. Eine schnellere Akzeptanz bei den Anlegern und neue Anwendungen für Anleihen-ETFs sorgen für eine...
Allianz Global Investors hat sich im Anlageskandal um fehlgeschlagene Hedgefonds-Strategien mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich geeinigt. Drei Fondsmanager sind wegen Betrugs angeklagt.
Mastercard startet ein biometrisches Checkout-Programm. Die kontaktlose biometrische Technologie soll mittels einer App das sichere Bezahlen an der Kasse erleichtern. In Brasilien beginnt diese Woche das erste...