23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die Deutsche Bank hat die Pläne für eine umfangreiche strategische Transformation und Restrukturierung vorgelegt. Der radikale Umbau soll die Profitabilität der Bank stärken und die Rendite für die Aktionäre verbessern. Dazu wird auch die Führungsmannschaft neu organisiert.
Jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Bank hat am Sonntag einen radikalen Umbau der Bank bekanntgegeben, der eine Neuausrichtung des Vorstands, die Restrukturierung der Geschäftseinheiten, den Abbau von 18'000 Arbeitsplätzen auf künftig noch 74'000 Vollzeitstellen, sowie einen Rückzug aus Teilen des Investment Banking umfasst.
Bei der Hauptversammlung im Mai hatte CEO Christian Sewing angekündigt, dass der Vorstand die Transformation der Deutschen Bank erheblich beschleunigen, radikaler und schneller handeln müsse, nachdem im vergangenen Jahr die Bank weiter stabilisiert werden konnte. Innerhalb der letzten vier Jahre hatte die Bank Milliardenverluste geschrieben, war an etlichen Finanzskandalen beteiligt und der Aktienkurs ist ins Bodenlose gefallen.
Der radikale Umbau soll die Profitabilität der Bank stärken und die Rendite für die Aktionäre verbessern. "Unser Ziel ist klar: Wir wollen bis 2022 eine Nachsteuer-Rendite von acht Prozent auf das materielle Eigenkapital erreichen. Das müssen wir schaffen, wenn wir dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben wollen", schreibt Sewing in einer Nachricht an die Mitarbeiter. Im Sinne der Bank habe der Vorstand aber keine andere Wahl, als diese Transformation konsequent anzugehen, um an ihre erfolgreiche Geschichte anzuknüpfen und die Deutsche Bank wieder zu einem dauerhaft erfolgreichen und führenden Bankhaus zu machen.
Die Deutsche Bank wird sich aus dem Aktienhandelsgeschäft zurückziehen, wobei ein fokussiertes Aktienemissionsgeschäft (Equity Capital Markets) fortgeführt wird. Darüber hinaus plant die Bank, ihr Handelsgeschäft, insbesondere den Handel mit Zinsprodukten, anzupassen und den Abbau ihres Portfolios an nichtstrategischen Aktiva zu beschleunigen. Insgesamt sollen die risikogewichteten Aktiva, welche diesen Bereichen zugeordnet sind, um etwa 40 Prozent reduziert werden.
Die Bank wird eine neue Abbaueinheit (Capital Release Unit) gründen, um die Bilanzpositionen effizient abzuwickeln, die aus den Geschäftsfeldern stammen, die aufgegeben oder verkleinert werden. Diese Positionen umfassen 74 Milliarden Euro an risikogewichteten Aktiva und eine Gesamtverschuldung von 288 Milliarden Euro (gemessen am Wert zum 31. Dezember 2018). Diese Massnahmen sollen es der Deutschen Bank ermöglichen, sich auf die Kerngeschäfte mit Unternehmenskunden, das Finanzierungsgeschäft, das Geschäft mit Fremdwährungen, das Beratungs- und Emissionsgeschäft, das Privatkundengeschäft sowie das Asset Management zu konzentrieren.
Weiter will die Deutsche Bank im Rahmen eines Kostensenkungsprogramm die bereinigten Kosten um 6 Milliarden Euro auf 17 Milliarden Euro im Jahr 2022 senken. Sie strebt im selben Jahr ein Aufwands-Ertrags-Verhältnis von 70 Prozent an. Sie rechnet im Zusammenhang mit der Restrukturierung mit Belastungen in Höhe von rund 3 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2019, wovon sich rund 200 Millionen Euro auf die harte Kernkapitalquote (CET1) auswirken. Weitere Restrukturierungsaufwendungen werden im zweiten Halbjahr 2019 sowie in den Folgejahren erwartet. In der Summe rechnet die Deutsche Bank mit Belastungen von insgesamt 7,4 Milliarden Euro bis Ende 2022.
Der Vorstand der Deutschen Bank plant, die Transformation mit den vorhandenen Ressourcen zu finanzieren und kein neues Kapital aufzunehmen. Das spiegle die derzeitige starke Kapitalposition der Bank ebenso wider wie die Überzeugung des Vorstands, dass die abzubauenden Aktiva hochwertig und nur mit geringen Risiken behaftet seien, heisst es in der Medienmitteilung. Im Zusammenhang mit diesen Entscheidungen beabsichtigt der Vorstand, für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 keine Dividende auf die Aktien der Bank vorzuschlagen. Die Bank erwartet, dass sie während des gesamten Transformationsprozesses ausreichend ausschüttungsfähige Posten hat, um Kuponzahlungen auf die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals (Additional Tier 1) zu leisten.
Als Teil der Transformation hat der Aufsichtsrat der Deutschen Bank die Führungsstruktur zum 1. August geändert. Diese soll den Verantwortlichen mehr Flexibilität verschaffen, Entscheidungsprozesse beschleunigen und das Unternehmertum innerhalb der Bank fördern. Neben Garth Ritchie, dem Co-Vorsitzenden und Leiter der Investment Bank, der die Bank bis Ende November weiter beraten wird, werden auch die Vorstände Sylvie Matherat, Verantwortliche für Regulierungsfragen, und Frank Strauss, Verantwortlicher für die Privat- und Firmenkundenbank, die Deutsche Bank zum 31. Juli verlassen.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat drei neue Vorstandsmitglieder ernannt: Christiana Riley übernimmt ab sofort die regionale Verantwortung für das Geschäft in Nord- und Südamerika. Im Jahr 2006 zur Bank gestossen, war sie unter anderem in der Strategieabteilung tätig. Seit Ende 2015 ist Riley Finanzchefin der Unternehmens- und Investmentbank. Bernd Leukert stösst zum 1. September 2019 als Vorstand für Digitalisierung, Daten und Innovation zur Deutschen Bank. Er kommt von SAP SE, wo er von 2014 bis 2019 Mitglied im Vorstand war. Stefan Simon wird Chief Administrative Officer (CAO) und für die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden und die Rechtsabteilung verantwortlich sein. Er war seit August 2016 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank und leitete dessen Integritätsausschuss.
Im Zuge der Neuorganisation übernimmt der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing zusätzlich die Verantwortung für die neu geschaffene Unternehmensbank sowie für die Investmentbank. Karl von Rohr, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, wird die Privatkundenbank und die Vermögensverwaltung (Asset Management/DWS) leiten. Zudem behält er die regionale Verantwortung für Deutschland und bleibt Arbeitsdirektor. Chief Operating Officer Frank Kuhnke wird zusätzlich für die Abbaueinheit (Capital Release Unit) sowie für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) verantwortlich sein. Risikovorstand Stuart Lewis wird künftig auch den Bereich Compliance und die Abteilung gegen Finanzkriminalität übernehmen. Dazu wird er im Vorstand die Verantwortung für die Region Grossbritannien und Irland übernehmen. Der Verantwortungsbereich von Finanzvorstand James von Moltke bleibt ebenso unverändert wie der von Werner Steinmüller, der weiterhin die Region Asien/Pazifik leitet.