Krise im Euroraum könnte trotz Griechenlands Austritt in Schach gehalten werden

Thanos Papasavvas, Stratege für festverzinsliche Wertpapiere und Währungen bei Investec Asset Management
Thanos Papasavvas, Stratege für festverzinsliche Wertpapiere und Währungen bei Investec Asset Management

Mit dem Heranrücken der nächsten Wahlen in Griechenland am 17. Juni erscheint der Austritt des Landes aus der Eurozone immer wahrscheinlicher. Für Griechenland wäre er katastrophal, während er für die Eurozone nicht unbedingt so desaströse Auswirkungen hätte, wenn Frankreich und Deutschland zusammenstehen und dem Euro treu blieben. Dieser Meinung ist Thanos Papasavvas, Stratege für festverzinsliche Wertpapiere und Währungen bei Investec Asset Management.

13.06.2012, 08:09 Uhr

Redaktion: sek


„Die Griechen werden sehr wahrscheinlich gegen das Sparprogramm stimmen. Ein anderes mögliches Szenario wäre, dass es dem Land nicht gelingt, eine glaubwürde Regierung zum Vorantreiben der Neuordnung zu bilden“, erklärt Papasavvas. In beiden Fällen erhielte das Land keine Liquidität von der EZB und die griechische Regierung wäre gezwungen, eine neue Landeswährung auszugeben, um die Löhne und Renten zu bezahlen. „Die neue Währung würde parallel zum Euro existieren, aber deutlich abwerten, was zu weiteren Sparmassnahmen und Inflation führen würde. Für Griechenland wäre der Ausstieg in jedem Fall desaströs; für die Eurozone könnte das Katastrophenszenario vermieden werden, solange Frankreich und Deutschland zusammenstehen und an der Einheitswährung festhalten“, so Papasavvas. Die Kosten der Aufspaltung der Eurozone mit all ihren unbeabsichtigten Folgen seien nach wie vor deutlich höher als die Kosten ihrer Bewahrung. Deutschland würde im ersteren Falle sogar vergleichsweise am meisten verlieren; zum Einen, weil das Auseinanderbrechen der Währungsunion eine Depression in Europa und eine Rezession in der Weltwirtschaft auslösen würde. Zum Anderen aber auch, weil eine mögliche neue Währung exzessiv aufwerten würde und Deutschland damit in Asien, den USA und dem Rest von Europa nicht mehr wettbewerbsfähig wäre.

„Ich kann nur hoffen, dass die Griechen sich über die Folgen ihrer Wahlentscheidung bewusst sein werden und keine falschen Hoffnungen mit dem Wahlausgang verbinden. Denn sicher ist, dass Griechenland seine Probleme wie die exzessiv hohe Anzahl von Beamten, sein ineffizientes Steuersystem und die Korruption nach einem Austritt aus der Eurozone erst recht nicht in den Griff bekommen wird“, ist Papasavvas überzeugt.

Beibehaltung des bestehenden Fiskalpakts wahrscheinlich
Darüber hinaus rechnet Papasavvas mit einem Kompromiss zwischen Paris und Berlin, wenn François Hollande die zweite Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen hat. „Die Einigung läuft wahrscheinlich auf eine Beibehaltung des bestehenden Fiskalpakts hinaus, allerdings mit mehr Flexibilität bei den Zieldaten. Flankiert wird er vermutlich von einem neuen Wachstumspakt. Daneben rechne ich mit einer gewissen Garantie der nationalen Einlagen bei Banken des Euroraums, einer Kapitalerhöhung der Europäischen Investitionsbank und der Emission von Infrastrukturanleihen“, so Papasavvas. Reine Eurobonds allerdings werde es wohl erst später geben, wenn sich die Mitgliedsstaaten auf eine engere fiskalische und politische Zusammenarbeit geeinigt haben.

Die 100-Milliarden-Euro schwere „Kreditlinie“ für die spanischen Banken habe der Markt zurecht als eine temporäre Lösung zur Vermeidung einer weiteren Stimmungsverschlechterung vor den griechischen Wahlen am Sonntag und dem bevorstehenden Treffen des Europäischen Rates Ende Juni bewertet. Für eine positive Überraschung am Markt bräuchte es laut Papasavvas ein deutliches Bekenntnis zugunsten einer engeren fiskalischen und politischen Union. „Wird Frankreich bereit sein, hierüber zu verhandeln?“, lautet für Thanos Papasavvas hierbei die zentrale Frage.

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