23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
"Wir sind der Ansicht, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich Schwellenländeranleihen als Anlageklasse zuzuwenden", Peter Eerdmans, Co-Head of Emerging Market Fixed Income von Investec.
Sollten Anleger Anleihen aufstrebender Volkswirtschaften (Emerging Market Debt (EMD)) angesichts des langsameren Wachstums in wichtigen Wirtschaftsregionen in den letzten Jahren mit mehr Misstrauen begegnen?
Peter Eerdmans: Ganz im Gegenteil: Wir sind der Ansicht, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich Schwellenländeranleihen als Anlageklasse zuzuwenden. Unserer Ansicht nach hat das weltweit verlangsamte Wirtschaftswachstum zu einem zyklischen Abschwung im EMD-Markt geführt. Dieser Trend wird sich umkehren, da sich die US-Wirtschaft erholt und sich die Eurozone stabilisiert. Chinesische Politiker bemühen sich um eine weiche Landung der chinesischen Wirtschaft und Abenomics scheint in Japan zu funktionieren. Darüber hinaus bietet das derzeitige Ertragsniveau von 6,5 Prozent sehr attraktive Nennerträge. Dank des geringen Inflationsdrucks werden Realerträge um 2,5 Prozent erzielt.
Wo sehen Sie derzeit die besten Anlagechancen für EMD?
Wir glauben, dass Schwellenländeranleihen in Lokalwährung angesichts ihrer höheren Renditen im aktuellen Niedrigzinsumfeld sowie der kürzeren Laufzeit im Vergleich zu Anleihen in Hartwährungen und globalen Staatsanleihen die beste langfristige Anlagemöglichkeit bieten. Darüber hinaus bieten EM-Währungen eine Diversifizierung und Aussicht auf Wertsteigerung im Verlauf der Zeit. Vorsichtigere Anleger werden jedoch einen Strategie-Mix bevorzugen, der Local Currency (LC), Hard Currency (HC) und Hard Currency EM Corporate Debt (EMCorp) umfasst. Unser eigener Strategie-Mix hat eine interne Benchmark von 50 Prozent LC, 30 Prozent HC und 20 Prozent EMCorp mit flexiblen Abweichungsmöglichkeiten um diese Sollwerte von +/- 20 Prozent, je nach unserem jeweiligen Ausblick für die Portfoliozusammensetzung.
Welche wesentlichen Risiken bestehen für EMD, und wie wird sich die eventuelle Einschränkung des QE-Programms der Federal Reserve Bank auf diese Anlageklasse auswirken?
Das Hauptrisiko für EMD besteht in dem schleichenden Inflationsdruck in globalen und aufstrebenden Volkswirtschaften, der Zentralbanken zu Zinssatzerhöhungen zwingt, politische Fehlentscheidungen hervorruft und zu einem erheblichen wirtschaftlichen Abschwung führt.
Dies ist jedoch nicht unser Basis-Szenario. Stattdessen sind wir der Ansicht, dass der Inflationsdruck begrenzt ist und bleiben wird und daher die weltweite Liquidität auch in den nächsten Jahren ausreichend sein wird. Wir glauben, dass die Verknappung derzeit vom Markt eingepreist wird, sodass kein wesentlicher Effekt auf diese Anlageklasse zu erwarten ist.
Die Verknappung nimmt nicht zu und wird sich auch in den nächsten zwei Jahren erwartungsgemäss nicht verschlimmern. Bernanke, und nach ihm die neue Fed-Präsidentin Janet Yellen, wird alle Anstrengungen unternehmen, um zu verhindern, dass die Märkte zu sehr auf fallende Tendenzen eingestellt sind. Dies könnte einen Anstieg der Renditen hemmen, welcher Hypothekenrenditen in den USA steigern, die Erholung des Wohnungsbausektors behindern und somit das Vertrauen der Verbraucher und das Marktwachstum bremsen würde.
Indien und Brasilien sind in den letzten Monaten unter Druck geraten, ihre Währungen zu stützen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Anleihemärkte dieser Länder?
Die Renditen der aufstrebenden Märkte sind seit Mai aus einem guten Grund und nicht nur zur Stützung der Währung gestiegen. In Ländern mit einem Handelsbilanzdefizit wie Indien und Brasilien wurden monetäre Restriktionen beschlossen, um die Inlandsnachfrage einzudämmen und so das Handelsdefizit zu verbessern. Aus ökonomischer Sicht erwarten wir eine Verbesserung des Handelsbilanzdefizits, finanziert durch den Portfolio-Flow. Wir sind neutral hinsichtlich Indien und übergewichtet hinsichtlich brasilianischer Anleihen. Allgemein waren wir in den letzten Jahren der Ansicht, dass die lokalen Währungsrenditen zwischen 6 und 7 Prozent liegen sollten. Die Jagd nach hohen Erträgen zum Ende des Vorjahres und Anfang dieses Jahres hat die Renditen jedoch auf einen Wert von 5,15 Prozent gedrückt, was unserer Ansicht nach überbewertet und angesichts der wirtschaftlichen Situation nicht haltbar ist. Aus diesem Grund hatten wir unser Portfolio defensiv mit einer Untergewichtung im Vergleich zur Benchmark aufgestellt. Nach der Korrektur der Renditen nach oben im Anschluss an Bernankes Kommentare im Mai profitierten wir von unserer Untergewichtung bei 6 Prozent und wechselten zu einer Übergewichtung, als sich die Renditen gegen das obere Ende des Bereichs bei 7 Prozent bewegten.
Der Corporate-Bond-Markt ist in den aufstrebenden Volkswirtschaften in den letzten Jahren rapide gewachsen. Welche Möglichkeiten bietet diese Entwicklung den Anlegern?
Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind die dritte EMD-Welle für internationale Anleger nach Hard Currency und Local Currency Debt. EM Corporate Debt hat die Grösse des Staatsanleihenmarkts in Hartwährungen bereits mit einer Marktkapitalisierung von einer Trillion US-Dollar in 42 Ländern und nahezu 1.000 Emissionen überholt. EM Corporate wird unserer Meinung nach unterbewertet und unterinvestiert, während gleichzeitig robuste Unternehmen durch das Länderrating diskreditiert werden. Die geringe Dauer der Benchmarks sowie die höheren Renditen bei geringerem Fremdfinanzierungsgrad der Unternehmen macht diese Anlageklasse für Manager in aufstrebenden Volkswirtschaften sowie Kreditmanager weltweit sehr attraktiv.
Welcher der wirtschaftlich weniger entwickelten Grenzmärkte bietet Ihrer Ansicht nach das grösste Potenzial?
Afrikanische Märkte weisen unserer Ansicht nach aus Anlage- und wirtschaftlicher Sicht echtes Potenzial auf. Anders als Nigeria, das im letzten Jahr in den JPM Global Emerging Markt Local Currency Bond Index aufgenommen wurde, bieten Märkte wie Kenia, Uganda und Sambia unkorrelierte und durch ein starkes wirtschaftliches Wachstum gestützte Anlagemöglichkeiten.