23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Der US-Dollar hat in den letzten Wochen einen wahren Höhenflug hingelegt. Er profitiert von den raschen Zinserhöhungen der Fed und der dadurch steigenden Zinsdifferenz zur Eurozone und zu Japan. Thomas Stucki von der St.Galler Kantonalbank erwartet jedoch eher einen Rückfall des Dollar-Kurses zum Franken in Richtung 0.92 CHF als einen dauerhaften Anstieg deutlich über die Parität.
Ende März kostete ein Dollar noch 0.92 CHF, aktuell sind es 0.99 CHF. Die Parität, die letztmals 2019 bestand, ist nicht mehr weit entfernt. Handelsgewichtet hat der Greenback seit Jahresbeginn 13% zugelegt. "Was bei einer entsprechenden Frankenaufwertung für die Schweizer Wirtschaft eine harte Belastung wäre, ist für die US-Wirtschaft kein Thema", sagt Thomas Stucki, Chief Investment Officer St.Galler Kantonalbank. Dafür sei der Anteil des Aussenhandels in den USA im Vergleich zur Binnenwirtschaft zu gering. Zudem würden die amerikanischen Exporte und Importe grösstenteils in US-Dollar abgewickelt.
"Der Dollar profitiert von den raschen Zinserhöhungen der Fed und der dadurch steigenden Zinsdifferenz zur Eurozone und zu Japan. Dadurch fliesst viel Kapital zurück in die USA, üblicherweise auch und vor allem aus den Schwellenländern", erläutert Stucki. Eine ähnliche Bewegung habe es 2016 gegeben, als die Fed letztmals einen Zinserhöhungszyklus startete. Damals stieg der handelsgewichtete Kurs des Dollars innert kurzer Zeit um 10% an. Im Verlaufe des folgenden Jahres verlor er den ganzen Kursgewinn wieder, obwohl die Fed ihren Leitzins regelmässig weiter anhob. Da stelle sich die Frage, ob sich die Geschichte diesbezüglich wiederhole.
"Solange namhafte Ökonomen wie Larry Summers oder Kenneth Rogoff noch deutlich stärkere Zinserhöhungen der Fed fordern und sich bei den Inflations- und Lohndaten keine Beruhigung zeigt, bleibt die Phantasie für den Dollar erhalten", meint der CIO. Zudem habe Fed-Präsident Jerome Powell in den letzten Monaten seine Aussagen öfters in Richtung einer restriktiveren Haltung angepasst.
Die Wahrscheinlichkeit sei aber gross, dass sich die Inflationsrate in den nächsten Monaten stabilisiere oder sogar wieder sinken werde. Die Fed werde auch in diesem Fall die Zinsen zügig weiter erhöhen, um rasch in den Bereich von 2.50% bis 3.00% zu kommen, den sie als wirtschaftsneutral beurteilt. Danach werde sie das Tempo zügeln und schauen, welche Wirkung sie mit ihrer Politik für die Konjunktur und die Inflation erzielt habe.
Stucki geht davon aus, dass sich die Finanzmärkte an die höheren Zinsen gewöhnt haben werden und der im Juni beginnende Abbau der Bilanz der Fed werde mehr ein Hintergrundgeräusch als ein schlagzeilenträchtiges Thema sein. "Wenn die EZB wie von uns erwartet im Herbst die Zinsen in der Eurozone anhebt, wird sich die Aufmerksamkeit der Analysten und der Finanzmärkte von Washington abwenden und Frankfurt zuwenden. Sollte gleichzeitig in den USA der Druck im Arbeitsmarkt abnehmen und die Arbeitslosenrate steigen, was unausgesprochen eines der Ziele der aktuellen Fed-Politik ist, dürfte der Dollar die Gunst der kurzfristig orientierten Anlegerinnen und Anleger rasch verlieren", erwartet der CIO und fügt hinzu: "Eine Wiederholung von 2017 und damit ein Rückfall des Dollar-Kurses zum Franken in Richtung 0.92 ist wahrscheinlicher als ein dauerhafter Anstieg deutlich über die Parität."