"Fonds müssen Gebühren halbieren, um gegenüber ETFs attraktiv zu bleiben"

David Saaty, Gründer und CEO von GI Global Invest
David Saaty, Gründer und CEO von GI Global Invest

David Saaty ist Gründer und CEO von GI Global Invest, die auf die unabhängige Multi-Manager Vermögensverwaltung für Pensionskassen spezialisiert ist. Er befürwortet zwar grundsätzlich vermehrte Transparenz und honorarbasierte Geschäftsmodelle, wehrt sich aber gegen überbordende Regulationen. Diese treiben nur die Kosten hoch. Seiner Meinung nach müssen aber aktiv gemanagte Fonds ihre Gebühren drastisch senken, um gegenüber passiv gemanagten Fonds konkurrenzfähig zu bleiben.

29.10.2012, 15:48 Uhr

Redaktion: ras


Herr Saaty, welche Bedeutung hat die Teilrevision des schweizerischen Kollektivanlagegesetzes aus Ihrer Sicht?
David Saaty: Die Teilrevision des Kollektivanlagegesetzes ist nötig geworden, um das schweizerische ans internationale Recht anzupassen. Unserer Meinung nach sind jedoch schärfere Regulierungen unnötig. So sind in den vergangenen 10 bis 15 Jahren, zumindest im Long-Only-Bereich der klassischen offenen Anlagefonds, den wir bei uns überblicken, keine Skandale oder Betrügereien von Seiten der Fondsmanager vorgekommen.

Sie sind also eher skeptisch eingestellt.
Ja, schärfere Regulierungen sind eher kontraproduktiv, da die betroffenen Vermögensverwalter mit erhöhtem administrativem und personellem Aufwand und somit mit höheren Kosten konfrontiert sein werden. Alleine die Kosten für die FINMA Registrierung und die jährliche Revision durch eine von der FINMA akzeptierten Revisionsgesellschaft dürften zehntausende Schweizer Franken pro Jahr ausmachen.

Sollte das nicht verkraftbar sein?
Die geforderte Transparenz bei der Gebührenstruktur dem Kunden gegenüber bedeutet nicht nur Mehraufwand, sondern allenfalls auch schrumpfende Erträge. Die betroffenen Kunden werden nun erst recht die Retrozessionen für sich beanspruchen - ausser sie unterschreiben eine entsprechende Verzichtserklärung. Insbesondere kleinere Vermögensverwalter werden nicht in der Lage sein, die zusätzlichen Aufwendungen und Kosten zu tragen. Sie werden gezwungen sein, ihre eigenen, oftmals kleinen Kollektivgefässe zu schliessen.

Da Sie die Retrozessionen generell an die Kunden weiterleiten, sind Sie ja nicht davon betroffen.
Das stimmt. Für Anbieter wie GI Global Invest sind die neuen Vorschriften grundsätzlich positiv, da unser Geschäftsmodell schon seit der Gründung vor mehr als 15 Jahren auf volle Transparenz sowie die automatische Rückerstattung von Retrozessionen ausgerichtet ist. Wir arbeiten mit Honoraren. Dank der Rückerstattung der Retrozessionen können unsere Kunden in der Regel sogar den grössten Teil der von uns verrechneten Honorare finanzieren.

Dann sind Sie ja bestens für die Zukunft positioniert, oder nicht?
Nicht unbedingt. Längerfristig ist auch unser honorarbasiertes Geschäftsmodell in Gefahr. Der Indexierungstrend hat sich massiv verschärft. So setzen auch die Schweizer Institutionellen verstärkt auf ETFs. Das wird auch uns zusetzen, da wir auf die Analyse und Auswahl von aktiven Fondsmanagern spezialisiert sind.

Ist die Existenz der traditionellen Fondsanbieter ebenfalls in Gefahr?
Die traditionellen Fondsanbieter scheinen die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben. Zurzeit werden die Schweizer Pensionskassen und ihre Stiftungsräte von ihren Beratern massiv unter Druck gesetzt, alle Anlagen soweit wie möglich zu passivieren.

Was raten Sie den Fondsprovidern?
Die Fonds müssen ihre Gebühren halbieren, um gegenüber ETFs attraktiv zu bleiben. Auch im Retailbereich besteht Handlungsbedarf, hier sind ETFs ebenfalls auf dem Vormarsch.

Bei den ETFs ist zumindest das Thema Retrozessionen vom Tisch!
Klar, da ETFs keine Retrozessionen kennen. Dafür wird aber das Thema Transparenz markant an Bedeutung gewinnen. Denn diese ist auch bei den ETF nicht gegeben. So dürften bei einigen Konstruktionen hinter den Kulissen lukrative Geschäfte getätigt werden.

Von welchen Geschäften sprechen Sie hier?
Von Securities Lending, Swaps, einbehaltenen Dividendenerträgen, Nostrohandel sowie Cross Trading. Unter letzterem ist das Matching von Kunden der Kauf-Seite mit der Verkauf-Seite gemeint. Ausserdem bieten Geld-Brief-Spreads beim Ankauf und Verkauf von ETFs sowie der Hochfrequenzhandel Nebenverdienstmöglichkeiten.

Von welchen Dimensionen sprechen Sie hier?
Die Schätzungen über die effektiven, jedoch nicht ausgewiesenen Erträge der Banken und Indexanbieter reichen von einem bis zu mehr als zwei Prozent.

Dann muss man also strengere Transparenzregeln fordern?
Nein, schärfere Regulierungen sind wie gesagt oft kontraproduktiv. Aber die Anleger dürfen die Produkte nicht blind kaufen. Sie müssen von den Anbietern und Vermittlern Kostenwahrheit verlangen. Aber auch volle Risikoaufklärung. Denn oft werden mit Zusatzgeschäften Risiken eingegangen, die der Kunde trägt, aber nicht kennt.

Soll man ETFs generell meiden?
Keinesfalls. ETF sind attraktive Anlageinstrumente. Sie sind eine ausgezeichnete Ergänzung zu aktiv verwalteten Fonds.

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