23.12.2024, 08:37 Uhr
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Anleger werden 2017 Veränderungen erleben und haben Grund, optimistisch zu sein trotz neuer Risiken im Zusammenhang mit Donald Trump, meint Lukas Daalder von Robeco.
Finanzpolitik als Impulsgeber für die Wirtschaft mehr positive als negative Folgen zu erwarten sind und die Reaktionen darauf, was US-Präsident Trump tatsächlich tun wird, in die eine oder andere Richtung gehen können.
"Es ist schon zu einer Art Neujahrstradition geworden, dass wir uns nicht damit befassen, was 2017 unserer Meinung nach bringen wird, sondern was nach Meinung der meisten Marktbeobachter auf uns wartet", sagt Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions.
"Unserer Ansicht nach wird die Bedeutung der Konsenserwartungen im Allgemeinen unterschätzt, und diese sind nach wie vor der Massstab, mit dem die Entwicklungen beurteilt werden. Nehmen wir z. B. die monatlichen Beschäftigungszahlen für die USA. Die Finanzmärkte werden nicht unbedingt auf die absolute Zahl der gemeldeten Arbeitsplätze reagieren, sondern darauf, wie weit diese von den Markterwartungen abweicht.
Das ist auch der Grund, warum wir den Überraschungsindizes der Citigroup so viel Beachtung schenken: Es ist das Unerwartete, was die Märkte bewegt. Zu wissen, was erwartet wird, ist deshalb ein guter Ausgangspunkt um zu beurteilen, woher die grössten Risiken und Überraschungen kommen könnten."
Was also glaubt die Mehrheit der Marktbeobachter, und wie weit kann die Realität davon abweichen? "Der Optimismus gründet sich auf das Potenzial für eine Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums, während die Risiken nahezu vollständig mit der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten zusammenhängen", meint Daalder.
"In Bezug auf die Wachstumsaussichten lautet die zentrale Frage, ob es den Regierungen 2017 gelingen wird, die Wirtschaft anzukurbeln und für mehr Wachstum zu sorgen und damit auch die Inflation zu erhöhen. Reflation ist das Schlagwort, und die meisten Beobachter sind sich einig, dass es einen Wechsel von der Geld- zur Finanzpolitik als Impulsgeber für die Wirtschaft geben wird."
Daalder zählt die wichtigsten Dinge auf, die sich aus den Konsensauffassungen ergeben:
Die Wachstumserwartungen sind nach Daalders Aussage uneinheitlich. "Die höchsten relativen Konsenserwartungen bestehen zu Japan. Die meisten Beobachter prognostizieren ein Wachstum oberhalb der durchschnittlichen Wachstumsrate der letzten drei Jahre", so Daalder. "Dieser Durchschnittswert ist mit 0,8 % allerdings ziemlich niedrig und deshalb leicht zu übertreffen."
"Das Bild für die USA ist recht uneinheitlich. Die im Durchschnitt erwartete Wachstumsrate liegt dabei mit 2,1 % tatsächlich etwas unter der realisierten Wachstumsrate von 2,2 %. Interessanterweise trauen sich selbst die Beobachter, die Trumps Pläne anscheinend recht optimistisch beurteilen, nicht, daraus höhere Wachstumsschätzungen abzuleiten. In Bezug auf Europa sind die Marktbeobachter übereinstimmend vorsichtig, und keiner von ihnen prognostiziert eine Wachstumsrate von mehr als 1,5 %."
Reflation versus Wachstum
Demgegenüber ist der Gesamtausblick in Bezug auf die Inflation weniger klar, sagt Daalder. Die Mehrheit der Beobachter prognostiziert für die USA und die Eurozone derzeit eine Inflationsrate von 2,3 % bzw. 1,3 %. "Obwohl einige Berichte die Aussichten für eine Reflation in 2017 (vor allem in den USA) recht zuversichtlich beurteilen, hat dies bislang nicht zu einem optimistischeren Wachstumsausblick geführt", merkt Daalder an.
"Insgesamt ist der Glaube an eine Rückkehr der Inflation anscheinend stärker als der an eine Rückkehr des Wachstums. Auch wenn dies die an den Anleihemärkten beobachtete Entwicklung unterstützt, scheint es eine gewisse Diskrepanz zwischen der Entwicklung an den Aktienmärkten und den Konsensschätzungen zum Wachstum zu geben."
"Entweder sind die Aktienkurse bereits über ihr Ziel hinausgeschossen oder die Top-down-Konsensauffassung zu den Wachstumserwartungen ist immer noch recht konservativ. Ein grösseres Risiko scheint die eindeutig ungenügende Beachtung zu sein, die den potenziellen negativen Auswirkungen einer Ent-Globalisierung geschenkt wird: Von der Annahme, dass die Vernunft die Oberhand behalten wird, sind wir angesichts von Trumps Charakter nicht sonderlich überzeugt."
Das Schicksal der Aktien hängt an den Gewinnen
Eine andere mehrfach geäusserte Aussage ist laut Daalder, dass der Ausblick für Aktien, die 2016 Rekorde erreicht haben, in diesem Jahr massgeblich von den Unternehmensgewinnen abhängt.
"In vielen Berichten wird darauf verwiesen, dass infolge der Diskrepanz zwischen dem in den letzten Jahren weltweit meist negativen Gewinnwachstum und den überwiegend positiven Aktienrenditen Aktien gemessen am KGV teurer geworden sind."
"Sieht man sich bspw. den MSCI World Index an, so sind die ausgewiesenen Gewinne je Aktie in den letzten sechs Jahren um 3 % zurückgegangen, während der Index selbst 37 % zugelegt hat. Deshalb wird den Unternehmensgewinnen ausschlaggebende Bedeutung zugemessen, damit sich dieser Markt nach oben bewegen kann."