Attraktive Renditen bei Staatsanleihen

26.02.2009, 14:33 Uhr

Die Renditen von Regierungsanleihen europäischer Staaten unterscheiden sich stark. Teilweise allerdings zu stark: Attraktive Chancen bieten auch Obligationen von Staaten, die in der Krise am meisten leiden werden. Sie dürfen mit der Unterstützung der EU rechnen.

Während Anleihen von Griechenland oder Italien über eine Laufzeit von 10 Jahren um die 5 Prozent rentieren, ist das Zinsniveau bei deutschen Anleihen mit 3 Prozent deutlich tiefer.

Gemäss Pioneer Investments ist dies nicht unbegründet. Die weltweite Rezession werde sich auf die südeuropäischen Länder und Irland weitaus stärker auswirken als auf Deutschland, Frankreich und die Niederlande. "Die Haushaltsdefizite in Italien und Griechenland haben sich in den vergangenen zehn Jahren vergrössert, in Spanien und Irland gibt es eine grosse Korrektur der Hauspreise", erläutert Günter Philipp, Fixed Income-Experte bei Pioneer. "Wir erwarten, dass die Rezession in diesen Ländern daher länger andauern wird als in strukturell gesünderen Volkswirtschaften wie Deutschland."

"Das Budgetdefizit und der Refinanzierungsbedarf einzelner Staaten droht aus den unterschiedlichsten Gründen ausser Kontrolle zu geraten", erläutert Philipp. Seine Befürchtung: Der staatliche Kapitalbedarf in angeschlagenen Ländern wächst und führt so langfristig zu steigenden Zinsen. Diese wiederum bedeuten Kursverluste für Anleihenbesitzer. Sein Fazit: "Staatsanleihen dürften zwar generell weiter von der Flucht in Qualität profitieren, es muss inzwischen allerdings stärker differenziert werden. Innerhalb unserer Eurolandportfolios Obligationen meiden wir deshalb in ganz langen Laufzeiten die Peripherieländer und bevorzugen Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Für 'Buy and Hold'-Anleger bieten die momentanen Risikoaufschläge aber attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Es ist nicht davon auszugehen, dass es in der Eurozone zu Defaults kommen wird."

Alessandro Bee, Fixed Income-Stratege bei Sarasin, glaubt nicht, dass die Risikoaufschläge für Anleihen wackligerer Staaten längerfristig auf diesem Niveau bleiben werden. Dafür seien die Ratings von S&P zu gut. "Ein Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus könnte den Rückgang der Rendite aber wieder kompensieren", fügt er an. Markus Allenspach, Anleihenexperte bei Julius Bär, schliesst Hilfsaktionen seitens der EU für die angeschlagenen Staaten nicht aus, obwohl dies eigentlich gemäss Artikel 103 des Maastricher Vertrags nicht möglich wäre. Er könnte sich vorstellen, dass die EU eine "gesamteuropäische" Anleihe schafft, damit die Staaten billiger zu Geld kämen. Zudem hätte die EU über die EIB oder die EZB Möglichkeiten, Geld einzuschiessen. Das Risiko würde sich dadurch weiter mindern.

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