04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Der krisengeplagte Milchverarbeiter Hochdorf ist bei der Suche nach einem Investor bisher nicht weiter gekommen. Der Fokus liegt daher auf dem Verkauf der Tochtergesellschaft Swiss Nutrition (HSN). An der Börse ist die Gruppe bloss noch gut 5 Millionen Franken wert.
«Die bisherigen Gespräche haben klar gezeigt, dass derzeit keine realistische Aussicht besteht, Investoren oder Käufer für die gesamte Gruppe, einschliesslich der hoch verschuldeten Hochdorf Holding, zu finden», teilte das Unternehmen mit. Daher stehe nun der Verkauf der operativen Tochtergesellschaft HSN im Fokus. Deren Finanzierung sei dabei gesichert.
Wie es mit der Holding weitergehe, sei noch nicht klar. Sie könne nach dem Verkauf entweder aufgelöst oder weitergeführt werden, heisst es. Ersteres hätte für die Aktionäre gravierende Folgen: Sie müssten bei einer allfälligen Auflösung nämlich mit einem «erheblichen oder totalen Verlust» ihrer Investitionen rechnen, so die Mitteilung.
Zu den wichtigsten Aktionären des Unternehmens gehören die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), die mit 18 Prozent (per Ende 2023) einen wesentlichen Anteil am Unternehmen halten. Sogar mehr als einen Fünftel hielt per Ende 2023 Amir Mechria, Besitzer der ehemaligen Hochdorf-Tochter und heutigen -Kundin Pharmalys. Weitere bedeutende Aktionäre sind der Hedgefonds Bermont Master Fund mit knapp 15 Prozent sowie die Familie Weiss mit ihrer Innovent Holding, die knapp 6 Prozent am Unternehmen hält. Sie alle könnten mit dem Ende von Hochdorf weitere Verluste erleiden.
Der Verwaltungsrat wird laut der Mitteilung an der ordentlichen Generalversammlung vom 15. Mai 2024 über die Finanzierungsstrukturen und Perspektiven der Gesellschaft berichten. Von den bisher sechs Verwaltungsräten tritt Marjan Skotnicki-Hoogland nicht mehr zur Wiederwahl an. Der Verwaltungsrat wird damit auf fünf Mitglieder reduziert.
Beim Bimbosan-Hersteller Hochdorf, der aktuell 357 Mitarbeitende und zwölf Lernende und Praktikanten beschäftigt, wiegen die finanziellen Altlasten schwer. Die schwierige Situation begann mit der Übernahme des Babynahrungs-Vermarkters Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 erworben hatte. 2019 verkaufte das Unternehmen die Tochter zu einem tieferen Preis wieder an den ursprünglichen Besitzer und Hochdorf-Grossaktionär Amir Mechria zurück.
Mit der Ausgabe einer Hybridanleihe 2017 lud sich das Unternehmen zudem hohe Schulden und Zinszahlungen auf. Über die Möglichkeiten zur Rückzahlung diskutiert das Unternehmen noch, wie der Finanzchef im März gesagt hatte. Zuletzt setzte das Unternehmen die Zinszahlungen aus, was zur Folge hatte, dass die Schulden noch höher wurden.
Pharmalys hat ausserdem als Kundin von Hochdorf Schulden beim Milchverarbeiter. Deren Rückzahlung erwarte er im nächsten Jahr, hatte Finanzchef Thomas Freiburghaus zuletzt im März gesagt.
In den letzten Jahren versuchte sich Hochdorf neu auszurichten. So wollte das Unternehmen beispielsweise ins Ausland expandieren. Die China-Pläne von Hochdorf sind jedoch inzwischen nicht zuletzt aufgrund der komplizierten Anforderungen Chinas gescheitert, wie Firmenchef Ralph Siegl bei der Präsentation der Jahreszahlen 2023 erklärt hatte.
Er hoffe allerdings weiterhin um eine Zulassung in den USA, sagte Siegl zu jenem Zeitpunkt. Weiter betonte er, die Geschäftsführung wolle 2024 auf Stufe EBIT einen positiven Betriebsgewinn erzielen und «die anspruchsvolle Finanzierungssituation» lösen.
2023 hatte Hochdorf den Umsatz und das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBIDA) gesteigert. Das operative Geschäft generierte zudem erstmals seit 2017 wieder einen positiven Cashflow. Unter dem Strich klaffte allerdings weiterhin ein Loch von 10,2 Millionen Franken nach 15,8 Millionen im Jahr davor.
Der Aktienkurs von Hochdorf ist seit längerem stark unter Druck und entsprechend auf einem Rekordtief. Im bisherigen Jahresverlauf hat das Papier auch bereits über 80 Prozent seines Wertes eingebüsst und kostet am Montag im frühen Handel noch 2,46 Franken (-38,5%). Bei einer Anzahl von knapp 2,2 Millionen Wertpapieren liegt der Börsenwert des Unternehmens damit noch bei 5,4 Millionen Franken.