Bank of England erhöht den Leitzins zum vierzehnten Mal

Das Pfund reagierte schwächer. Eine Minderheit von Ökonomen hatte sich eine Zinsverteuerung um 0,50  Prozentpunkte vorgestellt. (Bild: Shutterstock.com/Borka Kiss)
Das Pfund reagierte schwächer. Eine Minderheit von Ökonomen hatte sich eine Zinsverteuerung um 0,50 Prozentpunkte vorgestellt. (Bild: Shutterstock.com/Borka Kiss)

Die britische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer erneuten Zinssteigerung fort. Der Leitzins steigt um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent. Es ist die vierzehnte Zinserhöhung seit Ende 2021 und der Leitsatz der höchste seit der Finanzkrise 2008. Angesichts einer Inflation von knapp 8% dürfte es nicht dabei bleiben.

03.08.2023, 14:00 Uhr

Redaktion: awp/hf

Die Entscheidung fiel im geldpolitischen Ausschuss der Bank of England nicht einstimmig. So waren sechs Mitglieder für die jetzt beschlossene Anhebung um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent. Zwei sprachen sich für einen grösseren Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte aus. Ein Mitglied war für einen unveränderten Leitzins.

Und die Notenbank liess die Tür für weitere Erhöhungen offen. "Sollte es Anzeichen für einen anhaltenden Aufwärtsdruck geben, so wäre eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich", verlautet sie in einer Mitteilung. Man wolle die Inflation mittelfristig und nachhaltig auf den Zielwert von zwei Prozent zurückführen.

Inflation noch meilenweit vom Zielwert entfernt

Die Inflation im Vereinigten Königreich war zwar im Juli zurückgegangen, blieb mit 7,9 Prozent jedoch nicht nur deutlich über dem Ziel der Bank of England, sondern auch merklich über den Niveaus der Eurozone und den USA. Eine Minderheit von Ökonomen hatte deshalb eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte für gerechtfertigt gehalten.

Zum Jahresende erwartet die Notenbank eine Inflationsrate von 4,9 Prozent. Unter zwei Prozent werde sie voraussichtlich erst im zweiten Quartal 2025 sinken.

Die Meinung von Analysten

"Da sich die Inflation jedoch in die richtige Richtung bewegt und auch die langfristigen Inflationserwartungen wieder unter Kontrolle sind, haben sich die Londoner Währungshüter offenbar gescheut, ihren Leitzins abermals um einen halben Prozentpunkt anzuheben", kommentierte Dirk Chlench, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Das anziehende Lohnwachstum bereite den Ratsmitgliedern indes Sorgen.

"Aus diesem Grund erwarten wir, dass die Bank of England ihren Leitzins auf der Sitzung im September abermals nach oben hieven wird,"fährt erfort.

Für die deutsche Fondsgesellschaft DWS sind Hinweise für eine geldpolitische Pause nicht auszumachen. "Vor allem wegen der weiteren kräftigen Lohnentwicklung rechnen wir auch im September mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 5,50 Prozent", schreibt das Institut.

Druck aufs Wachstum

Etwas zurückhaltender gibt sich die US-Investmentgesellschaft Candriam: "Wir sind der Meinung, dass das derzeitige restriktive Niveau einen stärkeren Einfluss auf das Wachstum haben wird, was letztendlich zu niedrigeren Leitzinsen führen wird, als der Markt derzeit erwartet."

Die Reaktion an den Finanzmärkten auf die jüngste Zinverteuerung hielt sich in Grenzen. Das Pfund geriet zunächst zu Euro und Dollar etwas unter Druck, machte die Verluste jedoch rasch wieder wett. Auch am britischen Obligationenmarkt kam es nur zu kurzzeitigen Ausschlägen. Der Frenken festigte sich trotz britischer Zinserhöhung auf 1.1078 GBP/CHF (+0,7%) am frühen Donnerstagnachmittag.

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