China auf dem Weg vom Fabrikations- zum Innovationszentrum der Welt
Mit kreativen Robotern bzw. Roboterinnen sorgt China immer wieder für weltweite Schlagzeilen. (Bild: Shutterstock.com/Supermodel)
Nach mehr als drei Jahrzehnten Aufholjagd zu den fortgeschritteneren Volkswirtschaften befindet sich China nun in einem Wettlauf um die globale Technologieführerschaft. Nachdem China zur "Fabrik der Welt" geworden ist, strebt es nun danach, auch das Innovationszentrum des Planeten zu werden.
18.10.2021, 11:19 Uhr
Redaktion: ras
China sei auf bestem Weg, das Innovationszentrum der Welt zu werden, meint Jie Lu, Head Investments China von Robeco, in einem soeben veröffentlichten Papier. Dabei verweist er auf die Statistiken zu Forschung und Entwicklung (F&E). Unterstützt durch ein höheres Wirtschaftswachstum werde erwartet, dass China in diesem Jahr die weltweite Führung im Bereich Forschung und Entwicklung übernimmt und zum ersten Mal die USA bei den Ausgaben übertrifft. In vielen Bereichen wie künstliche Intelligenz (KI), 5G-Telekommunikationsnetze, Ultrahochspannungsstromnetze oder Hochgeschwindigkeitszüge ist China inzwischen führend.
Zunehmende Spannungen mit dem Westen
Chinas technologischer Vorstoss sei zwar nicht neu, doch die zunehmenden Spannungen mit dem Westen, insbesondere mit den USA, haben ihn ins Rampenlicht gerückt. In den letzten Jahren haben chinesische Beamte verstärkt auf die Notwendigkeit hingewiesen, weniger abhängig von ausländischer Technologie zu werden. Einige haben sogar eine so genannte "technologische Entkopplung" ins Auge gefasst und sich für die Selbstversorgung in einer Reihe kritischer Branchen ausgesprochen.
Die Spannungen mit den USA läuten gemäss Lu nicht zwangsläufig eine vollständige wirtschaftliche Abkopplung oder eine Ära der Deglobalisierung ein, wie von einigen behauptet werde. Bislang konzentrierten sich die 2020 erlassenen US-Exportbeschränkungen für China im Wesentlichen auf einige wenige ausgewählte Technologien, bei denen Alternativen ausserhalb der USA schwer zu finden sind.
Auf den Import von Spitzentechnologien angewiesen
In der Zwischenzeit bleibt Chinas wichtigstes politisches Ziel, die Fertigungskapazitäten des Landes zu verbessern, um Waren und Dienstleistungen mit höherem Mehrwert zu produzieren und den wirtschaftlichen Wachstumsmotor am Laufen zu halten. Die politischen Entscheidungsträger sind sich darüber im Klaren, dass dies ohne den Import von Spitzentechnologien aus den USA, Europa, Japan oder Südkorea nicht möglich sein wird.
Chinas technologische Ambitionen wurden 2015 mit der Initiative "Made in China 2025" (MIC 2025) formell formuliert, einem umfassenden Zehnjahresplan zur weiteren Modernisierung der industriellen Basis des Landes. MIC 2025 nennt laut dem Robeco-Papier zehn strategische Sektoren, darunter Luft- und Raumfahrtausrüstung, medizinische Geräte oder Hightech-Schiffe, in denen sich China auszeichnen und eine führende Position sichern will.
Klare Führungsposition im KI-Bereich
Selbst unter dem Dach des MIC 2025 werden die zehn genannten Kernindustrien nicht alle mit der gleichen Intensität verfolgt. In den letzten Jahren hat sich China vorrangig auf einige wenige aufstrebende Technologien konzentriert, darunter künstliche Intelligenz, Halbleiter, Robotik und neue Energiefahrzeuge (NEVs), wobei sowohl in personeller als auch in finanzieller Hinsicht enorme Anstrengungen unternommen wurden. "So ist KI vielleicht der Bereich, in dem China die spektakulärsten Ergebnisse erzielt und sich eine klare Führungsposition auf globaler Ebene gesichert hat", hält Lu fest. Das chinesische KI-bezogene Ökosystem profitiert von verschiedenen unterstützenden Faktoren, darunter die gigantische Marktgrösse des Landes, die eine einzigartige Gelegenheit zur Sammlung grosser Datensätze bietet, und ein seit langem freundliches politisches Umfeld.
China scheint daher in der Lage zu sein, eine führende Rolle bei KI-gestützten Unternehmen wie Sprach- und Bilderkennungsanwendungen zu übernehmen. Auf globaler Ebene sind die wichtigsten Anbieter von KI-Dienstleistungen nach wie vor die grossen US-Technologieriesen, aber chinesische Unternehmen holen schnell auf. China beschäftigt bereits die mit Abstand meisten KI-Fachleute weltweit, mit über 12'000 KI-Arbeitsplätzen im Jahr 2019, gegenüber etwa 7'500 in den USA.
Grösste Flotte an Elektroautos
Ein weiterer Bereich, in dem markanteFortschritte erzielt wurden, sind NEVs. China hat die weltweit grösste Flotte von NEVs im Umlauf, weit vor Europa und den USA, und verfügt über das weltweit grösste Netz von Batterieladeeinrichtungen. "Und obwohl das Land im vergangenen Jahr bei den NEV-Zulassungen von den Europäern überholt wurde, bleibt es einer der dynamischsten Märkte, der weitgehend von lokalen Herstellern dominiert wird", schreibt Lu.
China hat es ausserdem geschafft, sich in verschiedenen Bereichen der NEV-Lieferkette eine führende Position zu sichern. Dies gilt insbesondere für die Produktion von Elektrobatterien, wo die grössten chinesischen Hersteller zusammen mit ihren südkoreanischen und japanischen Konkurrenten zur Weltspitze aufgestiegen sind. Insgesamt entfallen auf China über 70% der weltweiten Produktionskapazitäten für Batteriezellen.
Drei Investitionsthemen
Chinas technologischer Vorstoss bietet Chancen in vielen Branchen, aber es ist nicht immer einfach, diese zu finden. Nicht alle Initiativen haben laut Lu bisher die Erwartungen erfüllt, und der politische Wille ist kein Garant für Erfolg. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in Bereichen, in denen die Ergebnisse uneinheitlich waren, keine Chancen gibt, und auch nicht, dass der Erfolg der Politik zwangsläufig zu attraktiven Renditen für die Anleger führen wird.
"Aus dieser Perspektive haben wir drei wichtige Anlagethemen identifiziert, die es wert sind, in Betracht gezogen zu werden: der unaufhaltsame Anstieg von NEVs, das Aufkommen von "Industrie 4.0" in China und eine verstärkte Konzentration auf die Lokalisierung von Lieferketten. Angesichts der vielversprechenden Aussichten, die diese drei Trends bieten, glauben wir, dass hier einige der interessantesten Möglichkeiten zu finden sind", folgert Lu.
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