04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Nachdem sich die Aufwärtsbewegung im Juli als Bärenmarktrallye herausgestellt hat, warnen verschiedene Auguren vor einem markanten Kurseinbruch wie 2001 oder 2008. Thomas Stucki, CIO der St Galler Kantonalbank, sieht nicht so schwarz. Gegenüber 2008 gebe es auch Unterschiede. Bis zur Besserung müssten sich Anleger allerdings noch etwas gedulden.
Zu den Gemeinsamkeiten mit dem letzten Börsenabsturz 2008 gehören hohe Energiepreise, eine restriktivere Geldpolitik und eine sich abschwächende Konjunktur. Der Erdölpreis schnellte 2007/08 in wenigen Monaten von 50 US-Dollar pro Fass auf 150 US-Dollar hoch. Die US-Notenbank verteuerte den Leitzins zwischen 2005 und 2008 von 1% auf über 5%., und anfangs 2008 zeigten die vorausschauenden Konjunkturindikatoren die einsetzende Abschwächung der Wirtschaft an.
Soweit die Parallelen. "Es fehlt aber das Ereignis, dass aus einer zyklischen Börsenschwäche einen Börsencrash macht", hält Thomas Stucki trotz der gennanten Gemeinsamtkeiten entgegen. "2008 waren es die Subprime-Krise und der Konkurs von Lehman Brothers, die eine weltweite Bankenkrise auslösten. Das Finanzsystem stand am Rande des Abgrunds und die Liquidität an den Finanzmärkten versiegte komplett."
Die Banken sind in diesem Jahr nicht das Problem und eine Wiederholung der Finanzkrise ist unwahrscheinlich, betont Stucki. Eine mögliche Energiekrise im nächsten Winter könnte so ein Ereignis sein. Der markante Anstieg der Gasund Strompreise beschränke sich aber auf Europa.
In den USA und in Asien ist ein Energiemangel kein Thema. Wichtiger für diese Regionen ist der Ölpreis, und dieser ist wieder deutlich gesunken. "Eine Wiederholung von 2008 ist zwar nicht unmöglich, aber aus meiner Sicht nicht das wahrscheinliche Szenario", folgert der CIO.
Stucki geht davon aus, dass wir es aktuell mit einer klassischen zyklischen Börsenschwäche zu tun haben. Entsprechend werden die Kurse auch durch die klassischen Faktoren des Konjunkturzyklus getrieben. Die Zentralbanken werden die Zinsen weiter anheben, um Inflation und Lohndruck unter Kontrolle zu bringen. Dafür werde die Arbeitslosenrate steigen und die Zahl der offenen Stellen abnehmen müssen.
Im nächsten Jahr werde das Tempo der Zinserhöhungen abnehmen, aber ein Wechsel zu wieder tieferen Zinsen sei unwahrscheinlich, erwartet der Anlagechef der St. Galler Kantonalbank. Die Konjunkturabschwächung werde hingegen kommen und befinde sich erst am Anfang.
Das ist nicht das Umfeld im Konjunkturzyklus, das für steigende Aktienkurse spricht." Den Aktienmärkten stünden deshalb noch ein paar schwierige und nervöse Monate bevor. Positiv sei, dass die Kurse schon deutlich gefallen sind und einen rechten Teil der erwarteten Wirtschaftsschwäche vorweggenommen haben.
Ein guter Zeitpunkt für einen breiten Einstieg in Aktien sei, wenn die Zentralbanken die Zinserhöhungen beendet haben und sich ein Ende der konjunkturellen Talfahrt abzeichnet. Die Aktienmärkte freuen sich dann auf die Konjunkturerholung und die Kurse nehmen diese vorweg. "An diesem Punkt sind wir noch nicht, aber für das nächste Jahr sieht es diesbezüglich nicht schlecht aus", schätzt Stucki.