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«Trump ist kein Drama für Europa»

Ivan Popovic, Managing Partner bei Tolomeo Capital über die Auswirkungen der Wahlen in den USA. (Bild pd)
Ivan Popovic, Managing Partner bei Tolomeo Capital über die Auswirkungen der Wahlen in den USA. (Bild pd)

«Die Auswirkungen von Trumps Wahlsieg auf Europa soll man nicht dramatisieren: Europäische Unternehmen konzentrieren sich schon länger auf die USA und passen sich stetig an», schreibt Ivan Popovic, Managing Partner bei Tolomeo Capital.

11.11.2024, 10:54 Uhr
Aktien

Nach dem Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen lassen öffentliche Diskussionen das Schlimmste für Europa, insbesondere den Euroraum und Deutschland, erwarten. Die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft würde von höheren Zöllen und Handelsbeschränkungen besonders hart getroffen, so der Tenor. Hierbei wird laut Popovic jedoch vernachlässigt, dass sich deutsche und europäische Unternehmen bereits seit längerem an die von Trump in seiner ersten Amtszeit initiierten und von Biden beibehalten Zölle und Handelsbeschränkungen anpassen.

Die USA sind für viele EU-Länder seit langem das Hauptzielland für Direktinvestitionen. Zölle und Handelsbeschränkungen sind laut dem Experten aber nur ein Grund für das hohe Interesse europäischer Unternehmen an Produktionskapazitäten in den USA. Der wichtigere Grund sei das anhaltend höhere Wachstum der US-Wirtschaft. Die Wachstumsraten von durchschnittlich rund 3 Prozent seit 2022 seien im Vergleich zum sehr schwachen Wachstum des Euroraums sehr attraktiv. Die Dynamik der USA spiegle sich auch in der Exportentwicklung Deutschlands wider. Trotz Zöllen und Handelsbeschränkungen haben die USA China als wichtigsten Exportmarkt wieder abgelöst.

Wichtige Korrelation

Die zunehmende Verflechtung der europäischen Unternehmen mit der US-Wirtschaft haben sich laut Tolomeo Capital positiv auf die Entwicklung der europäischen Aktienmärkte ausgewirkt. Trotz schwachen Wachstums folgten die grossen europäischen Aktienindizes, wie beispielsweise der Eurostoxx 50, dem US-Trend. Popovic: «Die Korrelation zwischen europäischen und US-Aktienindizes war in den letzten Monaten wichtiger als europäische Konjunkturdaten. Leider bleibt auch der Wachstumsausblick 2025 für den Euroraum getrübt, aber europäische Aktien müssen deshalb nicht zwangsläufig schwächer performen.»

Drei Faktoren dürften Investoren in Europa besonders im Blick haben: Zuerst müssten attraktive Unternehmen weiter auf attraktive Märkte setzen. Zweitens müssten die Kosten im Heimatmarkt reduziert werden. Drittens sollten Investitionen von sinkenden Zinsen im Euroraum profitieren. Es gebe «also einiges, was die europäischen Unternehmen, ganz unabhängig vom Wahlsieg Trumps, voranbringen müssen.» Sein Wahlsieg habe bestenfalls eine beschleunigende Wirkung.

Viele «Twists and Turns»

Wie agieren systematische Handelssysteme in diesem schwierigen Umfeld? Gerade in diesem Jahr habe die Korrelation mit den USA als treibender Faktor für die Performance der europäischen Aktienindizes gezeigt, wie wichtig technische Signale sind. Eine Strategie, basierend auf europäischen Makrodaten, hätte sehr viel vorsichtiger agiert. Darüber hinaus erwartet Tolomeo Capital auch für die neue Amtszeit Donald Trumps viele «Twists and Turns». Technisch-taktische Signale, die auf Reversals und Rebounds basieren, sollten für ein solches Umfeld passend sein.

Zudem sei aufgrund eines niedrigeren Wachstums der Weltwirtschaft mit kürzeren Trends und höherer Volatilität zu rechnen. Die beste Handelsgeschwindigkeit zu finden, bleibe daher für diskretionäre Manager und Handelssysteme eine Herausforderung. Hinzu komme die Frage, ob die erwarteten Zinssenkungen in den USA und Europa die Aktienmarkttrends stabilisierten. «Nach Trumps Wahlsieg haben die Märkte bereits weniger Zinssenkungen eingepreist. Eine Stütze der Aktienmärkte in diesem Jahr wird demnach geringer ausfallen. Technisch-taktisches Handeln bleibt daher essenziell», so das Fazit.

S&P 500 Volatilitätsindex (VIX) vor und während Trumps erster Amtszeit 2016-19, in %

Aktuelles Niveau: 15.8%

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