02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Handelskrieg und spätzyklische Risiken belasten. Doch die Konjunktur bleibt ausreichend gut und die Geldpolitik ist klar freundlicher geworden. "Wir halten Kurs und bleiben bei Aktien leicht übergewichtet", fasst LGT Capital Partners ihre Anlagestrategie für das vierte Quartal zusammen.
LGT Capital Partners hält in der taktischen Asset-Allokation für das vierte Quartal grosso modo Kurs, verlagert jedoch die aktiven Positionen ein Stück weiter weg von Schwellenländeranleihen (immer noch übergewichtet) zugunsten von US-Aktien (verstärktes Übergewicht).
Ausser dem Handelskrieg blieben auch andere politische Fragen unberechenbar, schreibt Globalstratege Mikio Kumada in seinem Makro- und Marktbericht: Die Wahrscheinlichkeit des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ohne eine einvernehmliche vertragliche Regelung («harter Brexit») schwankt wild, während die Isolation des Irans und die Situation in Hongkong weitere Risikofaktoren darstellen. Die meisten dieser Themen haben bisher allerdings primär lokale und allenfalls regionale Auswirkungen, der globale Effekt scheint begrenzt.
Der jüngste Volatilitätstrend verdeutlichte zudem, dass Investoren mögliche geldpolitische Fehler mehr befürchten als den Handelskrieg. Glücklicherweise haben ausser der US-Notenbank auch die meisten anderen Industrieländerzentralbanken bereits begonnen, sich auf eine erneute Lockerungswelle einzustellen. Darüber hinaus haben allein seit Ende Juni bereits 14 Notenbanken unter den 19 grössten Schwellenländer mit Zinssenkungen begonnen, hält Kumada fest.
Zusammenfassend lautet der Ausblick von LGT Capital Partners für die kommenden Monate wie folgt:
Die Aktienmärkte haben aufgrund der sich verschlechternden Makrodaten und schwindenden Hoffnungen auf ein bevorstehendes Handelsabkommen zwischen Washington und Peking zuletzt einen Teil der in den vergangenen Jahren erzielten Gewinne wieder abgegeben.
Im Gegensatz zu einigen Teilen der staatlichen Zinskurve signalisieren die Aktien- und Kreditmärkte jedoch keine Rezession – diese Märkte vertrauen auf die Fähigkeit der Zentralbanken, dem Abschwung mit zusätzlicher Lockerung entgegenzuwirken. Gleichzeitig haben die Märkte für Staatsanleihen bereits (deutlich) niedrigere Leitzinsen sowie auf lange Zeit hinaus sehr tiefe Wachstums- und Inflationsraten eingepreist.
Trotz solch deprimierend anmutender Zukunftsvisionen gibt es aus LGT-Sicht einige positive Faktoren, die die Finanzmärkte stützen dürften. Die Stimmung der Anleger wie auch ihre Gesamtpositionierung sind nach der jüngsten Korrektur deutlich eingetrübt, während die Aktienbewertungen attraktiver geworden sind.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Handelsstreit zumindest einen vorübergehenden Höhepunkt überschritten hat, und dass die beteiligten Parteien in Zukunft fortan etwas konzilianter agieren – oder zumindest auf zusätzliche Eskalationen verzichten werden, während sie verhandeln, meint Kumada. Er fügt hinzu, dass inzwischen grundsätzlich die Gesamtheit der chinesischen Güter US-Einfuhrzöllen unterliegt, obwohl einige noch nicht in Kraft getreten sind.
Insgesamt hat LGT Capital Partners ihre vorsichtig optimistische Haltung nur geringfügig angepasst. Aktien und Schwellenländeranleihen bleiben wie bisher leicht übergewichtet. Kreditrisiken und Duration verharren deutlich unter der Neutralposition. Mit Blick auf das neue Quartal implementiere das Institut die folgende taktische Positionierung:
Aktien sind insgesamt leicht übergewichtet, mit einer klaren Präferenz für die USA, wo nach dem jüngsten Ausverkauf bereits opportunistisch zugekauft wurde. Am defensiven Schwerpunkt in der globalen Aktienallokation hält das Unternehmen fest. Diese investiert zum Beispiel rund ein Drittel der Quote in nachhaltige Qualitätsaktien, d.h. Aktien von Unternehmen mit robusten Bilanzen, stabilen Wachstumsaussichten und guten Bewertungen im Environmental, Social und Governance-Bereich (ESG). Was die anderen Aktienregionen betrifft, so scheint die leichte Untergewichtung in den Emerging Markets und in Europa angesichts der vergleichsweise stärkeren Exponierung der Unternehmen aus diesen Regionen gegenüber dem anhaltenden Handelskrieg weiter angebracht.
Viele Schwellenmärkte sind zudem auch mit Governance-Problemen konfrontiert, während Europa derzeit erneut unter einer ausgeprägten Wachstumsanämie leidet. Obwohl beide Aktienregionen derzeit von den Investoren wahrscheinlich zu stark gemieden werden, zieht LGT es hier vor, mögliche Auslöser für eine Erholung abzuwarten – wie etwa Fortschritte an der Handelskriegsfront. In Asien-Pazifik und Japan bleiben sie neutral positioniert.
Bei den festverzinslichen Wertpapieren bleibt insgesamt ein Untergewicht bestehen, besonders im Bereich der Unternehmenskreditrisiken. Diese aktive Position (v.a das Untergewicht bei Staatsanleihen etablierter Industrieländer) hat in letzter Zeit belastet, da die Renditen von bereits extrem niedrigen Niveaus noch tiefer – vielfach in den negativen Bereich – sanken. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert von Anleihen mit negativen Renditen bis Ende August mehr als verdoppelt, von rund 8.2 Bio. US-Dollar auf einen Höchststand von 16.8 Bio. US-Dollar.
Negativzinsen und entsprechend enge Risikoprämien in diversen Kreditsegmenten rechtfertigten fundamental keine Käufe. Stattdessen hat LGT Capital Partners entschieden, bei Hartwährungsanleihen von Schwellenländern Gewinne mitzunehmen.
Damit sinkt die EM-Hartwährungsquote auf Neutralposition. Die moderate Übergewichtung der EM-Lokalwährungsanleihen wird aber beibehalten. Letztere bleiben aufgrund des hohen Carry und fundamental unterbewerteter Währungen attraktiv, während auch in den Schwellenmärkten die Zentralbanken begonnen haben, die Zinsen zu senken. Angesichts der zahmen Inflationsaussichten und der zumeist relativ hohen Zinsniveaus, haben die meisten dieser Länder zudem ausreichend Spielraum für Zinssenkungen – in der Regel ohne extreme Währungsschwäche riskieren zu müssen, erklärt Globalstratege Kumada.
Auf der Währungsseite behält das Institut die Long-Position in der norwegischen Krone gegen den Franken bei. Die Position ist zuletzt anders als erwartet gelaufen, weil der Konjunkturabschwung und die jüngste Börsenkorrektur die Nachfrage nach sogenannten sicheren Häfen stärkten.
Die Makrodaten aus Norwegen bleiben jedoch nach wie vor solide und die Norges Bank zählt zu den ganz wenigen Notenbanken, die bereit sind, ihre Zinsen zu erhöhen. Somit bleibt die norwegische Krone für LGT ein attraktiver «Carry-Play» und hat aus fundamentaler Sicht ein grosses Aufwärtspotenzial. "Darüber hinaus hegen wir derzeit keine starken Überzeugungen im Währungsbereich", ergänzt Kumad.
Die taktische Position in Gold wird ebenfalls beibehalten. Diese wurde in den Sommermonaten in zwei Schritten aufgebaut, nachdem Gold aus seinem mehr als sechsjährigen Seitwärtstrend ausbrach. Die globale Geldpolitik und der Rekordstand an Negativzinsanleihen stützen die Nachfrage für das Edelmetall, welches zudem teilweise als Absicherungs- und Diversifikationselement, etwa im Falle geopolitischer Schocks, dienen kann.
Die restlichen alternativen Anlagestrategien bleiben für LGT Capital Partners wie immer grundsätzlich auf neutraler (d.h. strategischer) Position, da sie längerfristige Diversifikationsvorteile bringen sollen.