23.11.2024, 12:00 Uhr
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Der Schweizer Arbeitsmarkt verzeichnet viele offene Stellen und in einigen Berufen Fachkräftemangel. Stefan Bernet, CEO von jobchannel, einem führenden Anbieter für die gezielte Suche nach Fachkräften, über die Ursachen und mögliche Lösungen.
Herr Bernet, wie geht es dem Arbeitsmarkt Schweiz?
Stefan Bernet: Die Anzahl der offenen Stellen ist in den letzten zwei Jahren stark angestiegen und erlebt seit dem Frühling 2019 einen geringen Rückgang, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Die Arbeitslosigkeit liegt in den letzten Monaten bei konstant 2.1%, gemäss Erhebung des SECO. Der Fachkräftemangel in den Bereichen Pflege/Gesundheit, im Handwerk und in bestimmten IT-Bereichen hat eher zugenommen.
Ist die Zahl der offenen Arbeitsstellen ein gutes Barometer, um zu beurteilen, wie es dem Arbeitsmarkt geht?
Die Anzahl offener Stellen ist einer von vielen Indikatoren für die Beurteilung des Arbeitsmarktes. Sie liefert einige wichtige Hinweise, nicht nur für den Arbeitsmarkt. Die Anzahl der unbesetzten Stellen dient indes auch als Konjunkturindikator.
Wie viele Jobs haben Sie zurzeit in der Schweiz ausgeschrieben?
Im dritten Quartal 2019 waren laut Jobradar insgesamt 189'749 Stellen ausgeschrieben, für Führungskräfte waren es 19'978 Stellen. Etwa drei Fünftel der insgesamt 189'749 Stellenanzeigen werden von Personaldienstleistern ausgeschrieben und zwei Fünftel finden sich auf den Webseiten der Firmen.
Wo herrscht die höchste Arbeitslosigkeit?
Wo die höchste Arbeitslosigkeit herrscht, kann lediglich geografisch beantwortet werden. Die Arbeitslosigkeit in der Westschweiz weist ein höheres Niveau auf als in Kantonen der Deutschschweiz. Aktuell weist der Kanton Genf mit 3.8% die höchste Arbeitslosigkeit auf, gefolgt von den Kantonen Waadt und Neuenburg.
Was sind die besten Erfolgsfaktoren gegen Arbeitslosigkeit: Aus- und Weiterbildung, Praxis und Jugendlichkeit?
Die Berufsbilder verändern sich heute wesentlich schneller als früher und damit auch die Anforderungen. Jeder Arbeitnehmer ist heute gefordert die Veränderungen und die damit verbundenen Anforderungen in seinem Bereich zu beobachten und darauf zu reagieren. Selbstverständlich stehen auch die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden entsprechend zu fördern und ihren Teil zur Entwicklung beizusteuern. In KMU ist dies etwas schwieriger, da oft die Ressourcen für die Mitarbeiterförderung nicht zur Verfügung stehen. Gezielte Weiterbildung ist für beide Seiten immer ein probates Mittel, um am Ball zu bleiben. Dort, wo die Digitalisierung einen Bereich stärker beeinflusst, macht es für ältere Semester sicher Sinn, sich vermehrt mit Mitarbeitenden aus den Generationen "Y" und "Z" auszutauschen. Dies fördert im Betrieb das Verständnis füreinander, oft auch über Hierarchiestufen und Generationen hinweg.
Wo zeichnet sich ein wachsender Fachkräftemangel ab?
Aus meiner Sicht gibt es keine Anzeichen, dass sich die Situation mittelfristig stark ändern wird. Derzeit herrscht am meisten Fachkräftemangel bei Pflegefachleuten (5'865), gefolgt von Elektromonteuren (3'716) und Software-Entwicklern (3'451).
Und wie sieht es im Finanzbereich aus?
Die Zahl der offenen Stellen in der Finanzdienstleistungsbranche liegt aktuell bei rund 4'000. Wir sehen eine Stagnation der offenen Stellen seit Mitte 2018 und erwarten derzeit kein weiteres Wachstum.
Was hat zu diesem Fachkräftemangel in den verschiedenen Branchen geführt?
Der Fachkräftemangel hat den Ursprung meist in der Vergangenheit und wird durch die unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst. Er beginnt in der Erziehung und der Schule. Das Schwergewicht wurde in den letzten Jahren und heute viel stärker auf den akademischen Werdegang gelegt – oder anders formuliert, dem Handwerk zum Beispiel wird zu wenig Bedeutung und Ansehen beigemessen. Im Handwerksbereich fehlen zudem viele Fachkräfte aufgrund der demografischen Entwicklung. Die Attraktivität der Jobs wird beim Nachwuchs zu gering eingestuft und mit weniger Perspektiven dargestellt. Aber auch Arbeitgeber, die Lehrlinge ausbilden, müssen sich Gedanken machen, ob Ihre Anforderungen, die auch in Handwerksberufen sehr stark nach schulischen Kriterien filtern, noch zeitgemäss sind.
Und warum herrscht bei den Pflegeberufen am meisten Fachkräftemangel?
Die Belastung in Pflegeberufen ist hoch, die Arbeitszeiten sind unattraktiv und die Saläre unterdurchschnittlich. Das führt unweigerlich dazu, dass viele diesen Beruf wieder verlassen und zu wenig neue Fachkräfte nachrücken. Das wird uns mit der demografischen Entwicklung noch teuer zu stehen kommen. Da ist einiges in Schieflage geraten.
Wie kann dem Fachkräftemangel abgeholfen werden?
In der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes liegt noch viel Potenzial. Es könnten mehr Möglichkeiten für Teilzeitjobs angeboten werden. Wenn ich die 100%-Fachkraft nicht finde, gibt es vielleicht die Möglichkeit, die Stelle mit zwei 50%-Pensen zu besetzen. Dies ist auch eine Chance für Ü60-Mitarbeiter, die auf die Pension hin oder über die Pension hinaus reduziert arbeiten möchten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele Arbeitnehmer in Zukunft mehr als einen Job, aber in Teilzeit, ausüben möchten.
Zur Person:
Stefan Bernet ist seit Juli 2018 CEO und Head of Sales von jobchannel. Bevor er zu jobchannel stiess, war er während zweieinhalb Jahren Verkaufsleiter der Docu Media Schweiz und während mehr als vier Jahren Head of AdFactory bei SevenOne Media Schweiz. Davor arbeitete Bernet über 13 Jahre lang bei der Neuen Zürcher Zeitung als Leiter Anzeigenmarkt und Kundenberater. Bernet ist eidg. dipl. Marketingplaner und Digital Marketing Experte BSW/SIB.
«Investrends.ch», die Informationsquelle Nummer Eins für professionelle Investoren in der Schweiz, bietet mit «Investjobs» neu eine Job-Plattform für Stellen aus der Finanzbranche an. Diese wird von jobchannel, einem der führenden Anbieter für das gezielte Rekrutieren von Fachkräften mittels spezialisierten Job- und Fachplattformen bedient.