23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben unsicher und die Debatten darüber, ob die Weltwirtschaft auf eine weiche oder harte Landung zusteuert, halten an. Inmitten dieser Unsicherheit sticht eine Anlageklasse als Leuchtturm für Stabilität und potenzielle Wertentwicklung hervor: Pfandbriefe, im Englischen Covered Bonds genannt.
Pfandbriefe sind seit langem für ihre Sicherheit und Zuverlässigkeit bekannt und haben das Potenzial, europäische Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (IG-Unternehmensanleihen) und Staatsanleihen in punkto Performance zu übertreffen. Das macht sie zu einer attraktiven Option für Anleger, die in einem volatilen Markt sowohl Sicherheit als auch Rendite suchen, schreibt Henrik Stille, Portfoliomanager von Nordeas europäischen Covered-Bond-Strategien.
Covered Bonds blicken auf eine über 200-jährige Geschichte zurück, in der kein einziger Ausfall verzeichnet wurde. Diese bemerkenswerte Erfolgsbilanz ist ein Beleg für ihre Sicherheit und ihr geringes Risiko. Im Jahr 2022 hatte der Markt für Covered Bonds ein ausstehendes Volumen von rund 3 Billionen Euro. Die grössten Emittenten sind Länder wie Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien und Schweden.
Pfandbriefe zeichnen sich durch ihren "Dual-Recourse"-Charakter aus: sie sind sowohl durch das emittierende Institut als auch durch einen Deckungspool von Vermögenswerten wie Hypothekendarlehen oder Schulden des öffentlichen Sektors besichert. Diese doppelte Besicherung, gepaart mit strengen lokalen Gesetzen, niedrigen Loan-to-Value-Anforderungen und einem aktiven Management des Deckungspools, stellt sicher, dass diese Anleihen hochgradig sicher bleiben. Darüber hinaus haben europäische Vorschriften, insbesondere im Rahmen der Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Banken, Covered Bonds von Bail-in-Verfahren ausgenommen, was eine weitere Sicherheitsebene für Anleger darstellt.
In der ersten Hälfte des Jahres 2024 war ein Rückgang der Neuemissionen von Covered Bonds zu verzeichnen, nachdem sie 2023 ein Rekordhoch erreicht hatten. Dieser Rückgang war erwartet worden, da sich die Hypothekenaktivität in ganz Europa verlangsamte. Das geringere Angebot trug zu einer Verengung der Spreads bei, wobei Covered Bonds bis Ende Mai 2024 eine Verbesserung um 13 Basispunkte verzeichneten. Die Volatilität an den Märkten machte sich jedoch im Juni bemerkbar, als die unerwartete Forderung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach vorgezogenen Neuwahlen Schockwellen durch die Märkte schickte. Diese Unsicherheit, gepaart mit Bedenken über die Finanzpolitik in Ländern wie Frankreich, Italien und Belgien, führte zu einer Ausweitung der Spreads sowohl bei Staatsanleihen als auch bei Covered Bonds. "Trotz dieser Volatilität sind Covered Bonds aufgrund ihrer inhärenten Sicherheit ein attraktiver Einstiegspunkt für Anleger, insbesondere im Vergleich zu den volatileren IG-Unternehmensanleihen", schreibt Stillet.
Die jüngste Ausweitung der Spreads bei Covered Bonds stellt für Henrik Stille im Gegensatz zu den engeren Spreads bei IG-Unternehmensanleihen eine überzeugende Anlagemöglichkeit dar. In der Vergangenheit bewegte sich der Spread zwischen Unternehmensanleihen und Covered Bonds bei rund 100 Basispunkten – doch bis Mitte 2024 hat sich der Spread auf etwa 40 Basispunkte verringert. Henrik Stille: "Dies bietet Anlegern eine seltene Gelegenheit, auf einem attraktiven Niveau in Covered Bonds einzusteigen".
Mit Blick auf die Zukunft kann gemäss dem Experten aufgrund der geringeren Hypothekenaktivität mit einem anhaltenden Rückgang der Covered-Bond-Emissionen gerechnet werden. Im Gegensatz dazu könnten IG-Unternehmensanleihen, die derzeit optimistisch für eine weiche Landung bewertet sind, in einem unruhigen wirtschaftlichen Umfeld vor grösseren Herausforderungen stehen. Es wird erwartet, dass Pfandbriefe mit ihrem konservativen Charakter mindestens so gut wie Unternehmensanleihen oder sogar besser abschneiden und mehr Schutz sowie höhere risikobereinigte Renditen bieten.
Covered Bonds werden aufgrund ihres defensiven und hochwertigen Charakters häufig als Ersatz für EU-Staatsanleihen angesehen. Die Angebotsdynamik im Jahr 2024 spricht weiter für Pfandbriefe. Während das Nettoangebot an EU-Staatsanleihen aufgrund der anhaltenden Haushaltsdefizite voraussichtlich steigen wird, dürfte die Emission gedeckter Schuldverschreibungen gedämpft bleiben. Dieses Ungleichgewicht im Angebot stützt die Wertentwicklung von gedeckten Schuldverschreibungen im Verhältnis zu Staatsanleihen.
Henrik Stille glaubt, dass Pfandbriefe auch in der zweiten Jahreshälfte 2024 Pfandbriefe weiterhin einen soliden Schutz in einem risikoaversen Umfeld bieten sollten und im Vergleich zu Staatsanleihen bessere Renditeerwartungen aufweisen. Ein aktives Management in diesem Bereich kann die Renditen weiter steigern und die Chancen in einem Markt nutzen, in dem die Angebots-Nachfrage-Dynamik günstig ist.
"2024 bietet eine potenziell beispiellose Gelegenheit, in Covered Bonds zu investieren", schreibt Stille. Als Anlageklasse bieten sie eine attraktive Allokation innerhalb der strategischen Asset-Allokation, insbesondere für risikoaverse Anleger, die eine Diversifizierung weg von Unternehmensanleihen anstreben. Mit vergleichbaren Renditen bei niedrigerem Risikoniveau seien Covered Bonds im aktuellen Marktumfeld eine überzeugende Wahl.