23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Ein langsameres Wirtschaftswachstum, höhere Energiepreise und steigende Zinsen belasten die Staatshaushalte. Das macht es noch schwieriger, das jährliche Ziel von 100 Mrd. US-Dollar für die Klimafinanzierung der Entwicklungsländer zu erreichen, wie es die Industrieländer versprochen hatten. Nick Parsons von der ThomasLloyd Group zieht Bilanz.
Das Ziel von 100 Mrd. US-Dollar den Entwicklungsländern zur Erreichung der Klimaziele zu überweisen, wurde bereits vor der letztjährigen Konferenz, der COP26 in Glasgow verfehlt. Die Regierungsverantwortlichen drückten drüber in der offiziellen Verlautbarung ihr Bedauern aus und versprachen Besserung.
Mit Blick auf das in immer weitere Ferne rückende Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, ist zwingend notwendig, dass das Versprechen nicht weiter verfehlt wird.
"Die Industriestaaten hatten in den letzten Jahren einen Freifahrschein", sagt Nick Parsons, Leiter Research und ESG von ThomasLloyd Group. Sie haben umweltschädliche Produktionskapazitäten in die Entwicklungsländer ausgelagert und die fertigen Produkte importiert. Die Lorbeeren für die reduzierten CO2-Emissionen heimsten sie im eigenen Land ein. "Im besten Fall ist dies scheinheilig, im schlimmsten Fall ist es wirtschaftlich und moralisch falsch", spart Parsons nicht mit Kritik.
Zusammen mit der starken Inlandnachfrage in einigen der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften führt dieses Nettoergebnis des Offshorings dazu, dass Asien heute mehr als die Hälfte der 35 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen des Planeten produziert. Eigene Untersuchungen würden zeigen, dass die Kohlenstoffintensität der Wirtschaftsleistung der acht grössten asiatischen Volkswirtschaften mehr als viermal so hoch ist wie die der grössten europäischen Länder.
Die G7-Staaten haben alle ihre eigenen industriellen Revolutionen erlebt, vom Vereinigten Königreich im 18. Jahrhundert bis zu den USA, Japan und Deutschland im 19. Jahrhundert. Alle diese Perioden waren durch ein schnelles Wachstum von Innovation, Produktion und Lebensstandard gekennzeichnet, das auf Kosten einer extremen Umweltzerstörung und -verschmutzung ging.
Wenn diese Länder jetzt den Entwicklungsländern eine Lektion erteilten oder, noch schlimmer, ihnen ihren eigenen wirtschaftlichen Wandel verweigerten, sei das das pure Heuchelei, sagt Parsons. Stattdessen sollten die Länder partnerschaftlich zusammenarbeiten und dabei helfen, das Kapital und die Technologie "für eine faire und gerechte Energiewende bereitzustellen, die die Entwicklung der ständig wachsenden Bevölkerung und Städte Asiens vorantreiben wird."
In den nächsten 25 Jahren wird die Bevölkerung in Asien um mehr als 650 Mio. wachsen und bis 2050 auf 5,3 Mrd. steigen. In Indien werden allein in Mumbai 42 Mio. Menschen leben – mehr als die Bevölkerung, die Polen heute hat und fast viermal so viel wie die belgische. Die Nachfrage nach Energie wird mit Sicherheit erheblich steigen.
"Die grösste Herausforderung in diesen beunruhigenden Zeiten von Krieg und steigenden Lebenshaltungskosten besteht nicht darin, die Grenzen zu schliessen und sich in kleinlichen Nationalismus zurückzuziehen, sondern darin, Widerstandsfähigkeit, Energiesicherheit und Umweltschutz in den Mittelpunkt jedes Wirtschaftsplans zu stellen", fordert der Chefökonom und ESG-Leiter von ThomasLloyd.
Für Asien, wo die Sonne reichlich und zuverlässig scheint, der Wind regelmässig weht und Biomasse in grossen Mengen verfügbar ist, seien dies gute Voraussetzungen sauberen, lokal erzeugten Strom und eine nachhaltige Energieinfrastruktur. "Jedes Megawatt an erneuerbarer Energie verringert die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen und stärkt die wirtschaftliche Sicherheit", hält Parsons fest.
Mit Blick auf die COP27, die aktuell in Ägypten stattfindet, bestehe die grosse Hoffnung, dass die Vertragsstaaten ihren Worten Taten folgen liessen und die bisher gemachten, aber leider nicht eingehaltenen Versprechen einlösten.
Zweifellos stehen die Staatshaushalte unter erheblichem Druck. Doch Parsons erinnert an die Worte des ehemaligen französischen Premierministers Pierre Mendes-France, der sagte: "Regieren heißt wählen." Die Industrienationen stünden vor der Wahl, ihren Verpflichtungen nachzukommen oder sie aufzugeben, in globaler Partnerschaft zu arbeiten oder sich einseitig zu isolieren, fügt der Nachhaltigkeitsexperte von ThomasLloyd an.
Die Nachwelt werde ihr Urteil fällen, wenn falsche Entscheide getroffen würden. Unsere Kinder würden den heutigen Staatsoberhäuptern und Führungspersönlichkeiten nicht verzeihen. "Es ist Zeit für klares und entschlossenes Handeln", fordert Nick Parsons.