25.11.2024, 16:43 Uhr
Swisspath Group und VECO Group melden ihren Plan für den Zusammenschluss. Das gemeinsame Geschäft wird weiterhin unter dem Namen VECO firmieren.
Die Finanzierung europäischer Start-ups war im Jahr 2019 noch auf Rekordniveau. Die aktuelle Corona-Pandemie stellt jedoch eine existenzielle Krise für Start-ups dar. Bereiche wie Biotech und Medtech sowie die Digitalisierung dürften aber gemäss dem Start-up-Barometer von EY profitieren.
Nach einem Finanzierungsrekord im vergangenen Jahr ist aufgrund der aktuellen Corona-Krise für das Jahr 2020 nun ein massiver Einbruch bei Start-up-Finanzierungen zu erwarten. 2019 stieg der Gesamtwert der Start-up-Finanzierungen im Vergleich zum Vorjahr noch um 46% auf 31,1 Mrd. Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden legte dabei allerdings nur um 1% auf 4'246 zu. Jeder einzelne Deal umfasste somit durchschnittlich 7,3 Mio. Euro. Dies zeigt das aktuelle Start-up-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die Studie basiert auf einer Analyse der 2019 erfolgten Investitionen in europäische Start-ups; als Start-ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.
"2019 dürfte vorerst das letzte Rekordjahr für das europäische Start-up-Ökosystem gewesen sein", sagt Roger Krapf, Partner sowie Verantwortlicher der Start-up Initiative von EY in der Schweiz. Er rechnet nicht nur damit, dass die Coronavirus-Pandemie zu deutlich sinkenden Investitionen führen wird, sondern erwartet bei vielen Unternehmen zudem massive Umsatzausfälle. "Diese Pandemie hat sich innerhalb von kurzer Zeit zu einer existenziellen Herausforderung für Start-up-Firmen in Europa und weltweit entwickelt", so Krapf.
Trotz des bevorstehenden Brexits konnte Grossbritannien 2019 seine Spitzenposition innerhalb der europäischen Start-up-Szene behaupten und sogar ausbauen: An britische Start-ups flossen insgesamt 11,1 Mrd. Euro, das sind 54% mehr als 2018. Die Zahl der Finanzierungsrunden war allerdings rückläufig: Sie sank um 8% auf 971. Und: Von den fünf grössten Finanzierungsrunden in Europa des vergangenen Jahres gingen vier an britische Jungunternehmen.
Bereits im zweiten Halbjahr 2019 war ein Rückgang der Finanzierungsaktivitäten in Europa zu beobachten: Das Investitionsvolumen schrumpfte im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 15% auf 14,2 Mrd. Euro, die Zahl der Finanzierungsrunden sank ebenfalls um 15% auf 1'944. Im Jahr 2020 dürften sowohl die Zahl der Deals als auch die investierten Summen noch deutlich stärker zurückgehen, erwartet Krapf. Wie stark, hänge von der Stärke und Dauer der aktuellen Corona-Krise ab: "Fest steht, dass das europäische Start-up-Ökosystem vor der grössten Bewährungsprobe seiner Geschichte steht."
Im vergangenen Jahr sei zwar enorm viel Geld an europäische Jungunternehmen geflossen – allerdings ging das Gros der Summe an einige grosse und bereits mit viel Kapital ausgestattete Unternehmen. Gemäss Krapf bedeute dies, dass die Mehrzahl der Start-ups nur für einige Monate durchfinanziert sei und danach frisches Geld benötige. "Die Hoffnungen der Branche ruhen nun nicht nur auf Investoren, sondern auch auf den Schutzschirmen, welche einige Länder bereits angekündigt haben. Denn für vielversprechende Unternehmen wird es durchaus noch Zwischenfinanzierungen geben – grosse Neuinvestitionen werden wir aber deutlich seltener sehen als 2019", sagt Krapf.
Für die Kapitalgeber sei die derzeitige Situation ebenfalls eine besondere Herausforderung, da die Bewertungen der Firmen nach unten angepasst werden müssen und ein Ausstieg oder ein Verkauf von Start-up-Firmen damit viel schwieriger geworden sei. Für die Investoren gehe es daher nun vorrangig darum, ihre Portfoliounternehmen durch die Krise zu bekommen.
Entscheidend sei in dieser schwierigen Situation, dass der Finanzierungsmarkt nicht vollständig austrockne, da dies die Innovationskraft der europäischen Start-ups empfindlich schwächen und um Jahre zurückwerfen würde. Gleichzeitig zeige sich, dass eine noch deutlich stärkere Digitalisierung der Wirtschaft unverzichtbar sei.
Wie die Autoren des Start-up-Barometer weiter feststellen, wird es daher auch Unternehmen und Geschäftsbereiche geben, die gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werden. Demnach wird Digital Health im weitesten Sinne boomen. Die Segmente Biotech und Medtech werden ebenfalls profitieren. Die Bereiche Logistik, Food, Online Handel, Online Learning, Online Kommunikation und die sogenannten "Software as a Service-Modelle" könnten mittelfristig ebenfalls einen Aufschwung erleben. Schwieriger wird es aus Sicht der Autoren hingegen für Start-ups insbesondere aus den Bereichen Travel, Mobility und Events.
2019 gab es in der Schweiz insgesamt 329 Start-up-Finanzierungsrunden (36% mehr als 2018), damit befindet sich die Schweiz hinter Grossbritannien, Frankreich und Deutschland auf Platz 4 des europäischen Länder-Rankings. Die meisten Schweizer Deals wurden dabei in Zürich (114) und Lausanne (43) abgeschlossen. Diese 329 Schweizer Deals weisen einen Umfang von insgesamt 1,5 Mrd. Euro auf (2018: rund 1,3 Mrd.), davon entfielen 368 Mio. Euro auf in Zürich stattgefundene Transaktionen und 246 auf in Basel vereinbarte Deals. Den grössten Schweizer Deal in 2019 schloss das Unternehmen Arvelle Therapeutics (159,3 Mio. Euro) ab, gemessen am Volumen findet sich diese Transaktion auf Rang 26 aller europäischer Finanzierungsrunden in 2019.