Aus Twitter wird X – genial oder Fehlschuss?

Elon Musk macht kein X für ein U vor. Die neue App soll eine Marke "für alles" werden. (Bild: Shutterstock.com/Shaheerrr)
Elon Musk macht kein X für ein U vor. Die neue App soll eine Marke "für alles" werden. (Bild: Shutterstock.com/Shaheerrr)

Seit dieser Woche ist Schluss mit Twitter. Der Kurznachrichtendienst heisst neu X. Das Erstaunen über den abrupten Abschied vom berühmten Vogel im Logo ist gross. Schliesslich geht es um eine der wertvollsten Marken der Welt. Greift der neue Besitzer Elon Musk mit dem Namenwechsel daneben?

31.07.2023, 15:01 Uhr

Redaktion: hf

Glaubt man der US-Universität Vanderbilt, ist die Marke Twitter 15 bis 20 Milliarden Dollar wert. Entsprechend wird der Entscheid von Elon Musk, das 15-jährige "Vogel"-Logo des Nachrichtendienstes über Bord zu werfen und durch das in Musks Imperium allgegenwärtige X zu ersetzen, in der Öffentlichkeit und unter Markenexperten kritisch kommentiert. Ist der "Musk-Move" ein Fehler?

"Nein", zitiert die Helvetische Bank Jürgen Gietl, Managing Partner der Beratungsfirma Brand Trust. Gegenüber dem deutschen Manager-Magazin erklärte der auf Technologiemarken spezialisierte Experte den Wechsel für logisch und konsequent. "Aus wirtschaftlicher Sicht verstehe ich die Entscheidung", sagt er. Nur Bekanntheit reiche manchmal nicht aus, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

"Eine gute Basis für seine Pläne"

Bislang hätten Musk wie auch das ehemalige Management kein profitables Geschäftsmodell mit der Marke Twitter gefunden. Offensichtlich komme der Milliardär unternehmerisch nicht weiter. So sei es nur konsequent, einen Schlussstrich zu ziehen.

Die Milliarden an Markenwert hält Gietl nicht für verloren. "Der Wert der Marke liegt eigentlich im direkten Kontakt zu den Nutzern. Und diese Nutzerbeziehung ist sehr viel wert", so der Experte.

Im Januar dieses Jahres zählte Twitter rund 556 Mio. aktive Nutzer. Im Vergleich zu den Social-Media-Riesen Facebook (2'958 Mio.) und Instagram (2'000 Mio.) zwar eine überschaubare Zahl, "doch eine gute Basis für das, was Musk mit X vorhat", meint Gietl.

Globaler Marktplatz für alles

Musk will aus Twitter eine Art App für alles machen, wie er vergangene Woche erklärte. Und die neue Twitter-Chefin Linda Yaccarino konkretisierte den Plan: "Basierend auf Audio, Video, Nachrichten, Banking erschaffen wir einen globalen Marktplatz für Ideen, Waren, Dienstleistungen und Möglichkeiten."

Musk eifert mit X der chinesischen App Wechat nach, die alles vereint, was im Westen über verschiedene Dienste läuft: Uber, Booking.com, Lieferando, Paypal etc.

Auch der Zusammenhang zu den anderen Marken aus dem Musk-Universum soll grösser werden. Ziel sei ein modernes Imperium, das Medien, Handel, Raumfahrt, Mobilität in einem Markensystem verbindet", führt Markenexperte Gietl aus. Mit einer neuen Marke neben Twitter auf die neuen Dienste aufmerksam zu machen wäre aus seiner Sicht sehr viel schwerer.

An den Usern interessiert

Und was meint die Helvetische Bank zum Markenwechsel? Der Schachzug, kommentiert sie, zeige auf, dass Elon Musk nicht primär am Nachrichtendienst Twitter interessiert war, sondern an dessen Usern.

"Gelingt es Musk, die anderen Dienste besser, bequemer, schneller und sicherer zu machen als jene, die sich bereits etabliert haben, könnte X äusserst lukrativ werden", folgert die Bank.

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