"Die aktuelle Geld- und Fiskalpolitik führt zu steileren Zinskurven"

Auch wenn die Zinsen weiterhin niedrig bleiben werden, könnte die Zinskurve langsam wieder ansteigen. (Bild: Shutterstock.com/ronstik)
Auch wenn die Zinsen weiterhin niedrig bleiben werden, könnte die Zinskurve langsam wieder ansteigen. (Bild: Shutterstock.com/ronstik)

Degroof Petercam Asset Management erwartet, dass die derzeit noch extrem niedrigen bis negativen Zinsen bald steigen werden. Treiber sind die schwindende geldpolitische Dominanz der Notenbanken, Aufwärtsüberraschungen bei der Inflation sowie der Stillstand im Globalisierungsprozess. Trotz der Aussicht auf wieder leicht steigende Zinsen wird das absolute Zinsniveau vorerst niedrig bleiben.

21.01.2020, 17:25 Uhr

Redaktion: rem

Das neue Jahr ist gerade gestartet und viele Anleger fragen sich, ob die Zinsen ihren Abwärtstrend fortsetzen und teilweise noch weiter in den negativen Bereich rutschen. Oder geht dem 40-jährigen disinflationären Trend doch langsam die Luft aus? "Die Tatsachen sprechen eher dafür, dass die Zinsmärkte anfällig für Veränderungen geworden sind und die Richtung wechseln hin zu tendenziell wieder höheren Zinsen", sagt Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei Degroiof Petercam Asset Management (DPAM). "Die Desinflation könnte sich langsam in Richtung Zielinflation oder sogar darüber hinaus entwickeln und das globale Realwachstum sich nachhaltig erholen. Die derzeit noch extrem niedrigen bis negativen Zinsprämien werden zu steigen beginnen, wenngleich die Zinsniveaus in der relativen historischen Betrachtung niedrig bleiben werden. 2020 kann dennoch als Übergangsjahr gesehen werden in eine Dekade höherer Zinsen".

Drei Faktoren des Wandels

Als Treiber dieser Entwicklung nennt De Coensel drei Hauptursachen: Die schwindende geldpolitische Dominanz der Notenbanken, Aufwärtsüberraschungen bei der Inflation sowie der Stillstand im Globalisierungsprozess. "Wir glauben, dass in den nächsten Jahren anstelle der Geldpolitik die Fiskalpolitik zu einem stärkeren Motor für das Investitionswachstum wird. Die Kombination aus akkommodierender, passiver Geldpolitik und einer starken Fiskalpolitik in Form von produktiven öffentlich-privaten Investitionen wird zu steiler verlaufenden Zinskurven in den USA und Europa sowie einer insgesamt höheren Volatilität der Zinssätze führe", sagt der Experte.

Der zweite Faktor, der die globalen Zinsprämien nach oben bewegt, seien steigende zugrunde liegende Preise."Die über dem Zielwert liegende Inflation wird früher getestet werden, als der Konsens glaub", prognostiziert De Coensel. Die Lohninflation entwickele sich eindeutig positiv und sei das Ergebnis immer enger werdender Arbeitsmarktbedingungen. Soziale Unruhen, wie zuletzt in Chile und Kolumbien, oder auch die Rentenreformstreiks in Frankreich beschleunigen die Debatte über eine gerechte Verteilung und kurbeln die Lohninflation in den entwickelten und aufstrebenden Ländern an.

Gleichzeitig bremsen laut dem CIO protektionistische Strategien die Globalisierung und führen zu einer zunehmenden Regionalisierung der Handelsblöcke und Wertschöpfungsketten. Solche komplexen Veränderungen können zu Versorgungsengpässen führen, während gleichzeitig um Zölle und nicht-tarifäre Regulierung gekämpft wird. Dies wird den Inflationsdruck bei Waren und Dienstleistungen stützen. Im Handelsstreit zwischen den USA und China sollte derweil der Höhepunkt erreicht sein und die wirtschaftspolitische Visibilität wieder deutlich besser werden.

Auswirkungen auf Anleihesegmente

"Trotz der Aussicht auf wieder leicht steigende Zinsen sollten Anleger realistisch bleiben; das absolute Zinsniveau wird vorerst niedrig bleiben", betont Peter De Coensel. "Wenn man festverzinsliche Papiere in einem global diversifizierten Portfoliokontext betrachtet, bieten sie auch zukünftig angemessene Ertragschancen", ergänzt er. Vor allem Strategien wie der DPAM L Bonds Universalis Unconstrained bieten weiterhin einen Mehrwert, indem sie Zinskupons vereinnahmen und gleichzeitig Kapitalzuwächse durch Kurssteigerungen erzielen.

Zusammenfassen meint De Coensel: "Wir gehen davon aus, dass sich eine langanhaltende Neigung zu steileren Verläufen auf die Kernzinskurven der EU- und US-Staatsobligationen auswirken wird. Für vielversprechend halten wir im Zuge der allgemeinen Erwartung höherer Preise globale inflationsgebundene Staatsobligationenstrategien. Sich verbessernde Wachstumsaussichten und ein unterstützendes Nachfrage/Angebot-Verhältnis lassen uns sowohl bei EUR-Investment Grade-Obligationen als auch im Hochzinssegment neutral bleiben. Wir schauen insbesondere auch nach qualitativ hochwertigen Obligationen mit attraktiven Zinskupons in den lokalen Währungen der Schwellenländer. Qualität und ein nachhaltiger Länderauswahlprozess bleiben in einem sehr volatilen Emerging Markets Debt-Sektor die entscheidenden Faktoren."

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