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Unternehmensanleihen so attraktiv wie schon lange nicht mehr

Stephen Thariyan, Head of Credit, Henderson Global Investors.
Stephen Thariyan, Head of Credit, Henderson Global Investors.

Unternehmensanleihen sind so günstig wie schon lange nicht mehr, fundamental solide und nur mit geringen Ausfallrisiken behaftet. Doch die Anlageklasse ist komplex und volatil. Einfach nur auf Beta zu setzen, verspricht keinen Erfolg, sagt Stephen Thariyan, Head of Credit, Henderson Global Investors.

16.04.2012, 11:16 Uhr

Redaktion: ras

Unternehmensanleihen weisen zurzeit die wichtigsten Komponenten auf, die eine Anlageklasse attraktiv machen: Wertpotenzial, weltweite Anlagechancen, breites Anlegeruniversum, Regulierung, stetige Ertragsströme, Kapitalzuwachs, Diversifizierung, Liquidität. Zwar leiden die Kurse der Unternehmensanleihen unter gesamtwirtschaftlichen Sorgen. Anderseits sehen die Unternehmensfundamentaldaten dank einer vergleichsweise starken Berichtssaison und günstiger Finanzierungskosten ungebrochen attraktiv aus. Unternehmensanleihen sind deshalb so günstig wie schon lange nicht mehr, fundamental solide und nur mit geringen Ausfallrisiken behaftet.

Nicht einfach auf Beta setzen
Die Teilnehmer an den Unternehmensanleihemärkten aber zeichnen sich durch einen Herdentrieb aus, der sie scheinbar wahllos zwischen Risikobereitschaft und Risikoscheu hin und her eilen lässt. Das ist weder komplex noch sonderlich intelligent. Und die an den Unternehmensanleihemärkten häufig anzutreffende Illiquidität tut ein Übriges, indem sie den Kursübertreibungen Vorschub leistet. Fundiertere Analysen und mehr Informationen sind deshalb für eine Anlage an diesen Märkten vonnöten. Einfach nur auf Beta zu setzen reicht nicht. Zwar bleibt übermässige Verschuldung der gemeinsame (simple) Nenner der Krisen der letzten Jahre. Das aber darf uns nicht dazu verleiten, dem mit einer eindimensionalen Anlagestrategie begegnen zu wollen.

Die Krise in der Eurozone bleibt uns erhalten, eine schnelle Lösung ist langfristig nicht in Sicht. Wir als Kreditanalysten könnten jetzt natürlich Zahlen und Fakten bemühen. Kulturell, historisch und politisch gesehen aber gibt es praktisch nichts, womit sich die aktuelle Krise vergleichen liesse. Damit ist es schier unmöglich, wissenschaftlich fundierte Aussagen über deren Ausgang zu treffen. Unsere Haltung ist deshalb eine der gesunden Skepsis. An der werden wir solange festhalten, bis Europa unter Beweis stellt, dass es unter der Flut an Sparmassnahmen nicht zusammenbricht.

Turbulentes Marktumfeld
Der Pragmatismus der Zentralbank in Gestalt ihres langfristigen Refinanzierungsgeschäfts muss überdies im Zusammenhang mit den allgemeinen Auswirkungen dieser Massnahme und nicht nur im Hinblick auf die Bankenkrise gesehen werden, die sie, soviel muss man anerkennen, geholfen hat abzuwenden. Kurz gesagt, waren es bislang die Kapitalmärkte, die notwendige Änderungen erzwungen haben und weniger politische Einsicht. Was jedenfalls nicht unbedingt für einen ruhigen, geordneten Marktverlauf in nächster Zeit spricht.

Speziell auf die Unternehmensanleihemärkte bezogen, dürften im nächsten Quartal vor allem technische Faktoren wie Angebot und Nachfrage die Marktentwicklung positiv beeinflussen. In den ersten Monaten des neuen Jahres wurden bereits zahlreiche Anleihen zu attraktiven Preisen an den Markt gebracht, mit denen Anleger ihren Renditehunger stillen konnten. Parallel dazu ist natürlich unweigerlich auch der Abschlag geschrumpft, während die Zahl der bonitätsschwächeren Emissionen zugenommen hat. Dabei, das darf nicht vergessen werden, geht es seit beinahe zwei Jahren alles andere als ruhig an den Märkten zu, was eine Einschätzung der Anlegerstimmung erschwert. Sollten die Unsicherheiten abebben, könnten die soliden Barpositionen auf Seiten der Anleger und ein unter dem Strich beherrschbares Neuemissionsvolumen entscheidend für die Performance von Unternehmensanleihen sein.

Komplexe Anlageklasse mit Ecken und Kanten

Die genannten Faktoren sind allerdings nur ein Bruchteil dessen, was sich wie eine noch nie dagewesene Anzahl veränderlicher Faktoren anfühlt, die man alle im Auge behalten muss, will man die Richtung am Unternehmensanleihemarkt vorhersagen. So wurden hier weder die Ölpreise, der Iran, die anstehenden Wahlen in Europa, Chinas Anteil an den Importen aus Europa, Referenden zum Fiskalpakt oder die Reaktion der Märkte auf enttäuschende Wirtschaftsdaten erwähnt, um nur einige wenige Faktoren zu nennen. So oder so, es läuft auf das Gleiche hinaus. Die Anlageklasse Unternehmensobligationen steht im Rampenlicht – was sie aber nicht per se zu einer schlechten Anlage macht. Lediglich zu einer komplexen mit vielen Ecken und Kanten. Gute Fondsmanager lieben die Herausforderung. Und Anleger haben in den letzten Jahren zumindest einige handfeste Krisen erlebt, nach denen sie nun eigentlich wissen müssten, ob ihre Fondsmanager krisenfest sind oder nicht.

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