29.11.2024, 13:56 Uhr
«Die Inflation im Euroraum steigt, aber die Daten ermöglichen der EZB einen geldpolitischen Kurswechsel», schreibt Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price in seinem aktuellen Marktkommentar.
«Die Stabilität der US-Wirtschaft und ihr Beitrag zur Performance der US-Märkte halten an, doch sind einige Vorbehalte angebracht. Die anhaltende Rally treibt die Aktien- und Kreditbewertungen in historische Höhen, was zu einer asymmetrischen Risiko-Rendite-Dynamik führen könnte, insbesondere bei Krediten», schreibt das PGIM-Fixed-Income-Team.
Diese asymmetrische Dynamik werde durch die sequenzielle Reaktion der Märkte auf mögliche politische Massnahmen der neuen Regierung unterstrichen. Die Reaktion bestehe darin, die potenziellen Auswirkungen unmittelbarerer politischer Massnahmen zu «übersehen» wie etwa die Einführung von Zöllen und Einwanderungsbeschränkungen, die jeweils negativere wirtschaftliche Auswirkungen haben könnten. Und gleichzeitig die potentiell positiveren Auswirkungen der Deregulierung und der Anpassungen der Steuerpolitik zu betonen, die sich über einen deutlich längeren Zeitraum hinweg auswirken würden.
Für Zölle gilt laut PGIM nach wie vor die Faustregel, dass ein allgemeiner Zollsatz von 10 Prozent unter sonst gleichen Bedingungen zu einem Anstieg der Inflation um 1 Prozentpunkt führen würde. Allerdings würden nicht alle Faktoren gleich bleiben, da die Verbraucher bei einem erneuten Inflationsanstieg wahrscheinlich auf billigere Waren ausweichen werden. Daher sehen die Experten von PGIM ein gewisses Potenzial, dass die Inflation durch die Einführung von Zöllen geringer ausfallen könnte als befürchtet.
Die frühzeitige Ankündigung von Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie eines zusätzlichen Zolls von 10 Prozent auf alle Waren aus China scheine der Beginn eines Verhandlungsprozesses zu sein, in dem die neue Regierung in den kommenden Wochen prüfen werde, was sie von diesen Ländern verlangen könne. «Wir gehen davon aus, dass Mexiko eine relativ harte Haltung gegenüber den vorgeschlagenen Zöllen einnehmen wird, was zu einer gewissen Volatilität bei mexikanischen Vermögenswerten führen könnte», heisst es dazu.
Aus regulatorischer Sicht biete der stark regulierte Bankensektor zwei Aspekte. Die positiven Auswirkungen einer möglichen Deregulierung des Bankensektors könnten sich in einer verbesserten Rentabilität niederschlagen, durch eine breitere Kreditvergabe und ein höheres Kreditwachstum, verstärkte Kapitalmarktaktivitäten und eine steilere Zinskurve.
Die negativen Aspekte der Deregulierung für den Bankensektor sind laut PGIM eher makroökonomischer Natur, da Zölle, Steuersenkungen und Defizite die Volatilität von Zinssätzen, Devisen und Wirtschaftswachstum erhöhen könnten. «Die Erwartung, dass die Basel-III-Regeln die Kapitalgewichtung nicht erhöhen werden, könnte auch den vermeintlich erstklassigen Gläubigerschutz des Sektors trüben», so das Fazit.