CFO-Umfrage: Konjunkturstimmung in der Schweizer Wirtschaft trübt sich ein

Bild: Pixabay
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Die Konjunkturaussichten der Schweizer Chief Financial Officers sind laut der jüngsten CFO-Umfrage von Deloitte erstmals seit über drei Jahren rückläufig. Als Gründe geben die CFOs drohende internationale Spannungen und Respekt vor der Aufwertung des Schweizer Frankens an.

13.11.2018, 09:20 Uhr

Redaktion: rem

Die Konjunkturstimmung unter den Schweizer CFOs trübt sich erstmals seit über drei Jahren ein, wie aus der neuesten CFO-Umfrage von Deloitte hervorgeht. Noch 77% der über 100 befragten Finanzchefs sind hierzulande positiv gestimmt, was das Wachstum der Wirtschaft angeht. Dies entspricht einer Abnahme von 8 Prozentpunkten gegenüber dem ersten Halbjahr 2018. Wie Deloitte feststellt, ist angesichts dieser Eintrübung der Zukunftsaussichten Vorsicht geboten, denn nach den letzten drei ähnlichen Stimmungsumschwüngen sei es zwei Mal steil bergab gegangen.

Dass der Wachstumshöhepunkt überschritten scheint, zeigt auch die Tatsache, dass in den letzten drei Monaten der Optimismus der CFOs hinsichtlich der finanziellen Aussichten des eigenen Unternehmens deutlich geschrumpft ist: Der Nettosaldo (optimistische abzüglich pessimistischer Nennungen) ist von 24% auf 9% zurückgegangen.

"Die Schweizer Wirtschaft ist zwar immer noch robust, doch der grosse Boom ist vorbei", kommentiert Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte Schweiz, die Resultate der CFO-Umfrage. Die anhaltenden internationalen Handelsstreitigkeiten färbten erstmals auch auf die Schweiz ab. Das protektionistische Getue, das insbesondere von den beiden Grossmächten USA und China ausgehe, schüre die Verunsicherung der exportorientierten Schweizer Unternehmen, so Grampp.

Zunehmende politische Unsicherheiten bei Handelspartnern
40% der CFOs schätzen das Niveau der ökonomischen und finanziellen Unsicherheiten hierzulande als hoch ein. Dabei liegen die wahrgenommenen Unsicherheiten grösstenteils im Ausland. Knapp die Hälfte der exportorientierten hiesigen Unternehmen (48%) sehen indes grosse Unsicherheiten auf sich zukommen.

Als grosse Herausforderungen werden von den CFOs die zunehmenden politischen Unsicherheiten bei den traditionellen Handelspartnern wahrgenommen. Gegenüber dem ersten Halbjahr steigen im aktuellen Halbjahr die Risikowahrnehmung gegenüber den etablierten Partnern USA (plus 26% auf 77%), Italien (plus 20% auf 64%) und China (plus 15% auf 30%) drastisch an. Grossbritannien wird ebenfalls von hohen 64% der CFOs als risikobehafteter Handelspartner eingestuft. Positiver werden die Beziehungen zu den beiden traditionell wichtigsten Partnern Deutschland (11%) und Frankreich (7%) gesehen. Bei beiden hat das Mass an Unsicherheit gegenüber dem ersten Halbjahr abgenommen.

Wie Deloitte festhält, spiegelt sich die Aussenwahrnehmung Frankreichs gleichzeitig in der Risikobereitschaft der französischen CFOs wider. Die europäische CFO-Umfrage von Deloitte zeige, dass die Franzosen am meisten Bereitschaft zeigten, höhere Risiken in der Bilanz einzugehen: 45% sehen den Zeitpunkt jetzt als günstig. Als zweitrisikofreudigstes Land hinter Frankreich folgt die Schweiz (39%). In der Risikowahrnehmung der Schweizer CFOs sind geopolitische Unsicherheiten und Protektionismus zwar sehr relevant, als Top-Risiko werden aber unternehmensinterne, sprich hausgemachte Probleme, gesehen.

Im Hinblick auf das herausfordernde internationale Geschäft steht für die Schweizer Unternehmen der Wechselkurs CHF/EUR besonders im Fokus. Für knapp 60 Prozent der befragten CFOs hätte ein stärkerer Franken direkte negative Auswirkungen für ihr Unternehmen. Als Durchschnitt geben sie einen Wechselkurs von EUR/CHF von 1,07 als Schmerzgrenze an. Eher erstaunlich ist, dass laut Deloitte nur etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Finanzchefs mittels Risikoeinschätzungen oder finanziellem Hedging das Wechselkursrisiko begrenzen.

Fachkräftemangel hält an
Trotz Eintrübung bei den Konjunkturaussichten bleiben die Unternehmen sowohl bezüglich Investitionen als auch Einstellungen europaweit ausgabefreudig: 39% der Schweizer CFOs rechnen im 12-Monate-Ausblick immer noch mit einem Anstieg der Investitionen. Damit liegt man exakt im europäischen Durchschnitt. Gemäss Deloitte sind hingegen in der Türkei und in Grossbritannien die Investitionserwartungen eingebrochen, da dort die politischen Unsicherheiten zu gross sind.

42% der Schweizer CFOs sind zuversichtlich, dass sie die Anzahl Mitarbeitende in den nächsten 12 Monaten erhöhen werden. Jedoch sehen sie den Zugang zu qualifiziertem Personal als zunehmendes Risiko. Diese Bedenken teilen sie fast ausnahmslos mit den CFOs der anderen europäischen Ländern. In Deutschland und Österreich ist der Fachkräftemangel sogar das am häufigsten genannte Risiko. Besonders gesucht sind Personen mit angemessenem technischen Wissen und Berufserfahrung.

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