23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Dank dem anhaltenden Konjunkturaufschwung in den USA hätten Risikoanlagen weiterhin Potential, meint Invesco-Chefökonom John Greenwood.
Wie in den USA hat sich die Stimmung in der Eurozone schneller aufgehellt als die harten Konjunkturdaten. Als fortdauerndes Problem identifiziert Greenwood hier die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gewählte QE-Strategie den Wertpapierankauf von Banken an Stelle von Nicht-Banken. Dadurch werde die Kaufkraft der privaten Haushalte und Unternehmen nicht gestärkt. Greenwood rechnet in der Eurozone im Gesamtjahr 2017 mit einem realen BIP-Wachstum von 1,7%.
Seine BIP-Wachstumsprognose für Grossbritannien beträgt nur 1,4%, da hier inzwischen die negativen Folgen des Brexit-Votums zu spüren seien. Greenwood geht davon aus, dass das Pfund und die britischen Staatsanleiherenditen unmittelbar auf jeden Fort- und Rückschritt in den jetzt anstehenden zweijährigen Verhandlungen zwischen den EU-27 und Großbritannien reagieren und sich dementsprechend volatil zeigen werden. Während die durch die Pfund-Abwertung importierte Inflation die realen Verbraucherausgaben dämpfe, werde die allgemeine Verunsicherung über das Austrittsverfahren die ausländischen Direktinvestitionen bremsen. Dabei sieht Greenwood die Bank of England (BoE) vor einem Dilemma: Da die im August 2016 umgesetzten Maßnahmen zur Stärkung der Kreditvergabe die importierte Inflation durch eine zusätzliche Teuerung im Inland verstärken könnten, müsse die BoE einerseits die Kreditkonditionen verschärfen. Andererseits möchte sie aber die Zinsen niedrig halten, um die Investitionstätigkeit und Beschäftigung für die Dauer der Brexit-Verhandlungen zu stützen. Greenwood zufolge wird das jüngste Kreditwachstum der BoE früher oder später keine Wahl lassen, als die Zinsen anzuheben.
In Japan ist die Wirtschaft zuletzt etwas kräftiger gewachsen. Die Inflationsrate liegt aber weiter deutlich unter 2%. Dies zeige, dass die gemeinsamen Massnahmen von Premierminister Abe und Zentralbankgouverneur Kuroda ihre Ziele verfehlt hätten. Auch hier sei ein wichtiger Grund, dass die Bank of Japan (BoJ), wie die EZB, Vermögenswerte von Banken an Stelle des privaten Nicht-Banken-Sektors angekauft habe. Damit setze die BOJ effektiv darauf, dass die Banken Kredite und damit Einlagen schaffen. Dadurch habe sich das Wachstum der japanischen Geldmenge M2 bei weitem nicht schnell genug beschleunigt, um zu nennenswerter Inflation oder Wachstum zu führen. Greenwood rechnet 2017 in Japan mit einem durchschnittlichen realen BIP-Wachstum von 1,1%. Dabei werde eine gewisse Abwertung des Yen die Gesamtinflationsrate auf 0,5% anheben.
Um die Wirtschaft im Vorfeld des Nationalen Volkskongresses im Herbst in der Spur zu halten, wechselt China unterdessen weiter zwischen einer Straffung und Lockerung der Kreditkonditionen hin und her. Während sich die Außenhandelszahlen zuletzt leicht verbessert haben, begrenzen die Überkapazitäten in Basisindustrien wie Kohle und Stahl sowie die faulen Kredite im Banksystem das Investitionswachstum. Für das Gesamtjahr erwartet Greenwood in China ein reales BIP-Wachstum von 6,5%.
Da China das bei weitem grösste Schwellenland und der grösste Rohstoffkäufer am Weltmarkt ist, ist für viele Rohstoffexporteure in Schwellen- und Industrieländern sehr wichtig, ob die chinesischen Importe steigen. Sollte es China in den nächsten ein bis zwei Jahren gelingen, die Wirtschaft auf einen stetigen Erholungspfad zu lenken, wird sich der Ausblick für diese rohstoffexportierenden Volkswirtschaften deutlich verbessern, sagt Greenwood. Angesichts der anhaltend unterdurchschnittlichen Erholung in den entwickelten Volkswirtschaften des Westens könnte es China aber alleine nicht gelingen, als globale Lokomotive für alle rohstoffproduzierenden Länder zu dienen. Die realen Wachstumsraten in Ländern wie Südkorea, Taiwan und Hongkong, die generell niedriger sind als in der Vergangenheit, spiegeln die Herausforderungen wider, denen sich alle exportorientierten Volkswirtschaften gegenübersehen, wenn der globale Handel nur schleppend wächst.