Biotechnologie mit Impulsen aus den Emerging Markets

21.05.2010, 15:34 Uhr

Biotech-Medikamente haben sich

in den Industrieländern im Kampf gegen weit verbreitete

Zivilisationskrankheiten als wirksam erwiesen. In den Schwellenländern

zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.



Rudi Van Den Eynde,
Manager des Dexia L Equities Biotechnology Fonds bei Dexia Asset Management

Unter Zivilisationskrankheiten werden u.a.

chronischer Krankheiten verstanden, die mit zunehmendem Alter auftreten. Damit

sind auch die Schwellenländer vermehrt konfrontiert. Nach einigen Jahren

starken Wachstums haben sich die Hygienebedingungen und damit auch die

Gesundheitsversorgung in vielen Emerging-Markets verbessert. Die Lebenswartung

steigt, und in Ländern wie China, Indien und Brasilien nimmt damit auch die

Zahl der älteren Menschen deutlich zu.

Weltweit expandierender Markt

Zurzeit diskutiert die Wissenschaft viel über die

Thrifty-Gene-Hypothese. Sie besagt, dass Menschen die aufgrund ihrer

genetischen Disposition in schlechten Zeiten im Vorteil waren, in Zeiten des

Überflusses an Diabetes und Adipositas erkranken. Auf jeden Fall spricht das

zunehmende Auftreten von ernährungsbedingten Krankheiten für sich.

Erschreckend sind auch die Daten der

Gesundheitsabteilungen der Einwanderungsbehörden. Sie bestätigen eindrucksvoll,

wie vehement die Menschen in vielen Emerging-Market-Ländern auf die drastischen

Veränderungen des Lebensstils reagieren. Diese Fakten zeigen, dass die

Bedeutung der Emerging Markets für den Gesundheitssektor insgesamt wächst. Da neue

Arzneimittel vor allem im Biotechnologiesektor entwickelt werden, wird dieser auch

in den Schwellenländern an Marktanteil gewinnen.

Gegen weitverbreitete …

In unseren Biotechnologie-Fonds

nehmen wir vor allem innovative Unternehmen mit erfolgversprechenden klinischen

Daten auf. Aber auch Unternehmen, die sich speziell in den Emerging Markets

engagieren, halten wir für interessant. Die schnell steigende Bedeutung von

Diabetes haben wir bereits erwähnt. Das US-Unternehmen Amylin Pharma entwickelt

derzeit ein lang wirkendes GLP-1-Analogon, eine neue Art von

Diabetes-Medikament mit vielversprechenden klinischen Daten. Ein vergleichbares

Medikament des Wettbewerbers Novo Nordisk wurde kürzlich zugelassen.

Wir sind optimistisch und

glauben, dass diese neue Therapie Erfolg haben wird. Das Medikament von Amylin

wird vom Pharmaunternehmen Eli Lilly vertrieben. Aufgrund von Preisüberlegungen

sind die Emerging Markets zwar nicht der wichtigste Zielmarkt, schlussendlich

wird man vor allem wegen der Marktgrösse nicht auf diese Chance verzichten

wollen. Auch das französische Unternehmen Ipsen entwickelt gerade ein lang

wirkendes GLP-1-Analogon und wird mit Roche zusammenarbeiten. Der Markt ist

dabei gross genug für alle drei Unternehmen.

…. und gegen seltene Krankheiten

Die Bedeutung der Schwellenländer für die

Biotechnologiebranche manifestiert sich auch angesichts der Häufigkeit sehr

seltener Krankheiten. Das US-Unternehmen Alexion hat Soliris entwickelt, ein

Medikament zur Behandlung von Paroxysmaler Nächtlicher Hämoglobinurie (PNH),

einer Krankheit, die die roten Blutkörperchen des Patienten zerstört. Mit 180

Mio. Einwohnern und einer starken Verbreitung von PNH ist Brasilien ein wichtiger

Markt für Alexion.

Auch für Biomarin Pharma ist Brasilien ein

wichtiger Markt. Das Unternehmen vertreibt Medikamente gegen Mukopolysaccharidose, eine

ebenfalls in Südamerika weit verbreitete Stoffwechselkrankheit.

Ursprünglich kommt sie von der iberischen Halbinsel und wurde von Einwanderern

nach Südamerika eingeschleppt.

Immer mehr Schwellenländer können sich hochpreisige

Biotechnologie-Produkte leisten. Die

Staatshaushalte sind in einer relativ guten Verfassung – häufig in einer

besseren als diejenigen der entwickelten Ländern. Nach und nach entstehen auch

öffentliche Krankenversicherungssysteme mit Kostenerstattungen für die

Versicherten. Davon profitieren Pharmaunternehmen, insbesondere solche aus dem

Biotechnologiesektor. Wirklich überzeugend ist für uns ein Unternehmen dann,

wenn es innovativ ist. Deshalb ist die Innovation auch der wichtigste Faktor

für unsere Wahl der Einzeltitel. Dabei achten wir auch sehr darauf, dass ein

mögliches biotechnologisches Medikament auch weltweit erfolgreich sein kann. (ras)

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