Zur Dialektik des Dollars

Bild: Pixabay
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In seiner aktuellen Analyse diskutiert Jörn Wasmund, Head of Fixed Income/Cash der DWS was momentan für oder gegen den US-Dollar spricht und weshalb der Devisenmarkt ständige Neu-Bewertungen und Neu-Gewichtungen vieler Variablen erfordert.

12.07.2018, 15:49 Uhr

Redaktion: sif

Seit Mitte 2011 hat der Dollar gegenüber einem breiten Währungskorb aufgewertet. Doch zum Jahreswechsel 2016/17 endete diese Rally und der Dollar begann zu schwächeln. Also nur zwei Monate nach der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. So stellt sich Jörn Wasmund die Frage, ob der Devisenmarkt antizipiert habe, dass Trumps Politikstil der globalen Leitwährung schaden könnte. Und zudem ob der Devisenmarkt die von vornherein konjunkturelle Überhitzung, das steigende Zwillingsdefizit, die Aufkündigung internationaler Handelsverträge sowie das ruppige Vorgehen gegenüber Verbündeten und eine sinkende Attraktivität des Dollars als dominierende Abwicklungs- und Reservewährung befürchtete.

Mittel- bis langfristig dürften sich diese Faktoren belastend auf den Dollar wirken, meint der Experte. Doch man könnte umgehend auch eine Handvoll anderer Gründe, zwingender Kausalitäten und eindrucksvoller Korrelationen finden, welche die Dollar-Schwäche just ab Anfang 2017 erklären. Im Nachhinein sei es bei Devisen nicht schwer sich aus dem grossen Fundus aus kurz-, mittel- oder langfristigen Einflussfaktoren zu bedienen, um vergangene Bewegungen zu begründen, so Wasmund.

Gründe für jüngsten Dollar Schub
Auch bei dem jüngsten Dollar-Schub von 1,25 auf 1,15 gegenüber dem Euro, stellt sich die Frage nach den Gründen. Der Experte stellt verschiedene Faktoren in den Raum: "Langfristig, die durch Italien wieder aufgeflammte Sorge um die Eurozone? Mittelfristig, die jüngst in den USA anziehende und in Europa nachlassende wirtschaftliche Dynamik? Oder kurzfristig, die Positionierung professioneller Anleger und die Charttechnik?" Der Experte, dass man im Devisenmarkt selten weit kommt, wenn man nur auf ein Erklärungsmuster vertraut. Es wirkt eine Vielzahl von Faktoren auf Währungen, deren Einflussstärke zudem mit der Zeit variiert. Die Herausforderung, der Wasmund sich als Devisenstratege stellen muss, liege weniger in der Beobachtung dieser Faktoren, als in der Beurteilung, welcher Faktor wann zum entscheidenden Treiber einer Währung wird. Man könne langfristige Entwicklungen frühzeitig erkennen, und dennoch lange Zeit am Markt falsch liegen.

Er arbeitet daher mit Modellen, welche sich im Wesentlichen auf drei Säulen stützen: Makroökonomische Fundamentaldaten, Stimmung (Sentiment) und Positionierung, sowie Markttechnik. Es handelt sich dabei nicht um ein starres, rein quantitatives Modell, sondern um ein dynamisches Rahmenwerk. Die Leiterin Devisenstrategie der DWS, Stefanie Holtze-Jen, fasst ihre Arbeit so zusammen: "Beim Währungshandel kommt es darauf an, ein gutes Gefühl für das Zusammenspiel der verschiedenen Treiber zu haben, insbesondere dafür, wann langfristige Faktoren wieder in den Fokus rücken und damit auch kurzfristige Faktoren dominieren. Wir haben neben den fundamentalen makroökonomischen Entwicklungen immer ein Auge auf die Positionierungen der Anleger und auch auf die Signale, die uns die Charttechnik liefert."

Momentan geht Wasmund für die kommenden zwölf Monate von einer Seitwärtsbewegung des Währungspaares Euro-Dollar aus. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden uns aber bis Mitte 2019 genügend Ereignisse überraschen, die uns Gelegenheit geben werden, auf eine Richtung zu setzen", schliesst er.

Die ausführliche Analyse finden Sie hier.

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