20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Gemessen an der Anzahl Aktionäre und den relativen Kursbewertungen sind Aktien wieder die klar attraktivste Anlageklasse. Lombard Odier Darier Hentsch (LODH) bevorzugt Themen wie Infrastruktur, Lifestyle/Gesundheit, den Finanzbereich oder auch Regionen mit hohem Wachstumspotential, wie Asien.
Vor dem Hintergrund, dass die wichtigsten Indizes wieder auf den Niveaus des Jahres 2000 notieren, stellten Serge Ledermann, Verantwortlicher für Anlagen und Strategie, und Karen Guinand, Senior Analyst, im Rahmen der traditionellen Präsentation der Anlageperspektiven von Lombard Odier Darier Hentsch ihre Meinungen und Prognosen vor.
Im letzten Jahr war die Situation an den Finanzmärkten als "Goldilocks"-Szenario beschrieben worden (Übertragung der Goldlöckchen-Fabel auf die Wirtschaftslage, die "weder zu heiss noch zu kalt" ist). Diese Einschätzung erweist sich heute als goldrichtig: Das Weltwirtschaftswachstum ist ungebrochen, die Inflationsraten sind generell unter Kontrolle und die Unternehmen befinden sich in beneidenswerter Verfassung. Der weiteren Entwicklung der wichtigsten Anlageklassen lässt sich somit zuversichtlich entgegenblicken.
Die Weltkonjunktur hat sich prächtig vom einschneidenden Abschwung zu Beginn des Jahrzehnts erholt. Zu verdanken ist dies vor allem den Entwicklungsländern, aber auch Europa und Japan, deren Konjunktur sich sehr erfreulich entwickelt hat. Die USA, der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft während eines Grossteils der 1990er-Jahre, verlieren allmählich an Bedeutung. Ausserdem bewirkte der merkliche Rückgang der Konjunktur- und Inflationsschwankungen, dass das weltweite Kapital heute effizienter eingesetzt wird und besser zirkuliert. Aufgrund der Explosion der Rohstoffpreise sowie des Aufstiegs von China zu einem Schwergewicht in der Produktion und jüngst auch beim Verbrauch sind die Tresorräume der neuen Akteure (China, OPEC, Russland) bis zum Bersten mit Devisen gefüllt. Da diese Überschüsse bislang zumeist in die Industrieländer flossen, blieben zum einen die Realzinsen lange unter den Niveaus, die eigentlich ihren Fundamentaldaten entsprochen hätten, und zum anderen nahm die weltweite Liquidität stark zu.
Vor allem die Revolution im Finanzbereich kristallisierte sich als zentrales Element heraus, das zudem einen wesentlichen Beitrag leistete, die globalen Finanz- und Wirtschaftskräfte wieder ins Lot zu bringen. Die Desintermediation im Finanzsektor sowie die Entwicklung von Finanzprodukten, die auf verschiedenen Derivaten basieren, führten zu einem beispiellosen Kreditzyklus, der sich seit 2005 spürbar akzentuiert hat.
Verantwortlich für die grosszügige Kreditvergabe ist die grosse Differenz zwischen der Gewinnrendite der Unternehmen und den Zinsen, zu denen sich die Anleger finanzieren können. Das Zusammenfallen dieser Faktoren, die vor allem Arbitragegeschäfte (Carry-Trades) begünstigen, ergab sich einerseits aus der Gleichgültigkeit gegenüber Aktien, die nach den heftigen Kurskorrekturen von 2000 bis 2002 eintrat, sowie andererseits aus dem oben erwähnten historisch tiefen Zinsniveau an den wichtigsten Märkten.
Diese Situation, in der die Anleger für ihre Risikobereitschaft belohnt werden, dürfte noch einige Zeit anhalten. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Zinsen in etwa der gleichen Bandbreite verharren wie bisher und dass die Unternehmensgewinne nicht abrupt einbrechen. Die Zentralbanken tun sich allerdings zusehends schwer damit, das Wachstum der Geldmengenaggregate insgesamt unter Kontrolle zu halten und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem die neuen Kategorien von Marktteilnehmern, wie Hedge Funds und namentlich Private-Equity-Fonds, noch über beträchtliche investierbare Mittel verfügen.
Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass fast alle wichtigen Aktienmärkte in den letzten Jahren an Wert verloren haben, könnten die KGVs künftig weiter kräftig steigen. LODH erachtet Aktien deshalb als die derzeit attraktivste Anlageklasse, insbesondere im Vergleich zu Obligationen oder Immobilien. Dabei stützt sich die Privatbank sowohl auf die relativen Bewertungen als auch auf die Anzahl institutioneller und privater Aktionäre weltweit. Nach jahrelangem Mauerblümchendasein erobern sich Aktien somit ihren Status als wichtigste Anlageklasse wieder zurück. Dabei profitieren sie von der Unterstützung durch neue Akteure wie Private-Equity-Fonds (deren Manager auf die Strukturierung von Leveraged Buyouts und ähnlichen Transaktionen mit Hebelwirkung spezialisiert sind) und Hedge Funds; zugute kommt ihnen aber auch, dass Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen oder dank ihrer verfügbaren Barmittel andere Firmen aufkaufen ("De-Equitization").
In diesem für Aktien positiven Umfeld bieten Wachstumswerte sowie der M&A-Bereich (Fusionen und Übernahmen) die besten Aussichten. Die meisten Anleger bevorzugen deshalb ausgewählte Schwellenländer und Europa. Vorderhand etwas im Hintertreffen bleibt indes Japan, obwohl sich seine wirtschaftlichen Fundamentaldaten deutlich verbessert haben und die japanischen Unternehmen ein solides Gewinnwachstum aufweisen. Infolge der reichlich vorhandenen Liquidität steht nunmehr die riskanteste Phase des Haussemarkts bevor. Deshalb konzentrieret sich LODH bei der Titelauswahl auf überzeugende Themen (Anlagezyklus, Infrastrukturausgaben, Verbrauch im oberen Preissegment, Lifestyle/Gesundheit, Revolution im Finanzbereich), bestimmte Regionen (Asien) und konkrete Anlagestile (Bevorzugung von Werten mit hoher Marktkapitalisierung und hohen Dividenden).
Die grössten Risiken für das gegenwärtige Szenario liegen in einem unerwartet starken Anstieg der Inflation, einer markanten geldpolitischen Straffung durch die Zentralbanken oder einem gravierenden Vorfall im Derivatesektor (v.a. Kreditderivate).
Obgleich Obligationen in den diversifizierten Portfolios derzeit schwach gewichtet werden, halten die Analysten von LODH die Diversifikationsvorteile dieser Anlageklasse für bedeutend. Ein wichtiger Bestandteil unserer Asset Allocation bleiben auch die alternativen Strategien, besonders die Bereiche Equity Long/Short, Arbitrage, Infrastruktur und Rohstoffe.
Trotz der gestiegenen Risiken an den Finanzmärkten ist LODH der Ansicht, dass in Bezug auf Aktien noch keine übereuphorische Marktphase begonnen hat. Ein Hinweis dafür sind die verschiedenen Indikatoren (Bewertung, charttechnische Analyse, Stimmungsbarometer), die fortlaufend beobachtet werden. Da immer noch reichlich Liquidität vorhanden ist, verfügen die neuen, einflussreichen Akteure an den weltweiten Finanzmärkten über beträchtliche Kapitalmittel, die es zu investieren gilt.