"Aktiv ist nicht gleich aktiv"

15.12.2009, 17:13 Uhr

ING-Aktienstratege Hans van de Weg zweifelt an der Strategie vieler Fondsmanager. Anleger und Analysten hätten wenig aus den Fehlern der Finanzkrise gelernt und würden noch immer in der Herde den Trends hinterherlaufen, meint der Head Specialized Core und Growth Equity bei ING IM Europe sowie Manager des ING (L) Invest Europe Opportunities in einem Investmentkommentar.

"Den meisten aktiven Fondsmanager fehlt es schlicht an Mut: Sie halten sich zu eng an den Index und können deshalb nur selten echten Mehrwert für die Anleger generieren", sagt van de Weg. Managern, die anerkannte Marktklassifikationen ignorieren und gezielt nach Marktineffizienzen suchen, biete das allerdings umso mehr Chancen, sich von der Menge abzuheben.

Fondsmanager van de Weg hält es für sinnvoll, mit einer gezielten Themenauswahl auch bewusst unausgetretene Pfade zu beschreiten – und gibt hierfür ein Beispiel: "Es gibt strukturelle Trends, die die Märkte für zehn Jahre oder länger beeinflussen, wie die alternde Bevölkerung." Dies sei zwar nicht neu, doch viele Investoren beschränkten sich in diesem Zusammenhang auf die Pharmaindustrie. Interessante Investmentchancen infolge der Alterung böten sich aber auch in den Sektoren Immobilien (kleinere und komfortablere Wohnungen), Freizeit (altersgerechte Urlaubsangebote), Essen und Getränke (gesunde Ernährung) oder Finanzdienstleistungen (Versicherung, Geldanlage).

"Marktineffizienten suchen und Hausaufgaben machen"
Das grosse Feld der Fondsmanager könne man laut van de Weg nur durch die gezielte Suche nach Marktineffizienzen abhängen. "Je mehr Fondsmanager analog zum Markt investieren – also nicht nach unterbewerteten Aktien Ausschau halten – desto höher sind die Chancen für Unter- oder Überbewertungen." Diese nutzten wirklich aktive Fondsmanager, indem sie beispielsweise eine Position in einer bestimmten Aktie aufbauen, die vorübergehend in 'Ungnade' gefallen ist, oder ganze Bestände abstossen, die der Markt noch für interessant hält. "Wer zusätzlich noch seine Hausaufgaben gemacht hat und laufend das Potenzial einzelner Firmen anhand von Fundamentaldaten untersucht, kann diese Marktineffizienzen gewinnbringend nutzen", so van de Weg. (mak)

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