15.01.2025, 14:24 Uhr
Staatliche Konflikte stehen in einer Umfrage unter rund 900 Wirtschaftslenkern, Risikoanalysten und politischen Entscheidungsträgern an erster Stelle der globalen Risiken. Das berichtet die Stiftung...
Das Erdbeben in Nepal und die Hitzewelle in Indien und Pakistan haben das Bild der Naturkatastrophen des ersten Halbjahres 2015 geprägt, sagte Torsten Jeworrek von Munich Re. Bei den beiden Naturkatastrophen kamen rund 12.000 Menschen ums Leben. Insgesamt starben bei Unwettern und Erdbeben des ersten Halbjahres über 16.000 Menschen.
Damit kamen bis Ende Juni deutlich mehr Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben als im Vorjahr (2.800), allerdings deutlich weniger als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre (27.000). Die Gesamt- und die versicherten Schäden lagen unter den langjährigen Durchschnittswerten. Insgesamt waren im ersten Halbjahr 2015 Schäden von 35 Mrd. US$ zu verzeichnen, während der Durchschnittswert der vergangenen 30 Jahre preisbereinigt rund 64 Mrd. US$ betrug. Die versicherten Schäden betragen in diesem Jahr bislang 12 Mrd. US$, der langjährige Durchschnitt war 15 Mrd. US$.
Die Naturkatastrophen des ersten Halbjahres lehren uns erneut, dass die Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern verringert werden muss. Dies, um vor allem die Menschen besser zu schützen, aber auch um die Schäden möglichst gering zu halten, sagte Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re für das weltweite Rückversicherungsgeschäft zuständig. Gleichzeitig sehen wir, dass natürliche Klimazyklen, wie die derzeitige El-Niño-Phase, das Auftreten von Wetterextremen regional unterschiedlich beeinflussen. Daher ist es wichtig, Wissen aus der Forschung mit den Trends in der Schadenstatistik zusammenzuführen. Dabei wollen wir weiter Vorreiter sein, um sinnvolle schadenmindernde Maßnahmen zu fördern.
Die wesentlichen Ereignisse des ersten Halbjahres weltweit:
Die Entwicklung bei vielen wetterbedingten Ereignissen in diesem Jahr passt zur gegenwärtigen Ausprägung der Klimaschaukel ENSO im Pazifik, die verschiedene Wetterextreme in vielen Teilen der Welt beeinflusst. Derzeit herrschen moderate bis starke El Niño-Bedingungen vor, wodurch beispielsweise Schwergewitter mit Tornados im Süden der USA häufiger auftreten. Sehr starke tropische Wirbelstürme im Pazifik kommen unter diesen Bedingungen ebenfalls häufiger vor, während die Entstehung von Hurrikanen im Nordatlantik tendenziell gedämpft wird.
Es wird erwartet, dass sich die derzeit bereits intensive El-Niño-Phase bis in den Herbst weiter verstärkt und dann zu Beginn des nächsten Jahres wieder abklingt. Je stärker ein El Niño ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass die ENSO-Schaukel im Folgejahr bereits in eine La-Niña-Phase umschlägt. Dann kehren sich auch die Einflüsse auf die jeweiligen Wetterextreme tendenziell um. Die Trends 2015 mit vielen Unwettern im Süden der USA und bisher geringer Hurrikanaktivität im Nordatlantik war so zu erwarten. Auch die Schwere der Hitzewelle in Indien und Pakistan wurde vermutlich von den El-Niño-Bedingungen mit beeinflusst, sagte Peter Höppe, Leiter der GeoRisiko-Forschung von Munich Re.
Gleichzeitig warnte er davor, für die Hurrikansaison 2015 Entwarnung zu geben. So ereignete sich etwa 1992 Hurrikan Andrew in einer insgesamt sehr ruhigen Saison, war aber einer der stärksten tropischen Wirbelstürme überhaupt. Mit Gesamtschäden von 26,5 Mrd. US$, davon 17 Mrd. US$ versichert, ist Andrew auch preisbereinigt immer noch der viertteuerste Sturm aller Zeiten. Die El-Niño-Phase nimmt Einfluss auf die Hurrikanaktivität, aber nicht darauf, ob und wo ein Sturm auf Land trifft. Sollte also ein schwerer Sturm entstehen und auf einen Ballungsraum treffen, sind gleichwohl hohe Schäden möglich, so Höppe.
Quelle: MunichRE