BAK Economics sieht Schweizer Wirtschaft vor schwierigen Monaten

Rationierungen oder sogar Unterbrechungen der Energieversorgung könnten vermieden werden, meint BAK Economics. (Bild: Shutterstock.com/Bohbeh)
Rationierungen oder sogar Unterbrechungen der Energieversorgung könnten vermieden werden, meint BAK Economics. (Bild: Shutterstock.com/Bohbeh)

Die nächsten Monate werden schwierig für die Schweizer Wirtschaft. Nach robuster Entwicklung im Sommer würden angesichts zahlreicher Belastungen besonders die Investitionstätigkeit und die Aussenwirtschaft zurückgehen, stellt BAK Economics fest. Im gleichen Atemzug beteuert das Institut, um eine Rezession komme die Schweiz knapp herum.

15.09.2022, 16:29 Uhr

Redaktion: hf

Vor dem Hintergrund eines sich eintrübenden konjunkturellen Umfelds revidiert BAK Economics die Prognose für das Schweizer BIP-Wachstum im Jahr 2023 deutlich nach unten auf 0,5%. Bisher war ein BIP-Wachstum vom 1,1% vorausgesagt worden. Im laufenden Jahr lasse die dank Aufholeffekten nach der Corona-Pandemie bis anhin robuste Konjunkturerholung noch eine BIP-Expansion um 2,0% zu.

Die Schweizer Wirtschaft werde im vierten Quartal 2022 stagnierten und im ersten Quartal 2023 leicht zurückgehen. "Erst nach einem Winter mit rezessiver Tendenz kann ab dem zweiten Quartal 2023 eine allmähliche Entspannung der Situation erwartet werden", meint Prognosechef Alexis Körber.

Risiko, dass es noch schlechter kommt

Angesichts der ausserordentlichen Situation an den europäischen Energiemärkten und der Unsicherheit bezüglich des Corona-Verlaufs im Winter bestehe jedoch "ein erhebliches Risiko für eine noch schlechtere Entwicklung bis hin zu einer ausgeprägten Rezession." Stand heute sei aber davon auszugehen, dass "eine Rezession knapp vermieden werden kann", so das Wirtschaftsforschungsinstitut.

Die hohen Energiepreise würden hierzulande aufgrund einer geringeren Energieintensität und der Franken-Aufwertung weniger stark wiegen als in vielen anderen europäischen Ländern. Dennoch würden die Preissteigerungen die Inflation auch in der Schweiz weiter antreiben, was sich in den kommenden Monaten spürbar dämpfend auf die wirtschaftlichen Aktivitäten auswirken werde.

Dabei spiele auch eine Rolle, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Energiepreissteigerungen erst zeitlich verzögert an die Verbraucher weitergegeben wird, vor allem beim Strom, erklärt BAK Economics. Daher würden diese Effekte bis deutlich ins bis deutlich ins Jahr 2023 anhalten, selbst wenn es zu einer Entspannung an den globalen Märkten kommen sollte.

Belastung bis weit ins 2023

Bei vielen europäischen Handelspartnern zeige "der toxische Mix aus Energieknappheit und massiv gestiegenen Gas- und Strompreisen bereits heute rezessive Wirkungen", führt Chefökonom Martin Eichler aus. Dieser Abwärtstrend werde sich in den energieintensiven Wintermonaten weiter verstärken.

Die anhaltend hohen Energiepreise reduzieren den Ausgabenspielraum privaten Haushalte wie der Unternehmen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Produktion werde zudem durch die Einsparmassnahmen und Umstellungen in der europäischen Energieversorgung gebremst. Ebenfalls zunehmend bemerkbar wird sich in den kommenden Monaten die geldpolitische Straffung machen, nicht nur in Europa.

Anspannung bleibt hoch

BAK Economics unterstellt für ihre Wirtschaftsprognose, dass die Anspannung und die Preise an den Gas- und Strommärkten noch für einige Monate "sehr hoch bleiben, dass jedoch Rationierungen oder gar Unterbrechungen der Energieversorgung vermieden werden können."

Sollte es wider dieser Annahmen zu grösseren Rationierungen und Ausfällen kommen, werde eine Rezession auch in der Schweiz nicht vermeidbar sein. Wie Martin Eichler betont, könnten die Auswirkungen je nach Umfang und Dauer der Einschränkungen sogar dramatischer sein als während der Corona-Pandemie, vor allem, weil Home-Office unter diesen Umständen nur beschränkt eine Entlastung bietet.

"Daher ist entscheidend, sich bereits jetzt darauf vorzubereiten und so bald wie möglich mit den Gegenmassnahmen zu beginnen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es erst gar nicht so weit kommt!", betont Eichler.

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