Anziehende Infrastrukturinvestitionen in Lateinamerika

09.07.2010, 14:52 Uhr

Lateinamerika liegt bezüglich Investitionen im Verhältnis zum BIP noch immer massiv hinter anderen Emerging Markets. Das Aufholpotenzial ist enorm, erste Schritte wurden aber bereits eingeleitet. So sind vor allem in Mexiko und Brasilien in den kommenden Jahren grosse Investitionen in die Infrastruktur geplant.



Alex Gorra,
Head of International Platform
bei BNY Mellon ARX

Lateinamerika hat sich mit sieben

qualifizierten Mannschaften, vier Viertelfinalteilnehmern und Uruguay als

Halbfinalisten an der Fussball-WM gut geschlagen. Auch auf dem Börsenparkett ist

Lateinamerika momentan auf dem Vormarsch, seit der Krise hat der MSCI Latam rund

90% zugelegt, während der MSCI World lediglich 17% avancierte.

Infrastrukturinvestitionen dank günstigem Zinsumfeld

Infrastruktur ist dabei eines

der Kernthemen, das hinter dem starken Wachstum in Lateinamerika steht. Ohne

funktionierende Infrastruktur würde die einheimisch Konsumwachstumsgeschichte

nicht aufgehen und schliesslich zu hoher Inflation und Flaschenhälsen führen. "Dank einem starken makroökonomischen und regulativen Umfeld sind die Zinsen in

Lateinamerika ins Rutschen geraten und wurden so zum Katalysator für

Infrastrukturinvestitionen. Zusammen mit dem sich verbessernden und stabilen

regulativen Umfeld bilden sie auch die Basis für einen langfristigen

Investitionszyklus in der Region. Obschon Lateinamerika bezüglich

Infrastrukturinvestitionen noch Jahrzehnte hinter Asien herhinkt, hat die

Aufholjagd bereits begonnen", so Alex Gorra, Head of International Platform bei

BNY Mellon ARX, einer der Finanzboutiquen von BNY Mellon Asset

Management.

Noch dominiert der Private Sektor in Mexiko

Ein Beispiel dafür ist laut Gorra

Mexiko, der zweitgrösste Infrastrukturmarkt in Lateinamerika. Mexiko war 2009

weltweit unter den Top 10 Nettoempfängern von internationalen

Direktinvestitionen. 2010 werde ein BIP-Wachstum von 5% erwartet, währendem die

Schulden mit ungefähr 30% des BIP auf sehr tiefem Niveau gehalten würden. Auch

das Zinsniveau von 3,5% sei moderat. "Aufgrund dieses positiven Umfeldes

finanziert der private Sektor über 55% aller Infrastrukturprojekte in Mexiko.

Bis 2012 will Mexiko ungefähr USD 140 Milliarden in Infrastrukturprojekte im

ganzen Land investieren", erklärt Gorra.

Brasilien mit riesigem Aufholpotenzial

Benchmark für den

Infrastrukturzyklus ist jedoch Brasilien, das mehr als 70% des MSCI Latam Index

ausmacht. Brasilien muss seine Investitionen von durchschnittlich 17% des BIP

über die letzten fünf Jahre hinweg allerdings massiv erhöhen, wenn es

beispielsweise mit Chinas 44%, Indiens 35% oder Russlands 24% gleichziehen will. "Unter der Annahme, dass das BIP um jährlich 5% wächst, müssten sich also die

Infrastrukturausgaben von derzeit 2,1% verdoppeln", rechnet Gorra vor. Die

brasilianische Entwicklungsbank schätzt, dass die Infrastrukturinvestitionen

zwischen 2010 und 2013 auf 274 Milliarden Real steigen könnten. Diese Summe

würde Häfen, Telekommunikation, Eisenbahnstrecken, Elektrizität und andere

Logistikprojekte einschliessen. (cl)

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