Erneuter Einbruch bei US-Wohnimmobilien?

01.07.2010, 14:44 Uhr

In den vergangenen Wochen kam vom US-Immobilienmarkt mit sinkenden Baugenehmigungen und einbrechenden Verkaufszahlen. Die mühsam erarbeitete Stabilisierung droht damit innerhalb kürzester Zeit wieder zunichte gemacht zu werden. Steht der Immobilienmarkt in den USA vor einer weiteren breit angelegten Abschwungswelle? Dr. Andreas Busch, Senior Analyst bei Bantleon, nimmt dazu im Interview Stellung.




Dr. Andreas Busch
Senior Analyst bei Bantleon

Herr Dr. Busch, wie hat sich der Markt für Wohnimmobilien in den USA entwickelt?

Dr. Andreas Busch: Nachdem schon in der vorangegangenen Woche die Zahlen zu den Baugenehmigungen negativ überrascht hatten, heizten in den vergangenen Tagen die Daten zu den Hausverkäufen die Spekulationen um eine neue Abschwungswelle am Immobilienmarkt zusätzlich an. So enttäuschten zunächst die Verkäufe bestehender Einfamilienhäuser. Eigentlich hätten diese im Zuge eines letzten Aufbäumens vor dem Auslaufen der Steuervergünstigungen nochmals zulegen sollen – es kam jedoch anders, sie gaben merklich von 5,77 Mio auf 5,66 Mio Einheiten nach. Noch schlechter fiel das Ergebnis bei den Neubauverkäufen aus. Dort war zwar wegen der – im Vergleich zur Statistik der bestehenden Häuser – schnelleren Erfassung bereits mit einem kräftigen Minus als Reaktion auf das Ende der staatlichen Förderung gerechnet worden. Mit 300.000 nach 466.000 Einheiten fiel das Ergebnis jedoch weit schlechter aus als der Konsensus angenommen hatte (410.000). Darüber hinaus wurden die Umsatzzahlen der Vormonate zusammen um ungewöhnlich hohe 100.000 Einheiten nach unten korrigiert.

Wie sind diese Zahlen zu beurteilen?

Der jüngste Rückgang der Neubauverkäufe war nicht nur grösser als der Anstieg des Vormonats. Gleichzeitig wurde auch ein neuer historischer Tiefstand in dieser bis 1963 zurückreichenden Zeitreihe markiert. Trotz dieses Einbruchs dürfte jedoch das Ende der Gegenbewegung nach dem Auslaufen der Steuervergünstigungen noch nicht erreicht sein. Darauf deuten zumindest die Zahlen zu den Anträgen für Hypothekenkredite hin, die im Juni weiter nachgaben.

Rechnen Sie mit einem erneuten Einbruch am Markt für Wohnimmobilien in den USA?

Die Lage am US-Immobilienmarkt stellt sich angesichts der Daten der vergangenen zwei Wochen deutlich angespannter dar als bislang anzunehmen war. Wir sind zwar nach wie vor davon überzeugt, dass die jüngsten Rückgänge in den Verkaufszahlen und Aktivitätsdaten nicht den Auftakt für eine erneute Abschwungswelle darstellen. Allerdings führen sie zu einer markanten Niveauverschiebung nach unten, sodass es im Zuge der von uns erwarteten moderaten Erholung länger dauern dürfte, bis eine echte Stabilisierung beziehungsweise ansatzweise eine Besserung auszumachen ist.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass es zu einer Erholung kommen wird?

Dafür sprechen die grundlegenden Rahmenbedingungen, die sich nach wie vor positiv darstellen. So ist der Erwerb eines Eigenheims in den USA infolge der um mehr als 30 % gesunkenen Preise und der historisch niedrigen Zinsen so günstig wie seit langem nicht mehr. Dies zeigen die entsprechenden Erschwinglichkeitsindikatoren der Statistikämter, die in den zurückliegenden Quartalen förmlich in die Höhe geschossen sind und dabei neue Rekordstände erreicht haben. In den Verbrauchervertrauensumfragen spiegelt sich diese freundliche Entwicklung ebenfalls – die US-Bürger bewerten trotz der ausgelaufenen staatlichen Förderung das Umfeld für den Immobilienerwerb nach wie vor ausgesprochen positiv. Dazu dürfte nicht zuletzt auch die beginnende Arbeitsmarkterholung beitragen, die sich nach unserer Einschätzung in den nächsten Quartalen fortsetzen und damit dem Immobilienmarkt zusätzlichen Rückenwind bescheren wird. (mak)

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