04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Die deutsche Privatbank Berenberg erwartet für die US-Wirtschaft in den kommenden zwei bis drei Quartalen eine milde Rezession und keine Beschleunigung des Wachstums in der Eurozone. Die Aktienmärkte scheinen hingegen auf eine deutliche Konjunkturerholung zu setzen, meint der Leiter Multi Asset und Chefstratege, Bernd Meyer. Bei Aktien sei deshalb Vorsicht geboten.
Das Aufwärtspotenzial scheine bei der Vielzahl an Risiken und gleichzeitig gestiegenen Bewertungen vorerst limitiert, hält Chefstratege Bernd Meyer von Berenberg in seiner jüngsten Markteinschätzung fest. «Wir sehen für das dritte Quartal eine erhöhte Gefahr für Rücksetzer», zitiert ihn das Branchenportal Citiwire.de.
Die nur langsam rückläufige Kerninflation und der robuste Arbeitsmarkt in den USA dürften die US-Notenbank dazu veranlassen, die Zinsen länger höher zu halten. Der Markt habe zwar bereits etwas von der Erwartung Abstand genommen, dass die Zinssenkungen schneller und deutlicher erfolgen würden. Eingepreist seien für Ende 2024 aber immer noch um mehr als 120 Basispunkte niedrigere US-Leitzinsen.
Diese dürfte es nur bei einer deutlicheren Wirtschaftsabkühlung geben, so Meyer. Bleiben jedoch die Zinsen länger hoch und die Zinsstrukturkurven invers, dürfte dies weitere Spuren hinterlassen. Diese seien bereits im Immobilienmarkt, regionalen US-Banken oder in Form von schlechteren Kreditkonditionen, sinkender Kreditnachfrage und schwächerem Konsumvertrauen sichtbar. Die Konjunkturrisiken seien vor diesem Hintergrund weiter sehr hoch.
Positiv überraschen könnten hingegen Aktien aus den Schwellenländern. Mit Blick auf einen gleichzeitigen Konjunkturaufschwung beidseits des Atlantiks 2024 sieht Berenberg zwar insgesamt längerfristig Potenzial für Aktien, erwartet aber, dass im zweiten Halbjahr bessere Einstiegsniveaus erreicht werden.
Anleihen und Rohstoffe erscheinen dem deutschen Finanzhaus kurzfristig attraktiver. «Anleiherenditen dürften nicht mehr stark steigen, das macht Zinsduration interessanter», gibt Citywire Meyers Urteil wieder.
Auch die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen guter Qualität seien attraktiv. Hier empfehle es sich aber, bei kürzeren Laufzeiten zu bleiben, denn auch Risikoprämien oberhalb des historischen Medians dürften sich bei Konjunkturschwäche weiter ausweiten.
Schwellenländeranleihen, besonders in Lokalwährung, würden angesichts höherer Realzinsen und der Chance auf frühere Zinssenkungen ihren Reiz behalten. Rohstoffe preisten bereits am stärksten einen Wirtschaftsabschwung ein. «In Verbindung mit der strukturellen Nachfrage durch die Energiewende würden zyklische Rohstoffe deshalb als Portfoliobeimischung interessant bleiben.»