20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen, muss die Weltwirtschaft einiges an Investitionskapital aufwenden. Genau sind es 100 Bio. USD, wie eine neue Studie zeigt. Die Schweiz spielt dabei ebenfalls eine Rolle.
Die Weltwirtschaft liegt bei der Erreichung des Netto-Null-Ziels für das Jahr 2050 deutlich hinter dem Zeitplan zurück. Diese Lücke kann jedoch mit 100 Bio. USD an "grünen" Investitionen geschlossen werden. Das geht aus der neusten Studie "Net Zero by 2050" von BNY Mellon Investment Management in Zusammenarbeit mit Fathom Consulting, hervor.
Obwohl grüne Investitionen zunehmen, zeigt die Studie, dass Regierungen, Vermögensverwalter und Unternehmen mehr tun müssen, um das Netto-Null-Emissions-Ziel zu erreichen. Die 100 Bio. USD entsprechen etwa 15% der gesamten weltweiten Investitionen in den nächsten 30 Jahren oder etwa 3% des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) im gleichen Zeitraum. Darüber hinaus müssen allein die Unternehmen des S&P 500 bis 2050 rund 12 Bio. USD an grünen Investitionen tätigen, um auf Kurs zu bleiben.
"Investitionen sind jedoch nur eine Seite der Medaille – es bedarf umfassenderer politischer Massnahmen, um das Tempo der Dekarbonisierung zu beschleunigen", sagt Shamik Dhar, Chief Economist von BNY Mellon Investment Management. So wurde der Ruf nach einer globalen Kohlenstoffsteuer laut. "Wir halten einen koordinierten Ansatz jedoch für unwahrscheinlich. Die Regierungen müssen vielmehr Investitionen des Privatsektors fördern und Anreize schaffen sowie gleichzeitig die Risiken der Energiewende durch politische Massnahmen abmildern."
Energieproduzenten und Versorger sind durch den Klimawandel am stärksten betroffen und benötigen deshalb am meisten Kapital für die Dekarbonisierung, zeigt die Studie weiter. Es ist von entscheidender Bedeutung, mehr als die Hälfte der grünen Investments in diese Wirtschaftszweige zu lenken, um die Ziele bis 2050 zu erreichen.
Denn im Zuge der Energiewende häufen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Vermögenswerte an, die wertlos werden. In der Studie wird ein Wert von 20 Bio. USD an solchen "Stranded Assets" prognostiziert, der umso grösser wird, je länger sich die Energiewende verzögert. Um das finanzielle Risiko für Investoren zu begrenzen, müssen die Unternehmen diese Kosten ermitteln und für die dadurch entstehenden Kosten aufkommen.
Die Investitionen über 100 Bio. USD werden Anlegerinnen und Anlegern über viele Branchen und Regionen hinweg Chancen eröffnen. Zulieferer, die Energieproduzenten und Versorger die Mittel zur Dekarbonisierung zur Verfügung stellen, werden den grössten Nutzen haben. Zu den grössten Profiteuren dürften Unternehmen gehören, die Batteriespeicher, Netzinfrastruktur und Rohrleitungen für die Kohlenstoffdioxidspeicherung ("Carbon Capture"), Wasserstoff und Erdgas herstellen.
Geografisch gesehen wird mehr als die Hälfte der 100 Bio. USD in den Schwellenländern und fast ein Viertel allein in China benötigt. Der Anteil der weltweiten grünen Investitionen, die in den Schwellenländern erforderlich sind, um Netto-Null zu erreichen, ist grösser als der derzeitige Anteil dieser Märkte am jährlichen, globalen BIP. Da die Dekarbonisierung dort im Vergleich zu den fortgeschrittenen Volkswirtschaften billiger ist, kann die Energiewende in den Schwellenländern zu grösseren Renditen führen, sowohl finanziell als auch ökologisch.
Auch die Schweiz spielt eine Rolle im Kampf um Netto-Null. Gemäss der Studie muss die Schweiz 0,5% der 100 Bio. USD an Investitionen beisteuern, die für das Netto-Null-Ziel erforderlich sind. In absoluten Zahlen sind das 500 Mrd. USD.
Derzeit verursacht die Schweiz 0,1% der gesamten weltweiten CO2-Emissionen, obwohl sie 0,8% des weltweiten BIP ausmacht. Mit anderen Worten: Ein relativ hoher Prozentsatz des Schweizer BIP ist bereits grün bzw. weniger kohlenstoffintensiv. Das ist ein viel besseres Verhältnis im Vergleich zu anderen EU-Ländern wie Deutschland oder Grossbritannien.