20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Die Anziehungskraft von Emerging Markets steigt wieder. Bessere Dividendenrenditen und die Stabilisierung der Rohstoffpreise sind aber nur einige Gründe für diesen Trend, erklären die Experten von WisdomTree.
Das Bewertungsniveau in den Emerging Markets (EM) erscheint derzeit unverhältnismässig niedrig. Im Zuge eines sich verschlechternden Kreditausblicks kam es seit dem 2. Halbjahr 2015 bei Aktien zu einer unverhältnismässig grossen Verkaufswelle. Bei EM-Anleihen zeigte sich hingegen jedenfalls bei Investment-Grade-Titeln nur wenig Bewegung.
Nun eröffnen sich für EM-Aktien erhebliche Wertsteigerungspotenziale, da sich das Wirtschaftswachstum in China weniger stark verlangsamt, es zu einer Stabilisierung der Rohstoffpreise kommt und bei einigen Unternehmen die Aussicht auf eine Restrukturierung der Bilanzen besteht. Für ertrags- und renditeorientierte Anleger bieten EM-Aktien in diesem Umfeld im Vergleich zu EM-Unternehmensanleihen möglicherweise ein attraktiveres Renditepotenzial. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Die Anziehungskraft Emerging Markets steigt wieder. Argentinien ist nach 15-jähriger Abwesenheit (nach der Nichtbedienung seiner Staatsanleihen im Jahr 2001) an die Anleihemärkte zurückgekehrt. Das Land hat in einer Auktion lang laufende Eurobonds im Volumen von USD 16,5 Mrd. begeben. Deren Renditen liegen zwischen 5 % und 7 %. Gleiches gilt für Saudi-Arabien, das die Stimmung an den Anleihemärkten mit einem Konsortialkredit in Höhe von USD 10 Mrd. testet.
Woher kommt diese plötzliche Aktivität? Die abgeschwächten Erwartungen einer Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank FED verleihen den EM-Währungen neue Impulse. Dazu kommen die Stabilisierung der Rohstoffpreise und ein inzwischen wieder positiveres Klima für Energie- und Bergbauaktien. Folglich haben die Anleger die Emerging Markets wieder auf ihrem Schirm. Investoren, die nach höheren Erträgen und Renditen suchen, stellen sich berechtigterweise die Frage, ob Anleihen auch weiterhin ein höheres risikoadjustiertes Renditepotenzial bieten als Aktien.
Kreditrisiken angesichts wachsender Zahl von Rating-Herabstufungen
Während an der Oberfläche die Spannungen in den Emerging Markets abnehmen, brodeln darunter Sorgen über die Situation an den Kreditmärkten. So zeigen die Anleihenrenditen von Qualitätsemittenten nahezu keine Bewegung nach oben. Dagegen beobachten wir derzeit einen deutlichen Anstieg der Zahl der Herabstufungen der Ratings von EM-Unternehmen.
Wie aus Grafik 1 ersichtlich wird, treffen im 1. Quartal dieses Jahres 292 Herabstufungen auf nur 81 Hochstufungen1. Damit ist die offen negative Beurteilung der Lage mit dem Höhepunkt der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 vergleichbar. Im 2. Quartal hat das Verhältnis zwischen Downgrades und Upgrades bereits wieder die zuletzt im 1. Quartal 2009 verzeichneten Extremwerte erreicht: Bisher stehen 77 Herabstufungen nur 13 Hochstufungen gegenüber. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so läge diese Zahl bis zum Ende des 2. Quartals bereits bei über 300. Für Unternehmen in den Emerging Markets, die Fremdkapital in US-Dollar aufnahmen, bestehen derzeit angesichts der zunehmend restriktiveren Geldpolitik in den USA offenkundige Risiken. Dazu muss es noch nicht einmal zu einer globalen Finanzkrise in der Grössenordnung des Jahres 2008 kommen.
Trotz dieser Probleme profitieren EM-Unternehmensanleihen weiterhin vom günstigen Einfluss auf die Fremdkapitalkosten. Für liquide USD-Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets ergaben sich Renditen von etwa 5 bis 6 %, die in diesem Jahr damit durchschnittlich um rund 400 Basispunkte über den Renditen von US-Staatsanleihen lagen. Selbst nach der Finanzkrise war diese Spanne nicht wesentlich grösser. Angesichts der stark steigenden Zahl an Rating-Herabstufungen könnte man daher zu dem Schluss gelangen, dass das Kreditrisiko im Gegensatz zum Aktienrisiko nicht vollständig eingepreist ist.
Höhere Dividendenrenditen
So waren beispielsweise russische Energie- und Bergbauaktien am Beginn des Jahres wegen der Talfahrt der Rohstoffpreise unter den Emering Markets-Titel mit am stärksten betroffen. Viele dieser Unternehmen offerieren nun Dividenden, die Anlegern im Vergleich zu den Rücknahmerenditen ihrer vorrangigen, unbesicherten Investment-Grade-Eurobonds einen Aufschlag bieten.
Beispiele sind:
Erklären lassen sich die über verschiedene Anlageklassen hinweg unverhältnismässig niedrigen Bewertungen von EM-Aktien möglicherweise mit den Erwartungen der Anleger, wonach der Aktienmarkt dem Anleihemarkt aus der Patsche helfen soll. Der Schuldenabbau über Abschreibungen, Zins- und Kapitalschnitte sowie Umschuldungen führt für die Aktionäre häufig zu Belastungen. Historisch finden sich bei überschuldeten Unternehmen wiederholt Belege für genau diese Vorgänge:
Bessere Kreditkennzahlen bei dividendenausschüttenden Papieren
EM-Aktien bieten Wertsteigerungspotenzial nicht nur im Hinblick auf die Abschläge mit denen viele dividendenausschüttende Aktien derzeit bewertet sind, sondern auch in Bezug auf die Kreditkennzahlen. Die nachfolgenden Grafiken vergleichen den Verschuldungsgrad bzw. die Fremdkapitalaufnahme und die Dividendenrendite für Aktien im dividendenorientierten EM-Anlageuniversum von WisdomTree mit Unternehmen in den Emerging Markets, die liquide Investment-Grade-Anleihen in USD emittieren2.
Grafik 2 zeigt, dass Aktien in der WisdomTree Emerging Market Equity Income Strategie (Ticker: DEM) im Vergleich zu unserem Anlageuniversum mit EM-Unternehmensanleihen ein niedrigeres Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA aufweisen und gegenüber dem EM-Anleiheuniversum höhere Renditen erzielen. Dabei beschränken sich die niedrigere Fremdkapitalaufnahme und das höhere Renditeniveau nicht etwa auf bestimmte, ausgewählte Aktien. Vielmehr wird in der Grafik deutlich, dass sich diese Entwicklung auf alle Branchen ausserhalb des Finanzsektors erstreckt. Hinzuweisen ist auf den niedrigeren Verschuldungsgrad der im WisdomTree EM Equity Income ETF vertretenen rohstoffbasierten Titel, beispielsweise von Unternehmen der Grundstoffindustrie und des Energiesektors. Für diese ist ein Verhältnis Nettoverschuldung/EBITDA von 1,8 bzw. 1,9 dokumentiert; sie liegen damit deutlich unter den für liquide EM-Unternehmensanleihen verzeichneten Werten von 5,5 bzw. 5,7. Zwar entfällt ein Grossteil der hohen Verschuldung in unserem Universum mit EM-Unternehmensanleihen auf die wiederholte Emission grosser Anleihetranchen durch PEMEX (Petroleos Mexicanos). Allerdings liegt das durchschnittliche Verhältnis Nettoverschuldung/EBITDA selbst bei Herausrechnung von PEMEX aus den Anleihen der Energiebranche bei 3,8 und damit erheblich über dem des WisdomTree Equity Income ETFs. Der im Nichtfinanzbereich verzeichnete Renditeaufschlag spiegelt die Abwertung der Large-Cap-Aktien in den Emerging Markets im Zuge der Talfahrt der Rohstoffpreise im März dieses Jahres wider. Zumindest im Anlageuniversum des WisdomTree Emerging Market Equity Income ETFs kam es paradoxer Weise dazu, dass eine Übergewichtung von Rohstoffexporteuren einigen Unternehmen dazu verholfen hat, ihre Dividendenkürzungen zu begrenzen. Möglich wurde dies durch die deutliche Abwertung der Währung und die sich daraus ergebende Verbesserung ihrer Exportchancen und Wahrung der in US-Dollar generierten Erlöse.
Grafik 3 zeigt für dividendenausschüttende Small-Cap-Aktien aus den Emerging Markets ein ähnliches Bild mit höheren Renditen bei niedrigerer Verschuldung. Dabei verzeichnet die WisdomTree Emerging Markets Small-Cap Dividend Strategie (Ticker: DGSE) bei insgesamt niedrigeren Verschuldungsgraden ein weniger deutliches Renditeplus. Im Anlageuniversum mit dividendenausschüttenden EM-Small-Cap-Aktien bieten taiwanesische IT-Aktien eine durchschnittliche Dividendenrendite von 6 %. Bei vielen dieser Unternehmen übersteigen die Barmittel häufig die bestehenden Schulden. Mit Werten aus den Bereichen zyklische Konsumgüter, IT und Industrie versammelt der DGSE nahezu 50 % der zyklischen Sektoren. Damit bietet er im Vergleich zu liquiden EM-Unternehmensanleihen wegen der niedrigeren Verschuldung nicht nur ein attraktives Renditepotenzial. Dazu kommt die Möglichkeit, langfristig an der Entwicklung der chinesischen Infrastruktur sowie an den rasch wachsenden Bereichen der verbrauchernahen Dienstleistungen und Technologie zu partizipieren.
Derzeit erfordert ein renditeorientiertes Engagement in den Emerging Markets möglicherweise eine Neubewertung der Renditen im Aktienbereich, da hier im Vergleich zu Unternehmensanleihen Negativtrends zu stark eingepreist sein könnten. Einerseits erscheint ein sich abschwächendes makroökonomisches Umfeld für EM-Aktien angesichts der Verlangsamung des globalen Wachstums gerechtfertigt; andererseits ist es zu einer überproportional starken Abwertung der Aktien vieler etablierter rohstoffexportierender Unternehmen gekommen. Der deutliche Abschlag mit dem Werte mit hoher Dividendenrendite im Vergleich zu den Kreditkennzahlen und gegenüber Unternehmensanleihen bewertet sind, deutet darauf hin, dass viele dieser dividendenstarken Aktien nun ein höheres Renditepotenzial bieten könnten. Mit einer renditeorientierten Small-Cap-Strategie können Anleger solide Wachstumspotenziale realisieren und dabei auch in den Genuss höherer Renditen kommen. Ein breit gestreutes Portfolio an dividendenausschüttenden Werten bietet die Möglichkeit, sich entweder auf renditestarke Aktien zu konzentrieren oder einen "Qualitätsfilter" für Small-Cap-Aktien zu integrieren. So können Investoren ihren Ansatz zielgenau auf die Wertmaximierung aus Emerging-Markets-Anlagen ausrichten.
Für Anleger die eine solche Strategie umsetzen möchten, stehen folgende UCITS ETFs zur Verfügung:
[1] Grundlage: Eigene Research von WisdomTree Europe zur Betrachtung des Unternehmensanleihe-Universums in den Emerging Markets unter Verwendung von Daten von Bloomberg.
[2] Zahl der Herab- und Hochstufungen basierend auf allen Arten von S&P-Ratings