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US-Aktien: Die Macht ist mit ihnen!

Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions
Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions

US-Aktien sind teuer, besitzen aber nach wie vor die Dynamik eines Helden aus Star Wars, meint Lukas Daalder von Robeco.

11.10.2017, 09:42 Uhr

Redaktion: sif

Aktien klettern auf immer neue Allzeithochs, wobei die Kluft zwischen den Kursen der Titel im S&P 500 und den zugrunde liegenden Unternehmensgewinnen sowie anderen Aktienmärkten grösser wird, sagt Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions. Möglicherweise wird die Rally aber nicht enden, wenn nicht ein Ereignis eintritt, das einen Kurssturz auslöst. Die Ironie liegt darin, dass im Falle einer solchen "Korrektur" der US-Aktienmarkt der sicherste Ort wäre, sagt Daalder. Sein Multi-Asset-Fonds ist inzwischen in Aktien übergewichtet — vorsichtshalber verbunden mit einer Stop-Loss-Order.

Daalder ist nicht der erste der Darth Vader zitiert: "'Die Macht ist stark in ihnen' beschreibt die derzeitige Rally am Aktienmarkt aber recht treffend", meint der CIO. Trotz aller Hindernisse, die dieser Rally in den Weg gelegt werden, stellt Robeco am Ende jedes Monats fest, dass keines davon die US-Aktien aus der Bahn geworfen hat: "September – der Monat mit den stärksten Schwankungen? Das hat die Börse ignoriert. Der mangelnde Fortschritt bei den Brexit-Verhandlungen? Interessiert niemanden. Nordkorea – das Land des 'kleinen Raketenmannes'? Eine gute Gelegenheit, um Aktien zu kaufen. Die schwache politische Führung der USA? Kein Thema", listet Daalder auf.

Drei Arten, die Aktienmärkte zu bewerten
Der US-Markt ist nur allzu bereit, Risiken zu ignorieren und nach Gründen zu suchen, um noch höher zu steigen. Das Momentum ist stark, was aber bei Anlegern grosse Besorgnis ausgelöst hat: der US-Aktienmarkt ist teuer geworden. Dass der US-Aktienmarkt inzwischen teuer ist, kann man auf dreierlei Weise feststellen. Erstens durch einen Blick auf das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinnverhältnis (Cyclically Adjusted Price to Earnings, CAPE), das den Durchschnitt der nachlaufenden realen Unternehmensgewinne der letzten zehn Jahre mit dem S&P 500-Indexstand vergleicht.

Die CAPE-Kennzahl hatte bekanntlich unmittelbar vor dem Platzen der spekulativen Dot-Com-Blase wie auch vor dem Börsenkrach zu Beginn der Grossen Depression in den 1930er Jahren Höchstwerte erreicht. "Mit dem 30,7-fachen der Gewinne wiesen US-Aktien Ende September ein Niveau auf, das bequem innerhalb der obersten 5 % der bisher gemessenen Werte liegt", stellt Daalder fest.

Die zweite Möglichkeit zu zeigen, dass der S&P 500 über das reale Wirtschaftswachstum hinaus sehr viele gute Nachrichten eingepreist hat, sei gemäss Robecos CIO, ein Vergleich des Anstiegs des S&P 500 mit den ausgewiesenen Gewinnen. In den letzten sechs Jahren sind die ausgewiesenen Gewinne je Aktie um 22 % gestiegen, der S&P 500 aber um 122% und damit mehr als fünf Mal so stark. Es sei daher unbestreitbar, dass der S&P 500 in den letzten Jahren der zugrunde liegenden Wirtschaft davongeeilt ist.

Länger arbeiten für weniger S&P 500-"Einheiten"
Eine weniger orthodoxe, aber dennoch interessante Methode, die von Bank of America Merrill Lynch entwickelt wurde, beachtet, wie viele Stunden der US-Durchschnittsbürger arbeiten muss, um eine "Einheit" des S&P 500 zu kaufen. Am Tiefpunkt des Aktienkurseinbruchs von 2009 waren es 40 Stunden. Heute sind es mit 113 Stunden, dem höchsten bisher gemessenen Wert, fast drei Mal so viele.

"Sogar auf dem Höhepunkt der Dot-Com-Blase musste man nicht so lange für eine Einheit des S&P 500 arbeiten", gibt Daalder zu bedenken. "Das ist vielleicht keine fundierte Bewertungsmethode. Sie streicht aber die zunehmende Divergenz zwischen Arbeit und Kapital in den letzten Jahren heraus. Die Schlussfolgerung ist einfach: US-Aktien sind teuer." Der Haken an der Sache: Sollte es eine Korrektur an den Aktienmärkten geben, sind Anleger, die US-Aktien besitzen, wahrscheinlich besser dran, weil diese bei einer Verkaufswelle normalerweise weniger an Wert verlieren als Aktien aus anderen Regionen. Selbst bei Ereignissen wie den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der Subprime-Krise, erlitten europäische Aktien grössere Kursverluste.

Deshalb sei es, gemäss Daalder, bei einer generellen Verkaufswelle an den Aktienmärkten wahrscheinlich besser, US-Aktien zu besitzen als europäische. Solche Überlegungen führen zu einem seltsamen Ergebnis: US-Aktien sind zwar teuer, und ihnen steht möglicherweise eine Korrektur bevor. Wenn es aber dazu kommt, sei es am besten, in den USA investiert zu sein.

Kein Grund zur Beunruhigung
Nach Daalders Überzeugung lautet die entscheidende Frage für Anleger jetzt, ob die Überbewertung der US-Aktienmärkte in absehbarer Zukunft zur grössten Sorge für die Börsen werden wird. "Wenn man sich den Markt ansieht, ist die Antwort anscheinend ein ziemlich klares ‚nein’." Wahrscheinlich ist dies die unbeliebteste Rally der Geschichte. Dennoch dauert sie bis zum heutigen Tag an. Das Bewertungsniveau mag gegenwärtig zu hoch sein, was aber für Daalder ein gutes Argument ist, Aktien zu verkaufen.

Dass schlechte Nachrichten in Bezug auf Nordkorea nur vorübergehend zu fallenden Kursen geführt haben, sieht Daalder als klaren Hinweis, dass das Momentum stark ist und kurzzeitige Kursrückgänge bis auf Weiteres vor allem als günstige Kaufgelegenheiten angesehen werden. Das Bewertungsniveau ist für sich genommen selten ein Grund für eine Korrektur am Aktienmarkt. In der Regel brauche es dafür einen Schock, der eine solche Korrektur auslöst.

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