Attraktive Obligationenmärkte in Emerging Markets

21.10.2010, 17:43 Uhr

Während die Verschuldung der industrialisierten Staaten stets neue Höhen

erklimmt und durch die Finanzkrise noch akzentuiert wurde, war in den Emerging

Markets das Gegenteil der Fall. Die Entschuldung dieser Länder in den vergangenen Jahren macht deren Obligationenmärkte als Anlageklasse immer attraktiver.




Josef Bossi,
Länderchef Schweiz und Liechtenstein bei T. Rowe Price

Die dramatischste Entschuldung passierte in

Afrika, wo die Aussenverschuldung zwischen 1998 und 2008 von 70 % auf 14 % des

BIPs abnahm, gefolgt von Asien mit einem Rückgang von 72,5 % auf 28,4 %. In der

gleichen Zeit stieg die Verschuldung in Europa von 36,3 % auf 62,7 %. Dies geht

aus einer aktuellen Studie von T. Rowe Price hervor.

Frontier-Market als zusätzliche Diversifikationsklasse

In Schwellenländern haben sich für Anleiheninvestoren in den vergangenen

Jahren neue Möglichkeiten eröffnet, Josef Bossi, Länderchef Schweiz und

Liechtenstein bei T. Rowe Price erklärt: "Als erstes sind Frontier-Märkte entstanden,

die zwar eine eingeschränkte Liquidität aufweisen, aber geringe Korrelation zu

industrialisierten und Mainstream Emerging Markets aufweisen und interessante

Risiko-Ertrags-Möglichkeiten bieten. Sie werden vor allem von lokalen

Gegebenheiten bestimmt und sind stärker von den Weltmärkten abgekoppelt."

Jamaica oder Ghana statt US-Treasuries

Ein typischer Frontier-Markt offeriert Renditeaufschläge gegenüber

US-Treasuries von über 400 Basispunkten. "Frontier-Märkte haben typischerweise

ein Kreditrating von B oder tiefer. Beispiele dafür sind Jamaica oder Ghana.

Sie sind im Vergleich zu Mainstream Emerging Markets underleveraged. Das

Wirtschaftswachstum in den Ländern eröffnet die Möglichkeit für starkes

Kreditwachstum der Unternehmen und Konsumenten", so Josef Bossi weiter.

Vermehrt Anleihen in Lokalwährung

Ein zweiter Bereich ist der stark wachsende Markt für Anleihen in

Lokalwährungen, in welchem die Liquidität dramatisch verbessert wurde. 2009

entfiel bereits 65 % des Sekundärmarktes in den Emerging Markets auf Bonds in

Lokalwährungen – gegenüber 25 % im Jahr 1997. "Schwellenländer-Anleihen

offerieren einen Rendite-Spread zu entwickelten Märkten von rund 200

Basispunkten. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie ihre Zinsen

weit weniger stark gesenkt haben. Länder wie Malaysia, Indien oder Taiwan haben

2010 die Zinsen sogar erhöht, um der Inflation zu begegnen. Das hilft wiederum,

die Währung zu stärken", führt Bossi aus.

Emittenten geniessen oft quasi Staatsschutz

Das Entstehen von Bondmärkten in Lokalwährungen hat drittens zu einer

markanten Zunahme von Emissionen von Unternehmensanleihen geführt. "Deren

Qualität ist meist recht hoch, da viele Emittenten quasi Staatsschutz

geniessen. Rund die Hälfte der 2010 ausgegebenen Bonds hatten Investment Grade

Im JP Morgan Corporate Emerging Markets Bond Index sind es sogar 70 %", erklärt Bossi weiter und ist überzeugt: "Unternehmensanleihen

in Schwellenländern gelten als eine der aussichtsreichsten Anlagemöglichkeiten

im Fixed Income Universum, um von der zunehmenden Binnennachfrage in diesen

Ländern zu profitieren." (cl)

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