20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
In der Schweiz sollte das reale BIP im dritten Quartal bereits wieder den Wert von vor der Pandemie erreichen. In den USA brummt der Konsummotor dank überschüssiger Ersparnisse der Haushalte. Und in der Eurozone richtet sich das Augenmerk auf Italiens Investitionspläne. Vorherrschendes Marktthema bleibt laut Swiss Life Asset Managers der starke, aber vorübergehende Anstieg der Inflationsraten.
Die seit März vollzogenen Öffnungsschritte sorgen für eine weitere Beschleunigung der binnenwirtschaftlichen Dynamik. Die positiven Konjunkturdaten häuften sich zuletzt: So scheint am Arbeitsmarkt der Höchststand der Arbeitslosenquote mit 3.5% bereits im Januar überschritten worden zu sein. "Bisher erwarteten wir diesen Wendepunkt für den Monat April. Auch unsere Schätzung zur durchschnittlichen Arbeitslosenquote für 2021 revidierten wir von bisher 3.6% auf jetzt 3.2%", schreiben die Ökonomen von Swiss Life Asset Managers in ihre jüngsten Konjunkturperspektiven. Dass die Krise weniger Arbeitsplätze als ursprünglich befürchtet kosten dürfte, decke sich mit Beobachtungen in anderen Ländern Europas und gehe auf die massive fiskalpolitische Reaktion zurück.
Nach Ansicht der Ökonomen bleiben aber offene Fragen: Noch ist nicht klar, wie gut der Arbeitsmarkt die Lehrabgänger und die Hochschulabsolventen aufnehmen wird oder ob die Beendigung der Massnahmen im Bereich der Kurzarbeit nicht doch zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen wird. Die Experten gehen weiterhin davon aus, dass das reale Bruttoinlandsprodukt der Schweiz im dritten Quartal bereits wieder den Wert des Schlussquartals 2019 erreichen wird. Neben der erstaunlichen Resilienz weiter Teile der inländischen Dienstleis-tungswirtschaft profitiert das verarbeitende Gewerbe von starker Nachfrage aus dem Ausland. Wie andernorts in Europa bewegt sich der Einkaufsmanagerindex für die Industrie nahe an historischen Höchstwerten. Zu diesem Bild passe, dass im März die Ausfuhren nach China einen neuen Rekordstand erzielten.
Das Risiko steigender Inflation ist auch in der Schweiz ein Marktthema. Im ersten Quartal schnellte gemäss Google das Suchvolumen nach dem Begriff "Inflation" auf den höchsten Wert seit 2011. "Die Inflationsrate wird bis Dezember 2021 tatsächlich auf 1.0% steigen. Wir gehen aber von einer vorübergehenden Entwicklung aus, hauptsächlich genährt durch den Anstieg der Energiepreise und durch angestaute Nachfrage", so die Ökonomen von Swiss Life AM.
Die USA sind 2021 das Zugpferd der Weltwirtschaft. Während in China das Wachstum politisch gebremst wird und Europas Wirtschaft unter den anhaltenden Eindämmungsmassnahmen ächzt, verzeichnen die USA seit dem Einbruch im ersten Halbjahr 2020 durchwegs robuste Wachstumszahlen. Das Vorkrisenniveau beim BIP dürfte laut den Experten bereits im laufenden Quartal übertroffen werden. Dafür sorgen rasante Impffortschritte und eine Serie von Konjunkturpaketen.
Die Detailhandelsumsätze scheinen dabei richtiggehend am Tropf der "Stimulus Checks" an die US-Haushalte zu hängen – deren vermehrter Versand im Januar und März 2021 sorgte für Wachstumsraten von 8% respektive 10%. Die Gefahr eines Strohfeuers scheint dem Economic-Research-Team von Swiss Life AM jedoch gering. Die monatliche Sparquote betrug seit März 2020 durchschnittlich 17.5% des verfügbaren Einkommens. Verglichen mit der Sparquote der Jahre 2018–2019 von durchschnittlich nur 7.7% haben die US-Haushalte somit seit Beginn der Pandemie kumulativ 1.9 Bio. USD (8.9% des BIP) an "überschüssigen" Ersparnissen angehäuft. Selbst wenn diese Ersparnisse ungleich verteilt seien und teilweise für Schuldenabbau oder Investitionen verwendet wurden, handle es sich doch um eine namhafte "Munition", um den privaten Konsum in den nächsten Monaten am Laufen zu halten. Das Gewicht dürfte sich allerdings nach den Öffnungen weg vom Detailhandel hin zu Konsumsektoren wie Reisen, Freizeit oder Gesundheit bewegen.
Die steigenden Energiepreise wirkten sich im März noch stärker aus als erwartet, insbesondere via höhere Preise für Transportdienstleistungen. In Kombination mit einem deutlichen Basiseffekt – im Vorjahr brachen die Preise im März massiv ein – stieg die Inflationsrate von 1.7% im Februar auf 2.6% im März an. "Wir rechnen mit einem weiteren Anstieg auf deutlich über 3% im zweiten Quartal, bevor eine Entspannung eintritt", so die Ökonomen.
Fast zwölf Monate nach der Einigung auf den Wiederaufbaufonds, der neben den Stützungsmassnahmen der Geldpolitik und den Kurzarbeitsprogrammen der einzelnen Teilnehmerländer die wichtigste Massnahme war, könne festgestellt werden, dass sich für Europas südliche Peripherie die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Weder sei die Arbeitslosigkeit in ähnlichem Ausmass angestiegen wie nach 2008, noch weitete sich der Risikoaufschlag auf Staatsanleihen Italiens oder Spaniens erneut deutlich aus.
Dennoch richte sich das Augenmerk der Investoren dieser Tage weiterhin auf Italien. Dessen Regierung unter Mario Draghi hat inzwischen den Investitionsplan zur rund 200 Mrd. Euro schweren Wiederaufbauhilfe vorgelegt. Die zur Verfügung stehenden Mittel machen rund 11% des nominalen Bruttoinlandsprodukts 2021 aus und sollen über fünf Jahre verteilt vornehmlich in Projekte zur Verbesserung der medizinischen Versorgung, Eisenbahninfrastruktur und Digitalisierung fliessen. Zudem werden ökologische Sanierungsprojekte im Bau- bereich gefördert. Auch Spanien bereitet ähnliche Programme vor. Verglichen mit der jüngeren Vergangenheit werden diese Staaten in den kommenden Jahren ihre Investitionsausgaben um rund einen Drittel erhöhen können.
Wie die Ökonomen weiter ausführen, setzt sich der Anstieg der Inflationsraten im zweiten Quartal fort. Mittlerweile liegt die Jahresteuerung in vier Mitgliedsländern der Währungsunion bei 1.8% oder höher und damit nahe oder oberhalb des von der EZB angestrebten Richtwerts. Für die Eurozone insgesamt rechnen sie bis zum vierten Quartal mit einem zwischenzeitlichen Anstieg der Inflationsrate auf 1.8%.
Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal um 18.3% gewachsen. Dieser Rekordwert ist laut den Experten jedoch nur bedingt aussagekräftig, da er einen Vergleich mit der sehr niedrigen Basis des letzten Jahres darstelle, als das Land auf dem Höhepunkt des Pandemieausbruchs in einen landesweiten Lockdown ging. Das Wachstum im Quartalsvergleich deute hingegen auf eine nachlassende Dynamik hin.
Die sequenzielle Abschwächung wurde von zwei Hauptfaktoren getrieben: Mobilitätseinschränkungen während des chinesischen Neujahrsfests im Februar, um ein Wiederaufflammen des Virus einzudämmen, sowie eine Normalisierung der Fiskal- und der Geldpolitik, welche auf die Investitionen drückten. Das Economic-Research-Team geht davon aus, dass das chinesische Wachstum über die nächsten Quartale wieder an Schwung gewinnen sollte. Verbesserte Arbeitsmarktbedingungen, überschüssige Ersparnisse sowie eine geringere Unsicherheit bezüglich der Pandemie sollten den Konsum in den kommenden Monaten vorantreiben. Die Einzelhandelsumsätze vom März zogen bereits deutlich an und übertrafen die Konsenserwartungen. Gleichzeitig wird die Erholung der Weltwirtschaft chinesische Exporte unterstützen. "Die Investitionen – Hauptwachstumstreiber im 2020 – werden sich hingegen weiter abschwächen, da die chinesische Regierung ihr Augenmerk darauf richtet, finanzielle Risiken einzudämmen und die Kreditvergabe, insbesondere für den hochverschuldeten Immobiliensektor, einzuschränken", so die Ökonomen von Swiss Life AM.